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Eidernebel

Eidernebel

Titel: Eidernebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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seiner Frau erhalten hat.«
    »Ich muss auch nur das machen, was mein Job von mir verlangt. Den Zeitpunkt kann ich mir leider nicht aussuchen!«
    »Frau Teske, da drin ist ein traumatisierter Mann. Sie werden jetzt nicht da reingehen und Fotos von seinem Leid machen, um damit die erste Seite ihrer Regionalzeitung zu zieren.«
    »Das liegt nicht in meiner Hand, Herr Swensen. Sie kennen meinen Chef, der sitzt hinter seinem Schreibtisch und will morgen früh eine herzergreifende Story, egal, wie ich das anstelle.«
    »Außerdem ist es schließlich nicht strafbar, was wir hier machen«, meldet sich der Fotograf.
    »Sie werden erst mal grün hinter den Ohren! Bis dahin halten sie die Klappe! Überlegen Sie sich das noch einmal, Frau Teske.«
    »Wenn ich jetzt abbreche, kann mich das meinen Job kosten!«
     
    »Flott weg, Jan! Hier spielt die Musik! Wenn du jetzt den Wurf über die Ziellinie zauberst, wirst du automatisch zu einem echter Witzworter!«
    Du bist es nicht, der die Kugel wirft, spricht es in Swensen. Es ist die Leerheit des Raums, die diese Kugel wirft.
    Anlauf. Eins, zwei, drei. Den linken Fuß quer zur Laufrichtung. Drehung auf dem Fußballen. Rechts mit einer Drehung in die Laufrichtung und den Arm mit voller Kraft nach vorn reißen. Die Finger öffnen. Loslassen. Die Kugel schnellt durch die Leere des Raums. Alles ist eins, Himmel, Erde, Mensch.
     
    »Flott weg! Flott weg! Flott weg!«
    »Juuuhaaa!«
     
    *
     
    »Mehrere Schnitte weisen einen stark zerlappten Wundrand auf«, liest Colditz, bricht dann aber abrupt ab und schleudert den Obduktionsbericht mit aller Wucht auf den Tisch des Konferenzraums, sodass ein lauter Knall durch den Raum schreckt. »Wozu sollen wir diesen Scheiß hier eigentlich wissen? Steht nichts Brauchbares drin. Alles so ähnlich wie beim letzten Mal in Uelvesbüll. Täter rechtshändig, V-förmige Wunden durch das Drehen des Messers, Verletzungen ante mortem und post mortem, bla, bla, bla! Das bringt uns keinen Deut weiter!«
    »Das finde ich nicht«, unterbricht Helene Klein, »ich habe den Bericht gelesen. Für mich wird daraus deutlich, dass der Täter sich auf einen Modus operandi festgelegt hat. Dass die letzten drei Opfer Verkäuferinnen einer Einkaufskette sind, ist kein Zufall. Er muss sie über längere Zeit beobachtet und Informationen gesammelt haben. Jede der Frauen war mit dem Arbeitgeber unzufrieden, wollte einen Betriebsrat durchsetzen.«
    »Wir haben bereits alle Filialen unter die Lupe genommen, da ist nichts zu finden«, wirft Silvia Haman ein. »Der Filialleiter aus Friedrichstadt hat zwar kein Alibi, aber wir können ihm auch nicht nachweisen, dass er zur Tatzeit, wie er behauptet, nicht zu Hause war. Außerdem können wir nicht Gott und die Welt zum DNA-Test schleppen. Wer sollte auch eine Mitarbeiterin umbringen, nur weil die einen Betriebsrat gründen will.«
    »Ich kenne die Ermittlungsakten, Silvia. Trotzdem schreit die Übereinstimmung der Fakten nach einem Hinweis auf unseren Täter. Und eines möchte ich noch dazu sagen, die Morde werden immer brutaler. Die Opfer sind fürchterlich zugerichtet. Beim letzten Mal gab es noch einmal eine Steigerung, indem der Täter nicht nur das Gedärm herausgezogen, sondern zusätzlich zerfetzt hat. Die Zeitbombe tickt schneller und ist hochexplosiv. Wenn wir den Mann nicht in Kürze stoppen, müssen wir uns auf weitere und mit Sicherheit noch brutalere Morde einstellen.«
    »Ich denke, wir wissen das alles bereits, Helene«, knurrt Colditz mit ärgerlichem Unterton. »Wir brauchen keine zusätzliche Motivation mehr! Trotzdem will ich endlich Fortschritte sehen, Leute! Ist noch was bei den DNA-Verweigerern rausgekommen? Was ist mit diesen Geocachern, ist da noch was zu erwarten?«
    Der Chef der SOKO Kirche lässt seinen Blick über jedes einzelne Gesicht gleiten. Betretenes Schweigen legt sich über das Team.
    »Ist noch jemand an etwas dran, hat noch jemand eine Idee?«, bohrt Colditz weiter.
    »Ich finde, bei allem Frust, den nicht nur du in den Knochen hast, machen wir uns schon selber genügend Druck«, entgegnet Swensen ruhig. »Wir sitzen jetzt fast ein Jahr an nichts anderem, machen alle weitaus mehr als nur unsere Arbeit, sind vor Ort, reden mit allen möglichen Leuten, gehen jeder dieser lausigen Spuren nach und überprüfen jedes Alibi. Der Mensch ist ein Phantom geblieben.«
    »Er wird einen Fehler machen!«, ermutigt Helene Klein. »Vielleicht sogar mit Absicht. Viele dieser Serientäter wünschen sich

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