Dunkles Feuer
schrecklich, morgens ohne dich aufzuwachen.“
„Du könntest hier bleiben“, schlug sie vor.
Er lachte jungenhaft. „Es geht nicht, das weißt du. Was werden die Leute denken, wenn morgens einer deiner Studenten aus deiner Wohnung kommt?“, seine Finger fuhren spielerisch durch ihr Haar. „Nächste Woche mache ich mein Examen, dann wird alles anders werden. Das ganze Leben liegt vor uns.“
„Ja“, seufzte sie glücklich. Seit ihr Mann sie vor vier Jahren wegen einer Jüngeren sitzengelassen hatte, war ihr eine neue Beziehung nicht in den Sinn gekommen, aber mit Richard träumte sie von einer goldenen Zukunft. Er gab ihr die Jugend wieder. Sie dankte innerlich Gott dafür, dass sie ihn gefunden hatte.
„Darling?“, fragte er. Seine Hand glitt ihren Körper hinab. Donna konnte spüren, wie sich die Lust erneut in ihr regte.
„Ja?“, seufzte sie wohlig.
„Hast du mir eine Kopie der Prüfungsfragen mitgebracht?“
Sie hatte es nicht gern getan und sich dabei schlecht gefühlt, aber sie hatte die Prüfungsfragen für sein Examen heimlich kopiert. Richard war vielleicht nicht der beste ihrer Studenten, aber er gab sich Mühe, seine Defizite auszugleichen. Er hatte ihr von seiner Kindheit, vom Selbstmord seines Vaters, der Alkoholsucht seiner Mutter und der Tyrannei seines Onkels erzählt. Sie bewunderte ihn. Aus bitterer Armut kämpfte er sich nach oben und schuftete nebenbei noch für sein Studium.
Ihr war immer alles in den Schoß gefallen. Reiche Eltern, Highschool, College, Studium, Hochzeit, die erste Dozentenstelle und seit sechs Jahren die Professur.
Richard verdiente alles Glück der Welt, und sie würde ihm helfen, wo immer sie konnte.
Wenige Tage später beendete Richard Cameron sein Studium der Betriebswirtschaft mit Auszeichnung. Donna Wilson sah ihn nie wieder. Später erzählten ihr Bekannte, dass er eine ehemalige Mitstudentin geheiratet hatte.
An diesem Tag unternahm Donna Wilson ihren ersten erfolglosen Selbstmordversuch.
14. Kapitel
5.Mai
Richard saß auf einer Bank im Stanton-Park. Die Ellenbogen auf den Knien abgestützt, das Kinn zwischen die Hände gelegt, dachte er an sein Treffen mit Liz zurück.
Ein leichter Nieselregen setzte ein, aber trotz des schlechten Wetters herrschte ein reges Treiben um ihn herum. Richard bekam davon nichts mit. Er war innerlich aufgewühlt, und so bemerkte er nicht den Mann in Lederjacke, Jeans und Baseballmütze, der sich auf die Bank gegenüber setzte und ihn beobachtete.
Liz’ Bemerkung hatte Richard aus der Bahn geworfen. Sie wollte ihren Mann töten. Nicht selbst natürlich. Dazu war sie zu clever. Auch er schied als Täter aus, da jeder Verdacht sofort auf ihn fallen würde, aber es gab in dieser Stadt genug Menschen, die für Geld einen Mordauftrag übernehmen würden.
Steve töten?
Der Gedanke war unfassbar. Sie hatten MedicSoft gemeinsam aufgebaut, waren Geschäftspartner. Die Tatsache, dass er ein Verhältnis mit seiner Frau hatte, änderte nichts daran, dass er Steve mochte. Er war in Ordnung, man konnte sich auf ihn verlassen. Warum in Gottes Namen, stimmte er dem Verkauf nicht zu?
Mensch, Steve, dachte er. Wir wären reich geworden.
Drei Millionen Dollar hätten ihm gehört, und wenn er auf Liz’ Absichten einging, würden es sechs Millionen sein.
Gott im Himmel, was soll ich bloß tun?
Ich bin kein Mörder, sagte er sich. Das kann ich nicht. Ich kann nicht den Tod eines Menschen herbeiführen.
Das Geld , flüsterte eine andere Stimme in ihm. Denk an das Geld. Diese Chance kommt nie wieder. Steve ist selber schuld. Er hätte dem Verkauf zustimmen sollen. Du hast ein Recht auf dieses Geld.
Ich kann nicht. Ich kann es nicht tun.
Tue es! Wenn du es nicht machst, wirst du ein armer Schlucker bleiben. Abhängig von den Launen einer verkrüppelten Frau. Willst du das? Willst du das wirklich?
Es muss eine andere Lösung geben.
Du bist ein Idiot. Es geht um Millionen von Dollar. Die einzige Lösung für dein Problem kommt aus dem Lauf eines Revolvers.
Richard legte die Hände vor das Gesicht. Tränen liefen über seine Wangen. Tief in sich fühlte er, dass es keinen anderen Ausweg gab, wenn er das Geld wollte. Steve musste sterben.
Auf der Bank gegenüber erhob sich der Mann. Er warf einen letzten Blick auf Richard, dann ging er langsam den Kiesweg in Richtung Ausgang entlang.
Major William Holden hatte genug gesehen.
Über die Toilettenschüssel gebeugt, erbrach sich Steve in das weiße Porzellanbecken. Sein Körper
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