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Ein Grabstein fuer den Playboy

Ein Grabstein fuer den Playboy

Titel: Ein Grabstein fuer den Playboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lewin
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hatten Pech, weil Sie von jemandem beobachtet wurden.«
    Sie sagte noch immer keinen
     Ton.
    »Jemand hat Sie gesehen«,
     wiederholte ich.
    »Das ist ausgeschlossen«,
     erklärte sie.
    »Da täuschen Sie
     sich.«
    Die Furchen auf ihrer Stirn
     wurden tiefer. »Niemand kann mich gesehen haben«, sagte sie
     mit Nachdruck.
    »Warum nicht? Sie
     meinen, weil Sie wie ein Mann angezogen waren?«
    Auf einmal wurde ihr Gesicht
     völlig ausdruckslos.
    »Lassen Sie mich
     versuchen, es zu erklären«, sagte ich. »Billy erfährt,
     daß seine Mutter ein Testament machen will, zu seinen Ungunsten. Er
     geht in ihr Haus, um mit ihr darüber zu sprechen. Er ist im Haus, als
     die Mutter im Bad ausrutscht und mit dem Kopf auf die Kante der Badewanne
     schlägt. Vielleicht hat er nachgeholfen dabei, vielleicht auch nicht.
     Aber er weiß, daß es passiert ist, und er weiß, daß
     sie zumindest schwer verletzt sein muß - aber er fährt hierher,
     anstatt ihr Hilfe zu besorgen. Er fährt hierher, weil er annimmt, daß
     seine Mutter sterben wird, und weil er ein Alibi braucht für den
     Fall, daß man ihn verdächtigt, seine Hand im Spiel gehabt zu
     haben. Aber während er hier sitzt bei Ihnen, kommt ihm der Gedanke,
     sie könnte vielleicht doch nicht sterben. Und wenn sie überlebt,
     dann weiß sie auch, daß er es versäumt hat, ihr Hilfe zu
     besorgen. Vielleicht wird sie es ihm vorwerfen, vielleicht wird sie ihn
     sogar der Polizei ausliefern. Auf jeden Fall bittet er Sie, nachzusehen,
     wie schwer seine Mutter verletzt ist. Vielleicht sind Sie freiwillig
     gegangen, vielleicht mußte er ein wenig Druck ausüben, aber
     zuletzt haben Sie zugestimmt.«
    Ich trank einen Schluck Bier.
     Die Doans starrte mich an, den Mund ein wenig und die Augen sehr weit
     offen.
    Ich fuhr fort. »Sie
     sagen sich, wenn Sie schon hinfahren müssen, dann ist es besser, wenn
     Sie sich ein bißchen verkleiden. Sie fahren mit Ihrem Wagen, parken
     ihn aber ein Stück vom Haus entfernt und gehen das letzte Stück
     zu Fuß. Billy hat Ihnen den Schlüssel gegeben. Aber sie hatten
     Pech, weil jemand Ihren Wagen gesehen hat, Sie selbst, und wie Sie
     hineingegangen sind in das Haus - mit dem Schlüssel.«
    »Ich habe keine Lust,
     mir solchen Unsinn noch länger anzuhören«, erklärte
     sie tonlos.
    »Sie gehen hinein ins
     Haus und finden Ida Boyd. Sie ist vielleicht noch bewußtlos, aber
     sie atmet. Und Ihnen wird klar, daß sie überleben wird. Aber
     sie ist schwach und kann sich nicht wehren. Also nehmen Sie ihren Kopf in
     beide Hände und schlagen ihn noch einmal gegen die Kante der
     Badewanne, so fest Sie können.«
    Sharon Doans holte tief Luft,
     als erinnerte sie sich an Ida Boyds letzten Atemzug.
    »Ich nehme an, Sie
     wissen nicht, daß ein guter Pathologe den Unterschied zwischen einen
     und mehreren Schlägen sehr wohl erkennen kann. Aber genau das zeigte
     sich bei der Untersuchung: Beim zweiten Aufprall sind die Knochensplitter
     noch einmal zersplittert, und das wurde bei der Autopsie eindeutig
     festgestellt. Sehen Sie«, sagte ich, »deshalb glaube ich
     Ihnen, was Sie über Billy sagten. Aber ich glaube Ihnen nicht, was
     Sie von sich selbst behauptet haben.«       
    »Das ist schrecklich«,
     sagte sie.
    »Da gebe ich Ihnen
     recht.«
    »Sie können nichts
     beweisen.« Jetzt funkelte sie mich wütend und ängstlich
     zugleich an.
    »Da bin ich nicht so
     sicher«, erwiderte ich. »Wir haben immerhin eine Menge kleiner
     Beweise, die gegen Sie sprechen. Man hat Sie gesehen. Und wenn ich die
     Polizei wäre, würde ich mich jetzt besonders für einen
     marineblauen Anorak mit Kapuze interessieren, den Sie getragen haben. Es würde
     mich wundern, wenn man daran nicht winzige Spuren von Blut oder Haare
     finden könnte - oder was auch immer.«
    Unwillkürlich blickte
     sie hinüber zum Schrank.
    »Da haben wir’s«,
     sagte ich. »Im Schrank. Außerdem gibt es ja noch den Bericht
     in Ihrem Tagebuch. Die Sache war bedeutend genug für Sie, und ich
     nehme an, Sie haben sie, wenn auch irgendwie verschlüsselt,
     geschildert. Was Sie geschrieben haben, bedeutet vielleicht für sich
     allein nicht viel, aber es dürfte nicht sehr gut klingen, wenn der
     Text vor Gericht verlesen wird, in einer Verhandlung, bei der es immerhin
     um einen Mord geht. Namentlich, da Sie ja die Haupterbin des Haupterben
     sind. Und wir könnten uns nach weiteren Zeugen umhören, die Sie
     vielleicht ebenfalls gesehen haben. Wenn wir die

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