Ein Grabstein fuer den Playboy
hatten Pech, weil Sie von jemandem beobachtet wurden.«
Sie sagte noch immer keinen
Ton.
»Jemand hat Sie gesehen«,
wiederholte ich.
»Das ist ausgeschlossen«,
erklärte sie.
»Da täuschen Sie
sich.«
Die Furchen auf ihrer Stirn
wurden tiefer. »Niemand kann mich gesehen haben«, sagte sie
mit Nachdruck.
»Warum nicht? Sie
meinen, weil Sie wie ein Mann angezogen waren?«
Auf einmal wurde ihr Gesicht
völlig ausdruckslos.
»Lassen Sie mich
versuchen, es zu erklären«, sagte ich. »Billy erfährt,
daß seine Mutter ein Testament machen will, zu seinen Ungunsten. Er
geht in ihr Haus, um mit ihr darüber zu sprechen. Er ist im Haus, als
die Mutter im Bad ausrutscht und mit dem Kopf auf die Kante der Badewanne
schlägt. Vielleicht hat er nachgeholfen dabei, vielleicht auch nicht.
Aber er weiß, daß es passiert ist, und er weiß, daß
sie zumindest schwer verletzt sein muß - aber er fährt hierher,
anstatt ihr Hilfe zu besorgen. Er fährt hierher, weil er annimmt, daß
seine Mutter sterben wird, und weil er ein Alibi braucht für den
Fall, daß man ihn verdächtigt, seine Hand im Spiel gehabt zu
haben. Aber während er hier sitzt bei Ihnen, kommt ihm der Gedanke,
sie könnte vielleicht doch nicht sterben. Und wenn sie überlebt,
dann weiß sie auch, daß er es versäumt hat, ihr Hilfe zu
besorgen. Vielleicht wird sie es ihm vorwerfen, vielleicht wird sie ihn
sogar der Polizei ausliefern. Auf jeden Fall bittet er Sie, nachzusehen,
wie schwer seine Mutter verletzt ist. Vielleicht sind Sie freiwillig
gegangen, vielleicht mußte er ein wenig Druck ausüben, aber
zuletzt haben Sie zugestimmt.«
Ich trank einen Schluck Bier.
Die Doans starrte mich an, den Mund ein wenig und die Augen sehr weit
offen.
Ich fuhr fort. »Sie
sagen sich, wenn Sie schon hinfahren müssen, dann ist es besser, wenn
Sie sich ein bißchen verkleiden. Sie fahren mit Ihrem Wagen, parken
ihn aber ein Stück vom Haus entfernt und gehen das letzte Stück
zu Fuß. Billy hat Ihnen den Schlüssel gegeben. Aber sie hatten
Pech, weil jemand Ihren Wagen gesehen hat, Sie selbst, und wie Sie
hineingegangen sind in das Haus - mit dem Schlüssel.«
»Ich habe keine Lust,
mir solchen Unsinn noch länger anzuhören«, erklärte
sie tonlos.
»Sie gehen hinein ins
Haus und finden Ida Boyd. Sie ist vielleicht noch bewußtlos, aber
sie atmet. Und Ihnen wird klar, daß sie überleben wird. Aber
sie ist schwach und kann sich nicht wehren. Also nehmen Sie ihren Kopf in
beide Hände und schlagen ihn noch einmal gegen die Kante der
Badewanne, so fest Sie können.«
Sharon Doans holte tief Luft,
als erinnerte sie sich an Ida Boyds letzten Atemzug.
»Ich nehme an, Sie
wissen nicht, daß ein guter Pathologe den Unterschied zwischen einen
und mehreren Schlägen sehr wohl erkennen kann. Aber genau das zeigte
sich bei der Untersuchung: Beim zweiten Aufprall sind die Knochensplitter
noch einmal zersplittert, und das wurde bei der Autopsie eindeutig
festgestellt. Sehen Sie«, sagte ich, »deshalb glaube ich
Ihnen, was Sie über Billy sagten. Aber ich glaube Ihnen nicht, was
Sie von sich selbst behauptet haben.«
»Das ist schrecklich«,
sagte sie.
»Da gebe ich Ihnen
recht.«
»Sie können nichts
beweisen.« Jetzt funkelte sie mich wütend und ängstlich
zugleich an.
»Da bin ich nicht so
sicher«, erwiderte ich. »Wir haben immerhin eine Menge kleiner
Beweise, die gegen Sie sprechen. Man hat Sie gesehen. Und wenn ich die
Polizei wäre, würde ich mich jetzt besonders für einen
marineblauen Anorak mit Kapuze interessieren, den Sie getragen haben. Es würde
mich wundern, wenn man daran nicht winzige Spuren von Blut oder Haare
finden könnte - oder was auch immer.«
Unwillkürlich blickte
sie hinüber zum Schrank.
»Da haben wir’s«,
sagte ich. »Im Schrank. Außerdem gibt es ja noch den Bericht
in Ihrem Tagebuch. Die Sache war bedeutend genug für Sie, und ich
nehme an, Sie haben sie, wenn auch irgendwie verschlüsselt,
geschildert. Was Sie geschrieben haben, bedeutet vielleicht für sich
allein nicht viel, aber es dürfte nicht sehr gut klingen, wenn der
Text vor Gericht verlesen wird, in einer Verhandlung, bei der es immerhin
um einen Mord geht. Namentlich, da Sie ja die Haupterbin des Haupterben
sind. Und wir könnten uns nach weiteren Zeugen umhören, die Sie
vielleicht ebenfalls gesehen haben. Wenn wir die
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