Dunkles Feuer
Person.
Verdammt, ich hätte sie nie heiraten dürfen.
Liz trug weiter Nagellack auf. Ihr Kopf hob sich, und ihr Blick wanderte zu Steve.
„Du trinkst.“ Eine Feststellung. Keine Frage.
„Ja.“
Der Grund schien sie nicht zu interessieren. Dabei kam es nur selten vor, dass sich Steve einen Drink einschenkte.
Liz nahm die Fernbedienung vom Sessel und zappte ziellos durch die Programme. Sie trug einen weißen Seidenpyjama, und er konnte sehen, wie sich die Nippel ihrer Brüste unter dem glatten Stoff abzeichneten. Sein Mund wurde trocken. Liz bemerkte seinen Blick und wölbte raubtierhaft den Rücken, damit ihr Busen besser zur Geltung kam.
Es war ein Spiel. Ein Spiel, das sie meisterhaft beherrschte. Locken. Wegstoßen. Wenn ich jetzt zu ihr gehe und versuche, sie zu berühren, wird sie den Kopf abwenden, mich gewähren lassen, auf ihre sinnliche Art lächeln, aber nicht auf meine Zärtlichkeiten eingehen. Sie hat mich oft gedemütigt. Zu oft.
Sein verletzter Stolz verhinderte, dass er auf ihr Locken einging. Eine leise Wut beschlich ihn und er wusste, dass diese Wut ihm die Kraft geben würde, ihren Manipulationsversuchen zu widerstehen. Er nahm noch einen Schluck aus dem Glas. Der Whisky brannte in seiner Kehle. Vielleicht war jetzt die Gelegenheit, mit ihr über das Kaufangebot für MedicSoft zu sprechen.
„Liz?“
„Ja?“
„Es gibt Neues in der Firma.“
„So?“, Sie zappte weiter. Die Bilder flogen in immer schnellerer Folge über den Schirm.
„Jemand möchte MedicSoft kaufen.“
Keine Antwort.
„Hast du mich gehört?“, fragte er ärgerlich.
„Ja.“
„Willst du nicht wissen, wer der Käufer ist und wie viel Geld er geboten hat?“
„Du wirst es mir bestimmt gleich sagen.“
Beinahe wäre er durch den Raum geschossen, hätte sie gepackt und brüllend verlangt, dass sie aufhören möge, ihn zu demütigen, aber er blieb, wo er war.
„Zwölf Millionen Dollar.“
Liz wandte sich noch immer nicht vom Bildschirm ab. Ihr Verhalten verunsicherte ihn. Was war jetzt schon wieder los?
Er redete von einem Haufen Geld, und sie reagierte überhaupt nicht.
„Wirst du das Angebot annehmen?“, fragte sie nun.
„Ich weiß es nicht.“
„Das habe ich mir gedacht.“ Liz lachte leise.
Steve verlor die Beherrschung. Er schleuderte das noch halbvolle Glas durch das Zimmer. An der Wand hinter dem Fernseher prallte es ab, bevor es auf dem Steinfußboden zerschellte. Splitter flogen an Liz’ Kopf vorbei, und für einen Moment schien sie wirklich überrascht, aber dann wandte sie sich wieder dem Geschehen auf dem Bildschirm zu.
Steve stürmte aus dem Zimmer. Er konnte nicht ahnen, dass Liz von Centurion Corporation und dem Angebot wusste.
Richard hatte es ihr gesagt.
Liz
Sie stürmte die Treppe hinunter. Ihre Füße polterten auf den Stiegen, auf ihrem Gesicht lag erregte Vorfreude. Heute würde sie mit Kathrin und Vanessa hinunter zum Teich gehen, wo sich die Jungen zum Schwimmen trafen. Ihr Herz klopfte, als sie daran dachte, dass Samuel, ein zehnjähriger, schwarzer Junge auch dort sein würde. Sie schwärmte für ihn, seit sie ihn das erste Mal gesehen hatte, und hoffte, dass er ihre Zuneigung erwiderte. Die strenge Stimme ihrer Mutter stoppte sie, bevor sie die Tür erreichen konnte.
„Halt, kleine Lady! Wo willst du hin?“
Liz blieb abrupt stehen. Ihre Hoffnung, das Haus verlassen zu können, ohne dass ihre Mutter es bemerkte, verflog. Mom sah es nicht gern, wenn sie mit anderen, mit ‘normalen’ Kindern spielte.
Der missbilligende Blick von Mrs. March wanderte über die Kleidung ihrer Tochter. Liz trug eine Hose, die an den Knien zerrissen war und das weite, karierte Hemd ihres Vaters.
„So gehst du mir nicht aus dem Haus!“ Ein Zeigefinger erhob sich drohend vor der Nase der Zehnjährigen. „Und was soll dieser unglaubliche Aufzug?“
„Mom, ich wollte doch nur ...“
„Was wolltest du?“
„Zum Teich gehen und ...“
„O nein“, herrschte ihre Mutter sie an. „Das wirst du nicht tun, und schon gar nicht mit diesen Kindern.“
„Aber das sind meine Freunde“, protestierte Liz schwach.
„Das sind keine Freunde für dich. Ich habe dir schon weiß Gott wie oft gesagt, dass ich nicht möchte, dass du dich mit farbigen Kindern abgibst.“
Liz schwieg. Sie wusste, dass es zwecklos war, mit ihrer Mutter über dieses Thema zu streiten.
Mrs. March registrierte den erlöschenden Widerstand ihrer Tochter. Besänftigt beugte sie sich zu Liz hinab und streichelte
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