Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
Es gab noch ein Bild meines Großvaters in einem silbernen Rahmen – edwardianisch –, eine Kompottschale aus Waterford-Porzellan, zwei Schäferinnen aus Dresdner Porzellan, ach, und noch andere Dinge, die verschwunden waren, nachdem Tante Clarise zu Besuch da gewesen war.«
»Hm.« Mitch stützte das Kinn auf Roz’ Kopf und seifte bedächtig ihren Arm ein. »Was weißt du über diese Jane Paulson?«
»Nicht sehr viel. Ich bin ihr auf verschiedenen Hochzeiten, Beerdigungen und solchen Sachen begegnet, aber ich habe kaum ein Bild von ihr vor Augen. Und wenn, dann sehe ich das kleine Mädchen mit dem niedlichen Gesicht. Sie ist fast fünfundzwanzig Jahre jünger als ich, wenn ich richtig gerechnet habe.«
»Mich hat sie an ein Hündchen erinnert, das so oft getreten wurde, dass es den Schwanz zwischen die Hinterbeine klemmt.«
»Wenn sie mit Tante Rissy zusammenlebt, kann ich mir das gut vorstellen. Armes Ding.«
»Sie weiß allerdings etwas.«
Neugierig drehte Roz den Kopf, sodass sie Mitch ansehen konnte. »Wie kommst du darauf?«
»Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich, als ihre Tante behauptete,
keine Tagebücher oder Ähnliches zu besitzen. Als ob sie ihrer Großtante behilflich sein und sagen wollte: Oh, erinnerst du dich nicht mehr an … was auch immer. Dann riss sie sich jedoch zusammen und verschloss sich wieder. Wenn ich der Typ zum Wetten wäre, würde ich einiges darauf setzen, dass die brave Rissy über Informationen verfügt, die uns nützlich sein könnten.«
»Und wenn sie die nicht herausrücken will, verbrennt sie sie lieber, als dass du sie bekommst. So verdreht ist sie.«
»Aber nicht, solange sie nichts von unserem Wissen ahnt, dass sie was hat – und wenn wir Jane überreden können, uns zu helfen.«
»Was hast du vor, das arme Mädchen verführen?«
»Quatsch.« Mitch beugte sich vor, um Roz’ nasse Schulter zu küssen. »Das ist deine Aufgabe. Ich dachte, die Kleine könnte eine Freundin brauchen – und vielleicht die Aussicht auf einen anderen Job. Wenn du es schaffst, Kontakt zu ihr aufzunehmen, ohne dass deine Tante Clarise etwas davon erfährt, und wenn du ihr ein paar Möglichkeiten zur Wahl stellst …«
»Und versuche, sie anzuwerben.« Roz schob die Lippen vor und dachte über diesen Vorschlag nach. »Das ist ziemlich raffiniert, ziemlich hinterhältig. Und es gefällt mir sehr gut.«
Mitch ließ seine Hände an ihr hinaufgleiten und bedeckte ihre Brüste damit, und mit dickem Schaum. »Das habe ich gehofft.«
»Ich habe kein Problem damit, fies zu jemandem zu sein.« Mit einem boshaften Funkeln in den Augen wand Roz sich herum, bis sie Mitch gegenübersaß. »So zum Beispiel«, sagte sie und tauchte sie beide unter.
Sechzehntes Kapitel
Zu dem hektischen Treiben der Frühjahrssaison gesellte sich für die Pflanzenzüchterin noch ein unterschwelliger Stressfaktor, vor allem, wenn sie zufälligerweise zugleich die Besitzerin eines Gartencenters war. Hatte sie genug Pflanzschalen vorbereitet, bot sie die richtigen Sorten und Stückzahlen von Stauden an?
Würden die Blüten groß genug, auffällig genug sein, um die Kunden anzuziehen? Waren die Pflanzen kräftig genug, gesund genug, um den Ruf aufrechtzuerhalten, den sie sich in Sachen Qualität erworben hatte?
Hatten sie genügend Körbe, Töpfe, Übertöpfe hergestellt – oder zu viele?
Was war mit den Büschen und Bäumen? Würden die Nebenartikel die Pflanzen bereichern oder von ihrem Verkauf ablenken?
Waren die Farbtöne des gefärbten Mulchs, für die sie sich entschieden hatte, ein Fehlgriff, oder würde ihr Kundenstamm sich über die Abwechslung freuen?
Einen Großteil dieser Fragen überließ Roz Stella; dafür hatte sie schließlich eine Geschäftsführerin eingestellt. Roz wollte viele der Einzelheiten delegieren – an andere Abteilungen. Doch das Gartencenter war immer noch ihr Baby, und sie erlebte Sorgen und Freuden wie jede Mutter eines heranwachsenden Kindes.
Sie konnte sich an den vielen Menschen und dem Durcheinander freuen, an den Kunden, die ihre Einkaufs- oder Transportwagen um die Tische herumlenkten, über Kies und Beton, um genau die richtigen Pflanzen für ihre Gärten oder Verandatöpfe auszusuchen. Sie konnte die Kunden beraten, Empfehlungen aussprechen und tat dies auch gerne. Auf diese Weise
verschaffte sie sich einen Ausgleich zu dem kleinen Stich, den es ihr zu Beginn jeder Pflanzzeit versetzte, wenn sie zusehen musste, wie die Pflanzen, die sie hochgepäppelt hatte, in
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