Dunkle Flammen Der Leidenschaft
aufhören sollte, sich selbst zu geißeln.
»Ich muss Schluss machen«, sagte ich, jetzt meinerseits schniefend.
»Ich kann’s dir nicht verdenken, wenn du mich jetzt hasst«, antwortete Marty heiser.
»Ich hasse dich nicht, du Blödmann«, fuhr ich ihn an. »Aber ich werde es dir heimzahlen, wenn wir uns wiedersehen. Verlass dich drauf.«
Er stieß ein gepresstes Lachen aus. »Ich freue mich schon, Kind.«
Vlad nahm das Handy und ließ mich endlich los. »Martin, was du getan hast, gefällt mir nicht«, meinte er kühl. »Wenn du mir das nächste Mal Informationen vorenthältst, verbrenne ich dich.«
Marty wollte etwas sagen, aber Vlad legte auf. Ich rutschte von ihm weg, innerlich noch immer hin- und hergerissen.
»Ich würde ihn auch umbringen wollen, weil er mir nichts gesagt hat, wenn er wegen dieser Sache mit seiner Tochter nicht noch immer so fertig wäre«, murmelte ich. »Kleinwüchsige können normal große Kinder haben, aber das weißt du sicher. Vera war schlank, hatte langes dunkles Haar, blaue Augen … Sie sah ein bisschen aus wie ich, und sie war zwanzig, als Marty sie getötet hat. Ich habe es gesehen, als ich ihn das erste Mal berührt habe, weil es seine schlimmste Sünde war.«
Vlad sagte nichts, aber er zog die Brauen hoch, ein stummes Zeichen, dass ich fortfahren sollte.
»Anfang des neunzehnten Jahrhunderts hatten Marty und Vera eine gemeinsame Nummer wie jetzt er und ich. Nach der Show hat ein Vampir ihn angegriffen, aber das war noch nicht alles. Er hat ihn verwandelt und einfach sich selbst überlassen. Als Marty als Vampir erwachte, beweinte Vera gerade seinen vermeintlichen Tod. Was dann kam, weißt du selbst. Kein neu erschaffener Vampir kann seine Gier bezähmen.«
»Nein«, antwortete Vlad ruhig, »kein junger Vampir kann das. Du bist zu Recht der Meinung, dass er nichts für ihren Tod kann, aber was ich sagte, war ernst gemeint. Wenn er mir noch einmal Informationen vorenthält, werde ich ihn töten.«
Ich starrte ihn an. Der Blick seiner blanken Kupferaugen war völlig leidenschaftslos, seine Worte wirkten, als wären sie nicht von Belang. Vielleicht war ihm auch einfach egal, wie sehr sie mich verletzten.
»Manchmal glaube ich, du bist die kaltherzigste Person, die ich je kennengelernt habe«, sagte ich und stand auf.
»Du hättest sterben können.«
Als er zu sprechen begann, saß er noch immer auf der Turnmatte, Blutstropfen auf dem grauen Hemd, die seinen eleganten und doch lässigen Dreiteiler entstellten. Bevor ich jedoch den nächsten Atemzug tat, stand er direkt vor mir.
»Bedroht mich jemand oder bringt eine Person in Gefahr, die unter meinem Schutz steht, statuiere ich ein Exempel an ihm. Ich habe Marty jetzt schon zweimal aus Rücksicht auf dich ungestraft davonkommen lassen, aber ein drittes Mal bekommt er kein Pardon. Ich kann es mir nicht leisten, andere denken zu lassen, sie könnten sich genauso aufführen.«
»Weil du dann deinen furchteinflößenden Ruf verlierst?«, erkundigte ich mich mit bitterem Hohn.
»Ja, und meine Leute werden darunter zu leiden haben«, antwortete er und hob mein Kinn an, damit ich ihn ansehen musste. »Ich töte nicht aus perversem Vergnügen. Ich tue es, um die Meinen zu schützen, denn wenn ein Leben verloren ist, ist es das für immer.« Seine Stimme klang belegt. »Du hast in mein Innerstes gesehen. Du weißt, was der Verlust mich gekostet hat.«
Oh, wie ich mir wünschte, er würde lügen. Es wäre so viel einfacher gewesen, wenn Vlad ein mordlüsterner Narzisst gewesen wäre, der sich für niemanden außer sich selbst interessierte, aber ich wusste es besser. Auf eine verschrobene Art schätzte er das Leben mehr als die meisten anderen, aber hier ging es ihm nur um seine Leute. Kein Wunder, dass sie außer ihm niemanden fürchteten.
»Ich will, dass du Marty noch einmal anrufst, damit ich mit ihm reden kann«, sagte ich ruhig. »Gib ihm die Chance, sich zu erklären, ohne dass deine Todesdrohung über ihm hängt. Danach geht alles, was er dir verheimlicht, auf seine Kappe. Abgemacht?«
Er verzog die Lippen. »Abgemacht.«
Ich wollte schon weggehen, da hielt mich seine Stimme auf, bevor ich auch nur ein paar Schritt weit gekommen war.
»Wir sind noch nicht fertig, Leila.«
Ich wünschte mir, ich hätte nicht gewusst, was er meinte, doch als Vlad seinen Hemdsärmel aufknöpfte und sein Jackett aufkrempelte, bestätigte sich mein Verdacht.
»Was, wenn ich Nein sage?«, wollte ich wissen. »Zwingst du mich
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