Dunkle Flammen Der Leidenschaft
strenge Blick meines Vaters sagte mir, dass er mir den größten Teil dessen, was ich in der vergangenen Stunde gesagt hatte, nicht abkaufte.
»Ich möchte mit demjenigen sprechen, der für diese Zeugenschutzmaßnahme verantwortlich ist, Leila.«
Vlads Lächeln war träge und herausfordernd. »Tun Sie.«
»Dann möchte ich jemand anderen sprechen«, antwortete mein Vater knapp.
»Das lässt sich sicher arrangieren«, mischte ich mich sofort ein. Vlad konnte einen seiner Leute einen Typen vom rumänischen Zeugenschutzprogramm spielen lassen, und wenn alles nichts nutzte, würde er eben mit Hypnose nachhelfen müssen. Ich hasste das, doch das Leben meines Vaters stand auf dem Spiel.
Nach einem Augenblick gespannter Stille erhob sich Vlad. Da er meine Hand nicht losgelassen hatte, musste ich mit ihm aufstehen und spürte den Blick meines Vaters schwer auf mir lasten, während ich mich noch um ein falsches Lächeln bemühte.
»Wir unterhalten uns beim Abendessen weiter«, meinte ich. »Bis dahin wollt ihr euch sicher ausruhen, auspacken und, äh, euch frisch machen.«
»Shrapnel, geleite unsere Gäste bitte zu ihren Zimmern«, befahl Vlad, sein freundlicher Tonfall ein krasser Gegensatz zu der in der Luft schwirrenden Spannung.
Der hünenhafte Vampir mit der mokkafarbenen Haut erschien in der Tür. Gretchen erhob sich und musterte mich kopfschüttelnd.
»Was für ein Wahnsinn, Leila.«
Und du weißt noch nicht mal die Hälfte , dachte ich bitter.
31
Kaum war meine Familie außer Sichtweite, entzog ich Vlad meine Hand und machte mich auf den Weg zum dritten Stock. Dort ging ich sofort in den holzvertäfelten Salon statt in mein Schlafzimmer.
»Wenn es überhaupt noch eine Chance gibt, das zwischen uns geradezubiegen – und ich muss verrückt sein, überhaupt mit dem Gedanken zu spielen –, will ich von dir eine Riesenentschuldigung hören«, begann ich ohne Umschweife.
Er verschränkte die Arme vor der Brust. Der prächtige Glitzergehrock und sein ohnehin imponierendes Auftreten ließen in mir das Gefühl aufkommen, ein ganzes Stück zu schrumpfen, aber ich ließ mich nicht einschüchtern. Ich stellte mich aufrechter hin und begann mit dem Fuß auf den Boden zu trommeln.
Er senkte den Blick. »Soll mich das einschüchtern?«, fragte er, sein Tonfall satinummantelter Stahl.
»Es soll dir zeigen, dass ich es ernst meine«, stieß ich hervor.
Als wir den Raum betreten hatten, war der Kamin noch nicht entzündet gewesen. Jetzt schossen darin Flammen empor, als wäre eine Bombe hochgegangen. Ich warf einen Blick auf sie, auf Vlad und verschränkte dann meinerseits die Arme.
»Wer versucht jetzt wen einzuschüchtern?«
»Dank mir ist deine Familie vor Szilagyi sicher.« Die Flammen schossen noch höher auf. »Und doch setzt du mir ein Ultimatum und verlangst, dass ich dich um Verzeihung bitte?«
Jahrelang hatte ich mich bestens im Zaum gehalten. Keine zwei Wochen waren vergangen, seit ich Vlad kennengelernt hatte, und schon hatte ich das Gefühl, mich ebenso wenig im Griff zu haben wie den Strom in meinem Körper.
»Ich sehe ja ein, dass du einem Zeitalter entstammst, als es noch topmodern war, eine Person mit der Gefangennahme ihrer Familie zu erpressen«, fuhr ich ihn an, »aber im einundzwanzigsten Jahrhundert ist das alles andere als cool! Mal im Ernst, warum überrascht dich das so?«
Er zog die Brauen hoch. »Wir waren noch kein Paar, als ich deine Familie unter Beobachtung gestellt habe.«
»Du willst dich mit Spitzfindigkeiten herausreden?« Bei dem Wort Spitzfindigkeiten wurde meine Stimme lauter.
»Weißt du, wann ich das letzte Mal zugelassen habe, dass mich jemand ohrfeigt?«, fragte er streng.
»Du schweifst vom Thema ab«, murrte ich, allerdings von Scham erfüllt. Gewalt durfte in einer Beziehung unter keinen Umständen vorkommen. Was ich getan hatte, ließ sich nicht entschuldigen, und das wusste ich.
Er kam näher. »Du hast die Narben auf meinem Körper gesehen, aber sie stammen nicht alle aus der Schlacht. Viele stammen aus der Zeit, als ich als Junge gefangen gehalten und geschlagen wurde. In den Jahrhunderten danach habe ich mich von wenigen in Freundschaft, noch weniger in Liebe berühren lassen, aber niemals in Aggression und ohne mich dafür zu rächen … aber du hast mich geschlagen, und ich habe nichts getan.« Seine Stimme wurde tiefer. »Wenn das für dich keine Entschuldigung ist, dann kennst du mich nicht.«
Verwirrung gesellte sich zu den in mir aufwallenden
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