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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elvira Zeissler
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seinen Augen bloß nicht vorher bemerkt? Doch sein Ton war locker, beinahe fröhlich, als er ihr versicherte, dass sie ruhig ausreiten könnten. Er musste sowieso noch einige Aufnahmen entwickeln, und dafür musste er ganz ungestört sein.
»Amüsier dich schön, Kleines«, sagte er nur noch, bevor er sich wieder seiner Arbeit zuwandte.

Hand in Hand schlenderten Daniel und Julie zu den Pferden.
Obwohl er sich sehr auf den Nachmittag mit Julie freute, hatte er doch ein etwas schlechtes Gewissen wegen Peter. »Julie meinst du, es macht Peter wirklich nichts aus, allein zu bleiben, während wir ausreiten?«
»Nichts in der Welt würde Peter wieder aufs Pferd bringen.«
»Wieso denn ‚wieder'?«
»Nun ja«, Julie schien unsicher, ob sie es Daniel erzählen sollte. Immerhin war es Peters Privatsache, aber andererseits war es schon so lange her.
»Ich hatte mal eine Freundin, eine richtige Pferdenärrin, wir sind öfter mal zusammen ausgeritten. Das war noch damals, in der Schule. Dazu muss ich wohl noch sagen, dass sie eine schlanke, aber üppige Figur hatte und auch sonst sehr hübsch war. Auf jeden Fall war Peter eine Zeit lang sehr verknallt in sie gewesen, wusste aber nicht recht, wie er sich ihr annähern sollte. So hilfsbereit, wie ich nun mal bin, hatte ich ihm vorgeschlagen, doch mal mit uns auszureiten. Ich hatte ihm schon früher einmal die Grundzüge erklärt, auch wenn er dafür nie die richtige Begeisterung aufbringen konnte.
Irgendwie kam es dann, wie es in jedem schlechten Teenager-Film kommt. Sein Pferd scheute, er schaffte es nicht, sich im Sattel zu halten und machte einen ziemlich uneleganten Abstieg, wobei er auch noch in einer Schlammpfütze landete. Und obwohl er über seine Enttäuschung bei meiner Freundin relativ schnell hinweg kam, hatte er diese Blamage, wie er es bezeichnete, niemals vergessen. Er schwört noch bis zum heutigen Tag, dass alle Pferde etwas gegen ihn hätten. Also, du kannst mir ruhig glauben, dass er jetzt viel glücklicher ist, in Ruhe seine Arbeit zu machen.«
Daniel wollte Julie in den Sattel helfen, doch sie schwang sich schon hinauf. Sie konnte es kaum noch erwarten, das Pferd im Galopp jagen zu lassen und dieses einzigartige Gefühl der Freiheit zu genießen. Doch sie merkte, dass Daniel noch an einer Fortsetzung des Gesprächs interessiert war.
»Du und Peter, ihr kennt euch also schon ziemlich lange?«
»Oh ja, schon fast eine Ewigkeit.« Julie ignorierte die unausgesprochene Frage und wartete darauf, dass er sie laut stellte.
»Und du ... Und ihr ...« Daniel druckste herum. Er wusste nicht genau, wie er seine Frage stellen sollte. »Und hat Peter bestimmt nichts dagegen, dass wir beide, dass du mit mir, jetzt ...?«
»Ausreite? Daniel, ich muss ihn nicht um Erlaubnis fragen. Aber, um auf deine eigentliche Frage einzugehen«, sie lächelte ihn an, »zwischen uns ist nichts, wenigstens nicht so, wie du das meinst. Früher mal habe ich für ihn geschwärmt, das ist schon wahr, aber das es ist schon lange vorbei. Er ist wie ein Bruder für mich, nicht mehr und nicht weniger.«
»Aber warum habe ich dann bloß das Gefühl, mich zwischen euch beide zu drängen und dass es Peter nicht recht ist?«
»Brüder können auch durchaus eifersüchtig werden, das streite ich gar nicht ab. Aber Peter weiß, dass sich kein Mann je zwischen uns drängen könnte, dafür ist unsere Beziehung zu einzigartig. Jede Beziehung zu einem anderen Mann bewegt sich auf einer völlig anderen Bahn, als meine Beziehung zu Peter. Deswegen könnt ihr auch in Frieden und Harmonie miteinander auskommen, ohne Angst zu haben, euch gegenseitig etwas wegzunehmen. So, und jetzt lass mich mal herausfinden, wie gut dieses Pferd ist und ob ich das Reiten noch nicht verlernt habe!« Mit diesen Worten spornte Julie ihr Pferd an und galoppierte davon.

Sie genoss es, den Wind in ihrem Gesicht zu spüren, so sanft und gleichzeitig so belebend stark. Das Gefühl, ihren Sorgen und Ängsten, wenn auch nur für kurze Zeit, zu entfliehen, sich davon tragen zu lassen von der konzentrierten Kraft und Energie des Tieres unter ihr. Ihr gefielen das Muskelspiel unter dem seidigen Fell und das Flattern der Mähne im Wind. Ein längst vergessenes Glücksgefühl überkam Julie, als sie einfach ohne ein Ziel und völlig frei über das offene Feld dahin flog. Sie wollte an nichts denken und nichts fühlen. Dem neuen, von Daniel über Peter ausgesprochenen, Gedanken entkommen, den sie nach außen zwar leichtfertig abgetan hatte,

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