Ein frivoler Plan
müssen wir nur so tun, als wären wir verliebt.“ Seine Augen wirkten sehr überzeugend. Wer könnte diesen blauen Augen widerstehen, die dunkel waren von Leidenschaft? „Bist du bereit, den Bambus zu spalten?“, fragte er heiser und bedeckte ihren Hals mit zarten Küssen.
„Mir scheint, das hat nichts mit Bäumen zu tun“, brachte sie zwischen zwei Küssen scherzhaft hervor.
„Nein, nicht mit Bäumen, Geliebte, aber sehr viel mit deinen herrlich langen Beinen.“ Paine kniete vor ihr auf dem Bett nieder, strich mit der Hand über eines ihrer Beine und legte es sich behutsam auf die Schulter. „Heb deine Beine für mich hoch, Julia. Wir fangen mit der ‚gähnenden Stellung‘ an und begeben uns von dort aus zum Bambus.“ Er beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf den Mund. „Und keine Sorge, dass die gähnende Stellung langweilig sein könnte. Ich versichere dir, sie ist es nicht. Tatsächlich ist sie sogar sehr aufregend.“
„Wirklich? Warum?“, murmelte Julia.
„Du wirst es herausfinden“, erwiderte Paine geheimnisvoll.
Danach dachte sie an keine Fragen mehr. Sie gab sich ganz Paines sinnlichen Anweisungen hin. Betört von seiner Leidenschaft erschien es Julia nicht schwer, sich einzureden, sein Plan sei sinnvoll. Es fiel ihr auch nicht schwer, ihre Rolle zu spielen und so zu tun, als liebte sie ihn. Als er vor ihr kniete und ihr zeigte, wie sie abwechselnd die Beine auf seine Schulter legen sollte, um auf diese Weise „den Bambus zu spalten“, vermutete sie, dass es beinahe schon stimmte.
Es kam nicht infrage, dass Julia ihn in die Spielhalle begleitete, obwohl es teuflisch schwer war, sie davon zu überzeugen. Er konnte vielleicht eine Nacht vom Club fernbleiben, aber eine zweite konnte er sich das nicht leisten. Nicht nur, weil ihm dann wichtige Informationen fehlen würden, seine Abwesenheit würde überdies auffallen. Schließlich war Julia damit einverstanden, zurückzubleiben, unter der Bedingung, dass er ihr eine Perücke mitbrachte.
Als er an ihre gewagte Bitte dachte, erschien ein Lächeln auf Paines Gesicht. Die Vorstellung, Julia irgendwann mitzunehmen, besaß für ihn einen gewissen Reiz. Vielleicht könnte er sie sogar ein paar Spiele lehren. Schon der Gedanke, wie sie sich über den Würfeltisch neigte, sodass ihr Dekolleté sichtbar war, erregte ihn, und das, obwohl er erst seit einer Stunde von ihr fort war. Paine verdrängte das verlockende Bild. An diesem Abend musste er einiges erledigen. Einiges, das sehr wichtig war für ihn und für Julia.
Als Paine kurz nach halb neun im Club eintraf, wurde er schon von John erwartet, dem Türsteher. „Wir alle haben Sie letzte Nacht vermisst.“ John deutete mit einer Kopfbewegung auf die Gruppe von Dandys und ihren Anführer Gaylord Beaton, die in einer Ecke zusammenstanden und viel zu laut sprachen. „Sie wollen Pharao mit Ihnen spielen. Letzte Nacht waren sie auch hier.“
Paine nickte und musterte die Gruppe abschätzend. Er könnte wetten, dass sie bis Mitternacht in ernsterer Stimmung sein würden. Er hatte gehofft, dass die Verluste beim Commerce Beaton gelehrt hatten, nicht über seine Verhältnisse zu spielen. Wie es schien, war das nicht der Fall. „Gibt es sonst noch etwas?“
„Das Mädchen, das Sie vorgestern sprechen wollte, hat einen Mann, der nach ihr sucht.“ John senkte die Stimme. „Der Mann da hinten hat nach ihr gefragt. Jedenfalls passt seine Beschreibung auf sie.“
Paine kniff die Augen zusammen und blickte zu dem stämmigen, ungepflegten Mann an der Wand hinüber, der sich über ein Glas mit billigem Brandy beugte. „Was hast du ihm gesagt?“
John schüttelte den Kopf. „Nichts. Mir gefällt nicht, wie er aussieht und wie er riecht. Das Mädchen passt nicht zu ihm, also vermutete ich das Schlimmste.“
„Damit hast du recht. Das Mädchen stammt aus guter Familie. Bis ich andere Anweisungen erteile, haben wir sie nicht gesehen. Schärfe das allen ein – den Gebern, den Kellnern, den Mädchen.“ In Gedanken ging Paine die Angelegenheiten dieses Abends durch.
„John, schick den Dandys eine Flasche unseres besten Brandys mit meinen Grüßen. Um zehn komme ich zu ihnen zum Pharao. Bis dahin werde ich in meinem Büro sein. Wenn Brian Flaherty kommt, will ich ihn sofort sehen.“
Flaherty war ein stämmiger Ire mit schütter werdendem Haar und guter Laune, trotz seiner dunklen Geschäfte als Privatdetektiv. Im vergangenen Jahr hatte Paine begonnen, ihm bei Angelegenheiten der Spielhalle zu
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