Ein Geschenk zum Verlieben
»Ben Jackson.«
Cat schaute sich um, als suche sie nach einem Notausgang. Sie machte keine weiteren Anstrengungen, eine Unterhaltung in Gang zu bringen.
Laura zermarterte sich das Hirn nach einem Gesprächsthema. »Ãhm ⦠wollen Sie auch auf etwas bieten?«
»Vielleicht. Aber um ehrlich zu sein, bin ich mehr daran interessiert, was mein Beitrag einbringt. Ich bin heute Abend nämlich auch zu haben.«
»Ach.« Laura war der schnelle Blick, den Ben bei diesen Worten Cat zugeworfen hatte, nicht entgangen. »Sie sind der Maler.«
Als er das hörte, richtete er die Augen wieder auf Laura. »Ja, genau. Sie kennen meine Arbeiten?«
»Leider nicht. Aber ich habe schon sehr viel von Ihnen gehört.«
Er musterte sie mit geschärftem Blick. »Nun, dann kommen Sie. Ich erlaube Ihnen eine kleine Privat-Vorschau.«
Laura warf Cat einen aufgeregten Blick zu. Sie lieÃen sich von ihm in eine Ecke führen, wo hinter einer Bar eine verhüllte Staffelei stand. Er hob eine Ecke des schwarzen Tuchs an und lieà Laura und Cat einen heimlichen Blick auf das Bild werfen. Es war eine Landschaft in Ãl. So dick gemalt, dass die Farbe an manchen Stellen in Klecksen und Knoten hervorstand. Es war eine Moorlandschaft in gedeckten Grün-, Grau- und Schwarztönen, darunter vereinzelte Highlights in Zitronengelb. Es war, als würde man durch ein Fenster auf eine andere Welt schauen â eine wildere, frischere, windzerzauste Welt â ihm selbst nicht ganz unähnlich. Das Gegenteil von dieser zivilisierten Umgebung mit ihrer aufgeputzten reichen Klientel. Er schien nicht recht hierherzupassen mit seinem wilden Haar und Bartwuchs. Auch sein Smokingjackett wirkte kastiger als die taillierten Jacken der anderen. Als ob es seinem Vater gehört hätte â oder zumindest aus dessen Generation stammte.
»Atemberaubend«, sagte Laura ehrfürchtig. Sie schaute zu ihm auf. Er lächelte zufrieden. »Was sagst du, Cat? Kannst duâs sehen?« Sie trat beiseite.
Aber Cat nickte kaum. »Nett«, sagte sie uninteressiert. Sie trommelte mit den Fingern auf ihr Glas.
Nett? Das war, als würde man die Sixtinische Kapelle als hübsch bezeichnen. Aber Ben schien nicht beleidigt zu sein.
»Unsere schöne Freundin findet, ich hätte mich ans Establishment verkauft.«
Cat schüttelte den Kopf. »Ganz und gar nicht, Ben. Wir alle müssen irgendwie unseren Lebensunterhalt verdienen.«
»Na, einige von uns jedenfalls«, entgegnete Ben lächelnd. Laura sah, wie Cat sich versteifte. »Tut mir leid, das war unfair. Ich entschuldige mich.« Er schaute jetzt wieder Laura an. »SchlieÃlich habe ich Cat meine illustre Karriere zu verdanken.«
»Ja, ich weië, sagte Laura loyal.
Cat runzelte die Stirn. »Tatsächlich?«
»Orlando hatâs mir erzählt«, stammelte Laura schnell.
»Ach so.«
»Wir haben uns über âºThe Cubeâ¹ unterhalten und über deinen fabelhaften Geschmack«, sagte Laura mit einem Achselzucken. »Und da kam die Sprache auch auf deinen Job in Min Hetheringtons Galerie in Holland Park.«
Cat zeigte bei der Erwähnung des Namens keine Reaktion.
»Bist du immer noch dort, Cat?«, fragte Ben mit einem gewissen Erstaunen. »Ich hätte gedacht, du wärst längst nach Mayfair gewechselt.«
»Ich arbeite gern für Min. Es macht ihr nichts aus, dass ich nur drei Nachmittage pro Woche arbeite. Und bei ihr weià ich, woran ich bin. AuÃerdem ist es von der Autobahn aus leichter zu erreichen.«
Laura zuckte innerlich zusammen, als sie diese Lügen hörte. Aber wollte Cat wirklich nur ihren Stolz wahren? Sie hatte mit Bens Ausstellung einen Riesenerfolg gehabt. Wer gab schon gern zu, dass er entlassen worden war? Laura konnte verstehen, dass sie dies vor ihm verschweigen wollte.
»Ah ja, Surrey «, neckte Ben sie. Seine Augen funkelten. »Wie stehtâs im lieblichen Ländchen? Alles wohl geordnet und grün?«
Aber Cat lieà sich nicht provozieren. An Laura gewandt, sagte sie: »Ben bevorzugt moosige Höhlen und zerzauste Ginsterbüsche.«
»Das stimmt nicht mehr so ganz«, grinste er, aber Cat sah alles andere als belustigt aus. Tatsächlich wirkte sie geradezu eisig. Min hatte erzählt, dass sie Ben nach der Ausstellung nicht mehr repräsentiert hatten, und jetzt konnte sie sehen, warum. Die Luft
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