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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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wirklich nichts auszusetzen«, sagte ich mit scharfer Stimme.
    Sie sah mir ins Gesicht und ging, um Mama behilflich zu sein.
    Ich stand allein da und starrte alles an. Das würde meine neue Welt sein, der Ort, an dem ich denken, träumen und hoffen würde, der Ort, an dem ich weinen und lachen würde, an dem ich einsam und traurig sein und vielleicht eines Tages wieder glücklich werden würde. Ich liebte und haßte diese Räumlichkeiten gleichzeitig.
    Daddy würde nie durch diese Tür kommen, um mir gute Nacht zu sagen oder mich zu begrüßen, wenn er nach einem langen Arbeitstag nach Hause kam. Auf gewisse Weise war ich froh, daß er diese Suite nie sehen konnte. Es hätte ihn traurig gemacht, weil er geglaubt hätte, all dieser Reichtum hätte ihm auch mich genommen.
    Ich wollte nicht zulassen, daß ich über alldem Daddy vergaß.
    Auf der langen Frisierkommode wollte ich all meine gerahmten Fotografien nebeneinander aufstellen: die mit mir auf Daddys Schoß, die, auf der Mama und ich dasaßen, während Daddy direkt hinter uns stand. Mit fünf Jahren hatte ich die Worte »Daddy, Mama und ich« daruntergeschrieben.
    Ich wollte mich mit all meinen glücklichen Erinnerungen umgeben – Fotos von unseren Reisen, Fotos im Zoo, Fotos an Bord von Daddys Schiffen und das, auf dem Daddy versuchte, mir das Tanzen beizubringen. Nie, aber auch nie, würde ich zulassen, daß zarte, teure Stoffe, schöne, weiche Möbel, riesige Zimmer und aller Luxus mich dazu brachten, Daddy zu vergessen. Und vor allem mußte Tony Tatterton auf der Stelle erkennen, daß er keine Chance hatte, aber auch nicht die geringste Chance auf Erden, ihn je zu ersetzen.
    Ohne jede Begeisterung fing ich an, mich auszuziehen. Ich zog einen ganz besonderen trägerlosen BH an und schlüpfte dann in das Kleid. An der Taille saß es ausgezeichnet, aber jedesmal, wenn ich die Hände hinter meinen Rücken streckte, um den Reißverschluß zuzuziehen, fiel das Oberteil nach vorn.
    Es war ziemlich knifflig, allein damit zurechtzukommen.
    Unwillig schlüpfte ich in die passenden Schuhe und machte mich auf den Weg zu Mamas Suite, weil ich mir von ihr helfen lassen wollte, doch als ich aus meinem Schlafzimmer kam, lief ich Tony direkt in die Arme. Er hatte sich die Krawatte umgebunden, die Manschettenknöpfe und Kummerbund angelegt, trug aber noch nicht seine Smokingjacke. Ich wich verblüfft zurück und preßte das Oberteil an mich.
    »Entschuldige, wenn ich dich erschreckt habe, aber deine Mutter hat mich gebeten, nachzusehen, wie du zurechtkommst.«
    Einen Moment lang konnte ich nichts darauf erwidern; der Atem stockte in meiner Kehle. Wie lange hatte er schon vor meiner Schlafzimmertür gestanden? Konnte es sein, daß er zurückgekommen war und mich dabei beobachtet hatte, wie ich mich selbst im Spiegel betrachtet hatte? Und warum hatte Mama ihn geschickt? Daddy hatte sie nie geschickt, wenn es um so etwas ging.
    »Ich… ich bin gerade auf dem Weg zu ihrer Suite, damit sie mir hilft, den Reißverschluß zuzumachen«, sagte ich und stürmte los.
    »Dabei kann ich dir doch helfen. Das ist doch der Grund, aus dem schöne Frauen Männer in ihrer Nähe dulden… damit wir ihnen solche Dienste leisten.« Er legte seine Hände auf meine Schultern, um mich zurückzuhalten, als ich an ihm vorbeilaufen wollte. Ich spürte eine Woge glühender Hitze in meinen Nacken aufsteigen. Falls er meine Verlegenheit bemerkt hatte, zeigte er es nicht. »Jetzt zeig mal her… ach, das geht doch ganz einfach.«
    Er zog den Reißverschluß langsam hoch, und als er ihn ganz hochgezogen hatte, drückte er mir schnell einen Kuß aufs Haar.
    »Erledigt«, erklärte er. »Kann ich dir sonst noch bei irgend etwas helfen?«
    »Nein«, sagte ich eilig, so eilig, daß er breit grinste, und seine Augen lachten. Ich erlaubte mir, ihm kurz in die Augen zu sehen, ehe sich mein Blick wieder verlegen auf den Boden senkte. »Ich muß mich jetzt frisieren«, sagte ich und zog mich wieder in mein Schlafzimmer zurück. Ich setzte mich vor die Frisierkommode, um zu Atem zu kommen. Als ich mich im Spiegel ansah, stellte ich fest, daß meine Hände immer noch das Mieder gegen meine Brust preßten, obwohl das gar nicht mehr nötig war. Ich ließ meine Hände sinken, sah wieder zur Tür und rechnete fast damit, ihn dort stehen zu sehen.
    Aber er war fort.
    Ich versuchte, meine Gefühle zu ordnen. Es waren so viele verschiedene, und ich wollte versuchen, sie zu verstehen. Ich haßte es, wie er mit mir sprach und

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