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EB1021____Creepers - David Morell

EB1021____Creepers - David Morell

Titel: EB1021____Creepers - David Morell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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– wie Ronalds Vater
    sich von einem anderen Mann für eine Stunde allein mit dem
    Jungen hatte bezahlen lassen. Der Fremde hat Ronald als Be‐
    stechungsgeschenke einen Ball, einen Schläger und einen billi‐
    gen Baseballhandschuh gegeben.
    Nachdem der Mann gegangen war, ist der Vater betrunken
    ins Zimmer zurückgekommen und eingeschlafen. Ronald hat
    daraufhin den Baseballschläger zum Einsatz gebracht.«
    »Dreizehn Jahre.« Cora sah aus, als sei ihr übel. »Was pas‐
    siert mit Jungen wie ihm?«
    »Seiner Jugend wegen hätte man seinen Fall nicht vor ei‐
    nem normalen Gericht verhandeln können«, sagte Balenger.
    »Wäre er volljährig gewesen, hätte das Urteil wahrscheinlich
    auf unschuldig aufgrund vorübergehender Unzurechnungsfä‐
    higkeit gelautet. Bei Minderjährigen läuft es meist darauf hi‐
    naus, dass der Richter sie in ein Heim einweisen lässt, wo sie
    psychiatrisch betreut werden. Mit einundzwanzig ist er wahr‐
    scheinlich entlassen worden. Alle juristischen und ärztlichen
    Dokumente werden unter Verschluss gehalten, damit niemand
    sich über die Vergangenheit des Betreffenden informieren und
    sie gegen ihn einsetzen kann. Und dann blieb es wahrschein‐
    lich ihm überlassen, ein normales Leben zu führen.«
    »Aber im Grunde war dieses Leben zerstört«, sagte Cora.
    »Ich nehme an, Hoffnung gibt es immer«, antwortete Ba‐
    lenger. »Immer ein Morgen.«
    »Du weißt ja eine ganze Menge über dieses Zeug.« Rick
    musterte ihn aufmerksam.
    »Zweifelt er jetzt wieder an mir?«, fragte sich Balenger. »Ich
    habe als Reporter über ein paar solche Fälle berichtet.«
    »Das Hotel hat eine Menge Kummer aufgesogen«, sagte
    Vinnie. »Seht euch das hier an.« Das alte Papier raschelte in
    seinen Händen. »Die Frau, der der Koffer mit dem toten Affen
    drin gehört hat. Wie hat der Name auf dem Schild doch gelau‐
    tet?«
    »Edna Bauman«, sagte Cora.
    »Yeah, das ist der Name. Edna Bauman. Sie hat sich hier
    umgebracht.«
    » Was?«
    »27. August 1966. Sie hat sich ein heißes Bad eingelassen
    und sich die Pulsadern aufgeschnitten.«
    »Cora, du hattest da einen unfehlbaren Instinkt«, sagte der
    Professor. »Weißt du noch, wie du Rick gebeten hast, in der
    Badewanne nachzusehen? Du hattest Angst, irgendwas könn‐
    te dort sein.« Cora schauderte. »Vor fast vierzig Jahren.«
    »Am siebenundzwanzigsten August«, sagte Rick. »Was war
    noch das Datum auf dem Nachruf für ihren Exmann?«
    »Zweiundzwanzigster August«, antwortete Balenger. »Fünf
    Tage. Sobald die Beerdigung vorbei war, ist sie hierher zu‐
    rückgekommen, an den Ort, wo sie und ihr Mann im Sommer
    davor den letzten gemeinsamen Urlaub verbracht hatten.«
    Vinnie dachte einen Moment lang nach. »Vielleicht war der
    Sommer ihre letzte schöne Erinnerung. Damals wurde das
    Bild von den beiden und dem Affen aufgenommen. Ein Jahr
    später war ihr Leben ein Trümmerhaufen. Sie hat sich mit den
    Erinnerungen an bessere Tage umgeben und sich umgeb‐
    racht.«
    »Ja«, sagte Cora, »das Hotel hat eine Menge Kummer aufge‐
    sogen.«
    »Aber die Polizei oder irgendwer hätte doch sicher den Kof‐
    fer mit dem toten Affen darin weggeräumt?«, fragte Rick.
    »Warum haben sie den hier gelassen?«
    »Vielleicht haben sie das gar nicht«, antwortete Balenger.
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Vielleicht hat Carlisle ihn genommen, bevor die Polizei
    eintraf, und ihn später wieder hingelegt.« Die Gruppe wurde
    still. Balenger glaubte, den Wind draußen hören zu können;
    dann wurde ihm klar, dass das Geräusch aus einem der
    Stockwerke über ihnen kommen musste.
    »Das Zimmer, in dem der Burberry‐Mantel hängt«, sagte
    Conklin. »Als wir da drin waren, ist Vinnie auf den Gedanken
    gekommen, in den Taschen nachzusehen.«
    »Das hier hab ich gefunden.« Vinnie gab Rick und Cora ei‐
    nen Brief.
    Cora las Briefkopf und Datum vor. »Mayo‐Klinik, 14. Feb‐
    ruar 1967. ›Sehr geehrter Mr. Tobin. Anhand der vorgenom‐
    menen Röntgenaufnahmen hat sich ergeben, dass der primäre
    Tumor sich vom oberen Lobus der rechten Lunge aus weiter
    ausgebreitet hat. Ein sekundärer Tumor hat sich in der Luft‐
    röhre gebildet. Wir empfehlen dringend, schnellstmöglich mit
    einer Strahlentherapie zu beginnen.«
    »Tobin.« Rick blätterte in den Papieren, die Balenger ihm
    gegeben hatte, und fand einen weiteren vergilbten Zeitungs‐
    ausschnitt.
    »Edward Tobin. Börsenmakler aus Philadelphia. Zweiund‐
    vierzig Jahre alt. Selbstmord:

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