Ein Blick genuegt
verdienen, damit er Mason Hadley ruinieren konnte.
Er schnappte sich noch einen Nagel und schlug ihn in das Geländer. Es hatte Jahre gedauert, aber Entschlossenheit gepaart mit einem sehr feinen Gespür für das Potenzial, das in anscheinend wertlosem Land steckte, hatten sich ausgezahlt. Blackhawk Enterprises wurde zusammen mit verschiedenen Tochterfirmen gegründet, mit dem einzigen Ziel, eine Geschäftsbeziehung zu Mason Hadley aufzubauen.
Doch auch wenn er den Boden geebnet hatte, waren es letzt endlich Hadleys Gier und seine Arroganz gewesen, die den Mann in den Ruin getrieben hatten. Hadley hatte sich für unbesiegbar gehalten, und ihm bereitete es eine unheimliche Freude, diesem Mann das Gegenteil zu beweisen.
Aber Julianna … Er starrte auf das Geländer. Julianna war nicht Bestandteil seiner Pläne gewesen. Sie war einfach … passiert.
Es kam ihm noch immer unglaublich vor, dass er sie tatsächlich vor fünf Tagen geheiratet hatte. Und weil er zusammen mit drei Handwerker-Crews rund um die Uhr daran arbeitete, das Haus fertig zu bekommen, damit sie einziehen konnten, hatte er sie seitdem nur zwei Mal kurz gesehen. Beide Male hatte sie schlafend, mit einem Buch auf dem Bauch, auf der Couch gelegen. So als hätte sie auf ihn gewartet.
Merkwürdig, wie der Gedanke, dass sie auf ihn wartete, sein Herz höher schlagen ließ. Er wusste natürlich, dass sie das nicht tat, aber es war ein netter kleiner Traum, selbst wenn er völlig absurd war.
Aber es waren die anderen Träume, die ihn wach hielten, noch lange, nachdem er erschöpft ins Bett gefallen war. Träume, die dafür sorgten, dass seine Laken zerwühlt und schweißnass waren.
Immer wieder versuchte er Julianna aus seinen Gedanken zu vertreiben und sich auf die Geräusche um ihn herum zu konzentrieren, auf das Summen der Sägen und das Gehämmere.
Aber es dauerte nie lange, und er dachte erneut an diese blauen Augen, in denen ein Mann zu versinken glaubte, an diese langen, schlanken Beine und ihre festen, wohlgeformten Brüste.
Stellte sich vor, wie erregend es wäre, wenn er endlich in sie eindringen würde. Sie endlich …
„Schläfst du mit offenen Augen, Lucas? Ich hab ja schon ge hört, dass Indianer das können, aber da du nur ein Halbblut bist, solltest du ein Auge schließen.”
Er fuhr herum.
Nick stand grinsend in der Eingangstür. Seine Jeans und sein weißes T-Shirt waren staubbedeckt.
„Ich denke nach. Versuch es doch auch mal, Santos. Irgendwo in deinem Spatzenhirn findet sich vielleicht auch ein Gedanke.”
Nick lachte nachsichtig, nahm das Taschentuch ab, das er sich um den Kopf gebunden hatte, und wischte sich damit übers Gesicht. „Ich habe ‘ne Menge Gedanken, Lucas. Möchtest du sie hö ren?”
„Nein.” Er stopfte den Hammer zurück in seinen Werkzeuggürtel. „Das möchte ich wirklich nicht.”
„Es sind hauptsächlich Fragen.” Nick steckte sein Taschentuch ein. „Wie kommt es, zum Beispiel, dass du als frisch verheirateter Mann hier von früh morgens bis mitten in der Nacht arbeitest? Und das nun schon seit fünf Tagen. Ich meine, wenn ich eine Frau wie Julianna hätte, die auf mich wartete, würde ich bestimmt nicht mit einer Horde verschwitzter Handwerker herumhängen. Ich würde …”
„Hör auf, Santos.” Lucas nahm seinen Werkzeuggürtel ab und warf ihn Nick zu, der ihn geschickt mit einer Hand auffing. „Wenn ich gewusst hätte, dass dein Angebot, mir zu helfen, mit so viel Gequassel verbunden ist, hätte ich dich und dein Motorrad gleich zum Teufel gejagt.”
„Ehrlich gesagt…” Nick warf den Gürtel ins Haus, „haben wir vor, ein wenig in der Stadt zu bleiben.”
„In der Stadt bleiben? Entschuldige!” Lucas schlug sich mit der flachen Hand gegen den Kopf. „Ich muss Sägespäne im Ohr haben. Ich habe doch tatsächlich geglaubt, dass du gesagt hast, du würdest ein wenig in der Stadt bleiben. Wo doch jeder weiß, dass Nick Santos, der berühmte Motorradrennfahrer, niemals irgendwo länger als bis zum nächsten Rennen bleibt.”
„Ich habe den Rennzirkus verlassen, du Schlaukopf.”
Lucas, der gerade den Staub von seiner Jeans klopfte, hielt mitten in der Bewegung inne.
„Was hast du?”
„Ich habe aufgehört. Letzte Woche.” Nick strich mit der Hand über das neu angebrachte Geländer. „Zehn Jahre sind genug. Genug Geld, genug Reisen, genug von allem.”
Lucas war sich nicht sicher, was Nick mit „genug von allem” meinte, aber allein die Tatsache, dass Nick länger
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