Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
andere Gärten, ihre neue Heimat, abtransportiert wurden.
Um diese Jahreszeit hielt sie sich oft vor, zu sehr an ihren Pflanzen zu hängen. Doch sie waren eben nicht nur Waren für sie und würden es auch niemals sein. In den Wochen, Monaten, oft Jahren, die sie mit der Pflege mancher Exemplare zubrachte, entstand für sie eine ganz persönliche Bindung.
In den ersten Tagen jeder Frühjahrssaison litt sie unter der Trennung. Dann rückte das Geschäftliche in den Vordergrund.
Gerade stand sie im Anzuchthaus, gönnte sich eine Pause von den vielen Menschen und überlegte, welche Pflanzen sie als Nächstes in den Verkaufsbereich bringen sollte, als Cissy hereinplatzte.
»Roz, ich bin total am Ende.«
Roz schürzte die Lippen. In der normalerweise tadellosen Frisur Cissys war mehr als nur ein blondiertes Strähnchen verrutscht, und in ihren Augen glomm Panik auf. »Das sehe ich. Geht dein Friseur in Rente? Ist deine Masseurin mit einem Musiker durchgebrannt?«
»Ach, mach dich nicht lustig. Ich meine es ernst.« Cissy hastete an den Tischen entlang zu dem Platz, an dem Roz arbeitete. »Meine Schwiegereltern kommen zu Besuch.«
»Oh.«
»Sie haben erst heute Morgen diese Bombe platzen lassen. Und sie kommen in zwei Tagen. Ich hasse es, wenn Leute einfach davon ausgehen, dass sie willkommen sind.«
»Sie sind Familienangehörige.«
»Das macht es nur noch schlimmer, wenn du mich fragst. Du weißt, dass meine Schwiegermutter immer auf mir herumhackt. Schon seit sechsundzwanzig Jahren. Wenn sie nicht nach Tampa gezogen wären, dann wäre ich inzwischen verrückt geworden
oder würde wegen Mordes im Gefängnis sitzen. Du musst mir helfen, Roz.«
»Ich habe nicht vor, dir zuliebe deine Schwiegermutter umzubringen. Auch Freundschaft hat ihre Grenzen.«
»Ich wette aber, das könntest du.« Mit zusammengekniffenen Augen sah Cissy sich forschend um. »Bestimmt gibt es hier alle möglichen interessanten Gifte, die ich in ihren Martini mischen könnte, um diese Hölle zu beenden. Das merke ich mir für alle Fälle. Weißt du, was sie zu mir gesagt hat?«
»Nein, aber ich werde es bestimmt gleich erfahren.«
»Sie hat gesagt, sie nimmt an, dass ich noch keinen neuen Teppich im Esszimmer habe, und wie gerne sie während ihres Besuches hier losziehen und genau das Richtige dafür aufstöbern würde. Ich bräuchte mir keine Gedanken zu machen, dass sie das zu viel Zeit kosten würde – davon hätte sie ja reichlich, seit sie und Don in Rente sind. Wie ich auch bald herausfinden würde, da ich allmählich in das Alter käme. In das Alter. Kannst du dir das vorstellen?«
»Wir beide sind etwa im gleichen Alter – also, vielleicht finde ich hier doch irgendein Gift.«
»Oh, wenn ich erst einmal richtig mit Erzählen anfange, komme ich heute nicht mehr weg hier, und das geht nicht, weil ich so unter Zeitdruck stehe. Die Alte fing noch an, wegen unseres Gartens und des Rasens an mir herumzumäkeln; sie wundere sich, warum ich mich nicht intensiver darum kümmerte, warum ich nicht stolzer auf das Heim sei, das ihr Sohn mir biete.«
»Du hast einen wunderschönen Garten.« Man hätte zwar noch mehr daraus machen können, doch in Roz’ Augen war er ganz hübsch und gepflegt.
»Sie hat mich zur Weißglut gebracht, wie immer, und ich habe sie nur angeschnauzt, wie sehr ich geschuftet hätte, wie ich neue Beete angelegt hätte und was nicht alles. Das habe ich einfach so dahingesagt, Roz, und wenn du mir jetzt nicht hilfst, sieht sie, dass alles erstunken und erlogen war.«
»Wenn du Logan brauchst, können wir Stella fragen, wie sein Terminplan aussieht, aber …«
»Die habe ich eben schon getroffen. Er ist in den nächsten zwei Wochen ausgebucht, absolut, sagt sie.« Cissy rang die wie zum Gebet gefalteten Hände. »Ich flehe dich an, Roz. Ich flehe dich an. Zieh ihn von irgendetwas ab und schick ihn zu mir. Nur für zwei Tage.«
»Ich kann ihn nicht von einem anderen Auftrag loseisen – aber warte«, sagte Roz, als Cissys Augen sich mit Tränen füllten. »Das kriegen wir schon hin. Zwei Tage.« Sie seufzte tief auf. »Das wird ganz schön teuer.«
»Das spielt keine Rolle. Geld ist das geringste Problem. Hier geht es um mein Leben. Wenn du mir nicht hilfst, muss ich heimlich, still und leise nach Tampa hinunterfliegen und sie im Schlaf umbringen.«
»Dann machen wir uns mal daran, dein Leben – und ihres – zu retten.«
Roz hatte bereits eine vage Vorstellung, die bei einem Rundumschlag durch ihr
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