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Dunkler Grund

Dunkler Grund

Titel: Dunkler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Mietshauses. Sie stieg eine wacklige Treppe hinauf und ging einen schmalen Gang entlang, Robbie folgte mit ein paar Schritten Abstand; den Knüppel hielt er noch in der Hand. Sie stiegen weitere Treppen hinauf, bis sie schließlich in einen großen Raum mit Fenster zur Straße kamen. Er wirkte sauber, vor allem in einem solchen Haus, und an den Geruch in dieser Gegend hatte sich Monk bereits gewöhnt. Es standen keine Möbel im Raum, außer einem mehrfach reparierten Holztisch, auf dem ein Stapel Bücher und Papiere, mehrere Tintenfässer und etwa ein Dutzend Federkiele lagen, dazu ein Federmesser und mehrere Blatt Löschpapier. Die Klasse bestand aus dreizehn oder vierzehn Männern jeden Alters und Aussehens, aber ihre Kleider waren sauber, wenn auch vielfach so abgetragen, daß sie dem Namen der Schule alle Ehre machten. Bei Eilishs Anblick strahlten ihre Gesichter, doch Mißtrauen verfinsterte sie wieder, als Monk hinter ihr den Raum betrat.
    »Alles in Ordnung«, versicherte sie ihnen schnell. »Mr. Monk ist ein Freund. Er ist mitgekommen, um mir zu helfen.«
    Monk wollte protestieren, statt dessen nickte er zustimmend. Die Männer nahmen auf dem Fußboden Platz, und der Unterricht begann. Ernsthaft und mit großem Interesse waren die Schüler bei der Sache. Als um fünf nach halb vier der letzte von ihnen gegangen war, drehte sich Eilish wortlos zu Monk um.
    »Und die Bücher haben sie aus der Druckerei?« fragte er sie, obwohl er die Antwort wußte und es ihm auch dann egal gewesen wäre, wenn sie die Firma Farraline & Co. damit um ihre gesamten Gewinne gebracht hätte.
    »Ja, natürlich«, gab sie zu und sah ihm direkt in die Augen.
    »Baird besorgt sie mir, und wenn Sie es jemandem verraten, streite ich es ab. Ich glaube nicht, daß es Beweise gibt. Aber warum sollten Sie mich verraten? Mit Mutters Tod hat das nichts zu tun, und Miss Latterly wird dadurch weder benoch entlastet.«
    »Ich wußte nicht, daß Baird Zugang zu den Geschäftsbüchern der Firma hat.« Das wäre eine Erklärung für seine Nervosität gewesen.
    »Hat er auch nicht!« erklärte sie belustigt. »Ich brauche Bücher, kein Geld. Und ich würde niemals Geld stehlen, selbst wenn ich welches brauche. Baird läßt ein paar Bücher mehr drucken oder gibt geringere Auflagen an. Das taucht gar nicht in den Geschäftsbüchern auf.«
    Das erschien einleuchtend.
    »Ihr Onkel Hector behauptet, jemand hätte die Geschäftsbücher gefälscht.«
    »Ach, wirklich?« Es schien sie nicht sehr zu erstaunen. »Hm, vielleicht stimmt es. Dann muß es Kenneth gewesen sein, aber ich wüßte nicht warum. Allerdings trinkt Onkel Hector eine ganze Menge, und manchmal redet er furchtbaren Unsinn. Er erinnert sich an Dinge, die wahrscheinlich nie passiert sind, und er bringt einiges durcheinander. Ich würde nicht viel drauf geben.«
    Er wollte erwidern, daß er etwas darauf geben müsse, um die Anklage stützen zu können, aber er war der Lügen längst überdrüssig, und dies war nicht die Nacht, um damit weiterzumachen. Schließlich hatte er alle seine Ansichten über Eilish revidieren müssen. Sie war alles andere als oberflächlich oder faul und erst recht nicht dumm. Natürlich mußte sie den halben Vormittag verschlafen, wenn sie die ganze Nacht über auf den Beinen war und denen half, die ihr weder öffentliche Anerkennung noch finanzielle Entschädigung dafür bieten konnten. Und doch schien sie mehr als zufrieden mit dem zu sein, was sie bekam. Jetzt wußte er, warum sie den Kopf so hoch trug, woher dieses stille Lächeln kam und welche Gedanken sie von den Tischgesprächen der Familie ablenkten. Jetzt wußte er auch, warum Baird McIvor diese Frau mehr liebte als seine eigene.
    Und er glaubte in diesem Moment zu wissen, daß auch Hester diese Frau mögen, vielleicht sogar bewundern würde.
    »Ich will nicht beweisen, daß Miss Latterly Ihre Mutter getötet hat«, vertraute er ihr spontan an. »Ich will beweisen, daß sie es nicht getan hat.«
    Sie sah ihn neugierig an. »Weswegen? Lieben Sie sie?«
    »Nein.« Er wünschte, er hätte nicht so schnell geantwortet.
    »Nicht so, wie Sie das meinen«, fügte er hinzu und spürte, wie ihm die Wärme ins Gesicht stieg. »Es ist eine wunderbare Freundschaft, eine tiefe Freundschaft. Wir haben viel zusammen erlebt, auf der gemeinsamen Suche nach Gerechtigkeit, bei anderen Kriminalfällen. Sie…«
    Eilish lächelte, und wieder war dieser Anflug von Spott in ihrem Blick.
    »Sie müssen mir nichts erklären, Mr.

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