Dunkle Flammen Der Leidenschaft
hatten, hielt Maximus vor einem stattlichen, weißen, zweistöckigen Haus mit ockerfarbenem Fassadenstuck. Die altertümliche Anmutung schien eher den ästhetischen Geschmack des Besitzers als das wahre Alter des Gebäudes widerzuspiegeln, und obwohl imposant, war das Anwesen nur etwa ein Viertel so groß wie Vlads.
Zwei bärtige Wachmänner mit automatischen Schusswaffen standen zu beiden Seiten dessen, was offensichtlich die Eingangstür darstellte. Da dies ein Vampirhaushalt war, nahm ich an, dass die großen Kanonen mit Silber statt Blei geladen waren. Maximus und Shrapnel schienen nicht beunruhigt zu sein. Als wir ausstiegen, würdigten sie die Wachen, die uns die beiden Türflügel aufhielten, keines Blickes, und so tat ich es ihnen nach. Der Rest unserer bewaffneten Eskorte stieg zwar aus, blieb aber bei den Wagen, ebenso bedrohlich wie stumm. Wie üblich begann ich mir in Gedanken die nervigsten Achtziger-Jahre-Songs vorzududeln, sobald ich Tolvais Türschwelle passiert hatte. Keinesfalls wollte ich riskieren, noch einmal unvorbereitet einem Gedankenleser über den Weg zu laufen.
Ein schlanker Junge mit rostbraunem Haar kam durch die Eingangshalle auf uns zu. Er trug Jeans, Sneakers und eine schwarze Jacke über einem Ed-Hardy-T-Shirt. Er wirkte nicht mal alt genug, um in den Staaten schon Alkohol trinken zu dürfen, sodass ich überrascht war, als Maximus und Shrapnel vor ihm den Kopf neigten.
»Grüße von unserem Herrn, Tolvai«, sagte Maximus förmlich.
Tolvai reagierte mit einem Wortschwall, von dem ich nichts verstand. Rumänisch war es nicht – ich kannte inzwischen einige Worte aus dieser Sprache –, doch meine Verwirrung verflüchtigte sich, als Shrapnel die Hand hob.
»Vlad verlangt, dass du vor seinem Gast englisch sprichst, damit sie alles versteht, was gesagt wird.«
»Stimmt das?«, antwortete Tolvai mit starkem Akzent in der Stimme.
Bernsteinfarbene Augen musterten mich. Kaum sah ich in sie hinein, wusste ich nicht mehr, wie ich Tolvai jemals für jünger als mich selbst hatte halten können. Die Last der Jahrhunderte lag in jenen Edelsteinaugen, und die Art, wie er mich von der Narbe in meinem Gesicht bis zu den Schuhen taxierte, sagte mir, dass eine Sterbliche für ihn überhaupt nichts zählte.
»Wenn Vlad es wünscht, wiederhole ich, was ich gesagt habe«, meinte Tolvai und lächelte mich an wie ein großer weißer Hai eine fette Robbe. »Was ist passiert, dass Vlad seine hochrangigsten Wachleute zu mir schickt, ohne mich vorher auch nur anzurufen und mich über ihr Kommen zu informieren?«
»Kürzlich haben vier Vampire eines von Vlads Unternehmen in Süd-Suceava in Brand gesteckt«, verkündete Maximus. »Drei der Täter wurden getötet, aber einer ist uns entwischt. Vlad bittet all seine Verbündeten um Unterstützung bei der Suche nach dem verbleibenden Brandstifter.«
Ein ganz leichtes Lächeln spielte um Tolvais Lippen. »Natürlich bekommt ihr meine Hilfe. Jeder Anschlag auf sein Vampirterritorium muss sofort gerächt werden, sonst könnten seine Feinde es ihm als Schwäche auslegen.«
Ich war überrascht über den versteckten Spott. Tolvai hatte nicht auf Vlads Verdächtigenliste gestanden, aber vielleicht sollte er das noch einmal überdenken. Shrapnel schien sein Tonfall auch nicht zu gefallen. Sein böser Blick hätte Löcher in Tolvais trügerisch jung wirkendes Gesicht brennen können, doch der Vampir zeigte nicht die geringste Besorgnis. Als sein Blick kurz wieder abschätzig zu mir wanderte, glaubte ich, dass er entweder loyal – wenn auch sarkastisch – war, oder die Kunde von meinen Fähigkeiten sich noch nicht bis zu ihm herumgesprochen hatte.
Beides wurde auf die Probe gestellt, als Shrapnel in mildem Tonfall sagte: »Dann wird es dir sicher nichts ausmachen, wenn Leila ein paar Dinge in deinem Haus berührt.«
Tolvai wirkte verwirrt, aber nicht alarmiert. »Miért? Aber warum?«, fügte er gleich darauf in Englisch hinzu.
»Weil Vlad dich darum bittet«, war Maximus’ Antwort.
Jeder hätte die Angriffslust in dem Tonfall des hünenhaften Vampirs herausgehört. Tolvais Lippen wurden schmal, und wären da nicht diese alten Augen gewesen, hätte man ihn für einen Teenager halten können, der kurz vor einem Wutanfall stand. Einige angespannte Augenblicke lang fragte ich mich, ob er ablehnen würde. Aber dann machte er eine ausladende Handbewegung.
»Wenn Vlad es so wünscht, bitte. Aber um das amerikanische Sprichwort zu bemühen: Wenn sie etwas kaputt
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