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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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amüsierte sich köstlich, wenn ich meine Röcke raffte, um besser rennen zu können - anscheinend hatte ich mal wieder etwas geradezu 'Unschickliches' getan, denn eine Frau darf keinen Fleck ihres Beines sehen lassen. Später machten wir noch einen Spaziergang um den See.
    Von der Bewegung war mir noch immer ganz heiß und ich seufzte:
    "Ich wünschte, ich könnte jetzt ein Bad nehmen."
    Tatsächlich vermisste ich diese Art der Körperreinigung sehr, denn a m Hof badete man selten, wusch sich nur. Körpergerüche überdeckte man mit gewaltigen Wolken Parfüm, die jedes Zimmer in Versailles erfüllten, in dem Menschen waren. Verblüfft sah mich der Marquis an, mein Wunsch entsprach natürlich nicht den gängigen Vorstellungen.
    "Vielleicht habe ich doch eine Meernixe aus dem Meer gefischt", grinste er. "Aber wenn Ihr baden wollt - ich werde mich umdrehen. Taucht nur nicht für immer im See ab, ich sollte Euch wieder mit nach Versailles zurückbringen."
    "Das wird wohl nicht nötig sein, zu dieser Jahreszeit ist das Wasser selbst für mich nicht mehr angenehm. Die ganzen Umstände und die moralische Entrüstung über diese Tat kann ich mir sparen."
    Ich trat näher zum Wasser. Als ich so eine Weile stand, entdeckte ich ein Stück weit vom Ufer entfernt etwas, das Ringe entstehen ließ, die auf meine Füße zuliefen. Da zappelte etwas im Wasser. Ich beugte mich weit vor und glaubte ein Vögelchen zu erkennen, das dort schwach mit den Flügeln schlug. Aus eigener Kraft schien es sich nicht mehr vor dem Ertrinken bewahren zu können. Das Wasser schien nicht tief und ich watete mühsam hinein, während meine Röcke sich mit Wasser voll sogen. Meine 'geborgte' Kleidung war für mich jedoch zweitrangig und ich wunderte mich, als später alle so einen großen Aufstand deswegen machten. Auch das kalte Wasser sollte kein Grund sein, ein armes Lebewesen ertrinken zu lassen.
    "Madame Anne!" , rief der Marquis hinter mir schockiert, als ich über bis die Knie im Wasser stand.
    Sorgsam legte ich den kleinen braunen Vogel in mein Schultertuch und ich trug ihn an Land. Er war bereits so schwach, dass er sich kaum wehrte. Der Marquis half mir heraus und musterte missbilligend den Rock, der nun wie ein schmutziger Lappen an meinen Beinen klebte.
    "Was habt Ihr Euch nur dabei gedacht?" , schalt er mich.
    Er fand das gar nicht lustig. Ich aber auch nicht.
    "Das seht Ihr doch ", erwiderte ich. "Ich versuche diesen kleinen Vogel zu retten. Ein Leben."
    Nur kurze Zeit später, als der Diener alles zusammenpackte, erheiterte der Vorfall den Marquis plötzlich doch.
    "Nun habt Ihr Euer Bad doch noch gehabt!" , spottete er. "Nur seid Ihr nicht sauberer geworden."
    Und von diesem Augenblick an schien er sich auch für das Vögelchen zu interessieren, auf jeden Fall holte er eigenhändig ein trockenes Tuch aus dem Wagen. Der Vogel rührte sich nur ganz wenig. Mit patschnassem Rock und mit einem Vogel auf dem Schoß trat ich schließlich die Rückfahrt an. Als wir das Tor von Versailles passiert hatten, kam die Frage auf, was nun mit dem Tier geschehen sollte. Vorerst wollte ich es mit auf mein Zimmer nehmen, aber danach? Mir fiel nichts anderes ein, als den Wärter der Vogelvoliere zu fragen, obwohl man davon ausgehen musste, dass der für einen so unscheinbaren Vogel keine Verwendung haben würde.
    Als wir das Schloss betraten, begegnete uns unglücklicherweise auch noch die Comtesse de Magnon. Ihr geringschätziger Blick erfasste die Situation sofort und ihre Augen leuchteten auf. Die verhasste Fremde tropfend, mit schmutzigen, nassen Röcken und einem halbtoten Vogel in den Händen - das war ein gefundenes Fressen für diese klatschsüchtige Dame. Angeekelt rümpfte sie Nase und gab wieder einen ihrer Kommentare von sich, von dem ich immer noch nicht sehr viel verstand. Zwar habe ich zwangsläufig Französisch lernen müssen, aber oft verstehe ich etwas nicht. Wie üblich grämte sich der Marquis plötzlich, mit mir gesehen worden zu sein und folgte ihr, zweifellos, um ihr zu erklären, warum er so dumm gewesen war, mit mir wegzufahren. Sie warf noch einmal einen höhnischen Blick zu mir zurück.
    Siehst du, wie leicht ich dir jeden deiner Freunde ausspanne? sagte er.
    Wütend schwor ich mir, eines Tages würde ich es ihr heimzahlen. Wäre ich noch bei den Piraten, hätte ich sie zu einem Zweikampf herausgefordert, aber hier... Der Tag war mir vergällt. Ich brachte mein Fundtier auf mein Zimmer, in dem zum Glück niemand war. Ich glaube

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