Ein Grabstein fuer den Playboy
dazu im Nacken. »Ich wette, das war
dieser verdammte Milt. Ich hab gesehen, wie er sich mit ein paar Leuten
unterhalten hat, aber ich dachte, er sagt ihnen nur, sie sollen anderswo
hinfahren.«
»Einer Ihrer Deputys?«
»Ja.«
»Und - warum haben Sie
ausgerechnet Frank Pynne verhaftet?« fragte ich.
Sie schaute mich an, als sei
ich blöder, als sie geglaubt hätte. »In den Großstädten
nimmt man es vermutlich nicht so ernst, wenn jemand den Partner wechselt,
aber hier draußen auf dem Land wird so etwas verdammt ernst
genommen.«
»Jeanne!« Jemand
aus dem Suchtrupp rief nach ihr.
Sheriff Dunlap schaute hinüber.
»Ich nehme nicht an, daß Sie Lust haben, an der Suche
teilzunehmen?« fragte sie.
»Nein«,
antwortete ich.
Dann ließ sie mich
allein, und ich dachte darüber nach, was sie mir mitgeteilt hatte.
Ich brauchte, nicht lange dazu. Und es erschien mir auch wenig glaubwürdig.
Das Motiv der gesellschaftlichen Engstirnigkeit schien mir gar nicht ins
Konzept zu passen. Jetzt ging ich zu der Kette der Suchenden hinüber
und sah, daß der Deputy, den Jeanna zur Überwachung abgestellt
hatte, einen verdreckten Turnschuh hochhielt. Er sah aus wie ein Männerschuh,
war selbst dafür noch ziemlich groß. Sheriff Dunlap schien sich
nicht sonderlich dafür zu interessieren.
Und ich auch nicht.
Jetzt wandte ich mich in die
Richtung, in der ich die Straße vermutete, und ging ein Stück
durch den Wald. Nach einer Weile merkte ich, daß ich mich verlaufen
hatte. Auf dem Weg hierher hatte ich nicht mehr auf meine Umgebung
geachtet, als ich die Stimmen hörte. Und jetzt hatte ich nicht die
leisteste Ahnung, in welcher Richtung die Straße liegen mochte. Bäume
sehen einander ziemlich ähnlich, auch wenn man in einer ehemaligen
Holzhandlung wohnt.
Ich wollte schon zurückgehen
zu den Leuten des Sheriffs, als ich einen kleinen, dicken Pfadfinder sah,
der in meiner Nähe im Boden stocherte. Er bewegte sich dabei im
rechten Winkel zu der Richtung, die ich eingeschlagen hatte. Außerdem
hatte er eine Axt bei sich und hieb damit hier und da kleinere Äste
ab.
»Hallo! Entschuldige
bitte«, rief ich ihm zu.
»Ja?« Er blieb
stehen.
»Gehst du zurück
zur Straße?«
»Jawohl, Sir.«
»Ich fürchte,
meine Orientierung ist ein bißchen durcheinander. Wenn du nichts
dagegen hast, schließe ich mich dir an.«
»Mhm.«
»Habt ihr hier Ferien,
oder was?«
»Nein, aber man hat uns
einen Tag freigegeben. Mr. Jacobs, der Leiter der Pfadfinder, hat das
veranlaßt.«
Ich fand das ein wenig
gespenstisch, aber ich wußte nicht, wie ich das sagen sollte, ohne
den Jungen oder Mr. Jacobs zu verletzen. »Würdest du es nicht
unheimlich finden, wenn du das entdeckst, wonach ihr sucht?«
»Nee«, sagte der
Junge. »Mr. Jacobs läßt uns oft bei solchen Sachen
helfen. Verkehrsunfälle, Leute, die sich im Wald verlaufen haben, und
so.«
»Ich verstehe.«
»Außerdem muß
man früher oder später doch dem Tod ins Auge sehen«, sagte
er altklug. Zugleich hackte er mit seiner Axt nach einem Baumstamm.
»Wie zum Beispiel hier«, sagte er.
Ich schaute in die Richtung,
in die er jetzt mit der Axt deutete, und sah eine von Steinen umgebene
Senke, in der die Erde ziemlich aufgewühlt war. »Hat man ihn
dort gefunden?«
»Ja, Sir. Wir haben
hier gestern alles aufgegraben. Und danach wieder zugeschüttet.«
Er stand da und betrachtete
die Stelle, dann wandte er sich um und stapfte in Richtung auf die Straße
weiter.
Alle zwanzig Schritte hackte
er einen Ast ab. Es schien ihm Spaß zu machen. Ich fragte mich, ob
es den Bäumen auch Spaß machte.
Als wir die Straße
erreicht hatten, spielte die Mappes-Familie »Schnapp den Ball«.
Maurie Mappes ließ den Ball fallen, als er mich sah.
»He, hallo!« rief
er. Dann winkte er und kam her. »Na, wie geht’s?«
»Gut.« Ich sah,
wie Mutter Mappes den Pfadfinder verhörte.
»Haben Sie noch nichts
gefunden?«
»Ja, ein paar tote
…« Ich ließ den Satz offen.
Mappes bekam beinahe einen
Schlaganfall.
»Ein paar tote Blätter.
Oder besser, ’ne ganze Menge davon.«
Er verstand nicht.
Ich versuchte, es ihm zu erklären.
»Man muß früher oder später dem Tod ins Auge sehen«,
sagte ich.
Jetzt wurde er allmählich
wütend, mich aber rettete seine Frau, die nach ihm rief. »Ein
rostiges Messer, Maurie! Sie haben ein rostiges Messer
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