Dunkle Obsession
nicht verstanden, was sie damit meinte.«
»Mutter will wieder mit dem Reiten anfangen«, sagte Tania, offenbar bemüht, das Thema zu wechseln.
»Reiten? Himmel, wie ist sie denn darauf gekommen?«
»Ich habe keine Ahnung, aber ich habe den Verdacht, dass ihr Besuch heute Morgen bei Matthew Stevens etwas damit zu tun haben könnte.«
»Wirklich?« Crispian schaute Annabel an. »Sieht so aus, als hättest du ernsthafte Konkurrenz, Annie.«
»Ich heiße Annabel, und ich habe kein besonderes Interesse an Sir Matthew.« Sie stand abrupt auf. »Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet, aber ich muss zurück auf mein Zimmer. Ich muss meine Notizen auf den aktuellen Stand bringen.«
»Sie ist ganz verrückt nach ihm«, behauptete Crispian, als Annabel gegangen war. »Ich glaube, wir sollten ihnen eine Gelegenheit bieten, sich besser kennen zu lernen, meinst du nicht auch, Tania?«
Seine Stiefschwester lächelte ihn an. »Das hört sich nach Spaß an. Vielleicht können wir nach der Dinnerparty irgendwas arrangieren.«
»Welche Dinnerparty?«
»Das war auch so eine Bombe von meiner Mutter. Sie will eine große Dinnerparty am übernächsten Samstag geben, und Sir Matthew wird einer der Gäste sein.«
»In diesem Fall müssen wir diese Gelegenheit nutzen, allein schon wegen Annabel.«
»Und wir können dabei doch auch unseren Spaß haben, oder nicht?«
»Ja, das ist ein Bonus, den alle hilfsbereiten Menschen erhalten.«
Sie mussten beide lachen.
Sechstes Kapitel
Beim Essen an diesem Abend ging es wieder sehr förmlich zu; die Herren trugen Dinnerjacketts. Annabel trug ein bis zu den Waden reichendes Kleid aus grauer und blauer Seide mit einem darauf abgestimmten Jackett, während Tania sich für ein glänzendes, buntes, schulterfreies Kleid bis zum Knie entschieden hatte. Es umschmiegte ihre Kurven wie eine zweite Haut.
»Ist dir nicht ein bisschen kalt, meine Liebe?«, fragte Marina scharf.
Tania lachte. »Mir ist nicht kalt. Es wissen doch alle, dass ich heißblütig bin.«
Ihr Stiefvater räusperte sich und konzentrierte seinen Blick auf Annabel. »Möchten Sie mal ausreiten, während Sie hier sind, junge Dame? Einige unserer Pferde sind sehr gutmütig.«
»Im Gegensatz zu den Kindern«, warf Crispian scherzhaft ein und zwinkerte Annabel zu.
Bevor sie antworten konnte, unterbrach Lady Corbett-Wynne das aufkommende Gespräch. »Hast du mit diesem Mann wegen meiner Reitstunden gesprochen, James?«
Er nickte. »Jerry sagte, dass er entzückt wäre, dir Reitstunden zu geben, ganz egal wann. Mehr hat er dazu nicht gesagt. Aber wenn du mich fragst ...«
»Ich frage dich nicht«, sagte seine Frau streng.
Tania gab ihrem Stiefbruder einen Tritt unter dem Tisch. Sie schauten sich amüsiert an.
»Wie war es bei Sir Matthew?«, fragte Crispian.
Zu seiner Überraschung lächelte seine Stiefmutter verträumt. »Er war sehr hilfsbereit. Er war es übrigens auch, der mir empfohlen hat, wieder mit dem Reiten anzufangen.«
»Er soll sich nicht in unsere Angelegenheiten einmischen«, knurrte ihr Mann.
»Annabel ist verrückt nach ihm«, sagte Crispian. »Stimmt das nicht, Annie?«
Lady Corbett-Wynne ruckte den Kopf herum und starrte Annabel an. »Ich dachte, er wäre ein wenig zu alt für Sie.«
Annabel, wütend auf Crispian, versuchte, amüsiert auf seine Bemerkung zu reagieren. »Ihr Stiefsohn redet Unsinn, Lady Corbett-Wynne. Ich habe mit Sir Matthew ein oder zwei Sätze geredet.«
»Und in der Zukunft werden Sie auch kaum Zeit dafür haben. Seit Sie hier sind, haben Sie herzlich wenig erreicht, finden Sie nicht auch?«
Diese unfaire Bemerkung ließ die Röte in Annabels Wangen schießen, aber sie senkte den Kopf und fuhr mit dem Essen fort. Es war ihr klar, dass die ältere Frau sehr beunruhigt war von dem, was Crispian gesagt hatte. Wenn sie eine Konkurrenz fürchtete, dann hatte Crispian Recht mit seiner Vermutung. Ob die Gefühle beidseitig waren, konnte noch niemand wissen, aber es war schon auffällig, wie sehr er sich am vorigen Abend um die Lady des Hauses bemüht hatte.
Nach dem Essen, als der Kaffee in der Bibliothek serviert wurde, verschwanden Tania und Crispian. Lady Corbett-Wynne besprach ihre Ideen für die Renovierung des Esszimmers mit Annabel, aber sie waren beide nicht konzentriert, und nach einer halben Stunde zog sich Lady Corbett-Wynne auf ihre Zimmer zurück.
Allein mit Annabel, wurde Lord Corbett-Wynne immer lebhafter. »Also kein fester Freund?«, murmelte er, während seine
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