Ein gutes Herz (German Edition)
Fußballmannschaft bestand aus elf Mitgliedern. Fünf Jungen wurden vermisst. In den gesamten Niederlanden wurde Jagd auf Sallie gemacht, aber es war keine Spur von ihm zu entdecken. Erschöpft kehrte Kichie zu seiner Frau zurück.
Als Kohn sich gerade anzog, rief die Rezeption bei ihm an. Eine Frau Verstraete sei für ihn da.
»Lassen Sie sie heraufkommen«, sagte Kohn.
Warum war er in Amsterdam? Warum hatte Jimmy Davis ihn hierhergeführt? Wegen Sonja? Wegen Kichies Sohn? Kohn mochte nicht glauben, dass seine Anwesenheit hier und das Herz in seiner Brust keinen tieferen Sinn hatten. Nicht alles hatte einen Grund, aber Jimmys lebendes Herz schon. Er durfte noch einmal mit Sonja reden.
Er zog ein Jackett an und erwartete sie vor seiner Tür. Es geht nicht um Kichie und seinen Sohn, dachte er. Es geht natürlich um Sonja. Es muss um Sonja gehen.
Sie trat aus dem Fahrstuhl. Mit Sonnenbrille. Er hob die Hand. Sie kam auf ihn zu, mit gesenktem Kopf. Sie trug Freizeitkleidung: Jeans, einen unförmigen Pullover, weiße Turnschuhe.
Als sie vor ihm stand, sagte er im Brustton der Überzeugung, denn es entsprach der Wahrheit: »Ich habe auf dich gewartet, seit ich geboren wurde.«
Sie blieb einen Moment stumm. Dann nahm sie ihre Brille ab, und er sah an ihren Augen, dass sie geweint hatte.
»Diese Sprüche kenne ich«, sagte sie. »Ich möchte dich etwas fragen.«
Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, ging sie ins Zimmer hinein. Schob die Brille ins Haar hinauf.
Kohn folgte ihr. Sie ging weiter zum Fenster und blieb dort stehen, den Blick nach draußen gerichtet.
»Du hast hier also gestern im ersten Rang gesessen.«
»Ja. Ich habe alles aus nächster Nähe verfolgen können. Ich lag im Bett, als es krachte. Jetlag. Eine Viertelstunde später war ich draußen.«
Sie wandte den Blick nicht vom Fenster ab. »Hast du etwas damit zu tun?«
»Denkst du so schlecht über mich?«
»Das Allerschlechteste«, sagte sie.
»Warum sollte ich etwas damit zu tun haben? Was hätte ich davon? Das ist Terror. Da geht es nicht um Geschäfte. Da geht es darum, Eindruck zu schinden, Zeichen zu setzen, es geht um Demütigung und Rache. In dem Business war ich nie tätig. Ich war Geschäftsmann, Sonja. Kein Terrorist.«
»Du kommst in die Stadt, und bumm! wird alles anders. Wird alles schlechter.«
»Dafür kann ich nichts. Schade, dass du so über mich denkst. Ich bin aus einem völlig anderen Grund hergekommen. Nämlich um herauszufinden, warum ich, ausgerechnet ich und niemand sonst, das Herz eines Mannes bekommen habe, der dich glücklich machen wollte. Darum bin ich hier. Ich möchte den Grund dafür herausfinden.«
»Hast du die Nachrichten verfolgt?«
»Ich habe die ganze Nacht ferngesehen. Ein Freund von mir war in Schiphol. Bin erst heute Morgen ins Bett gegangen. Ist noch etwas passiert?«
»Was hat er in Schiphol gemacht?«
»Er ist ein… ein Freund von mir, von früher. Er hat etwas mit dem Ganzen zu tun. Nicht er selbst, aber sein Sohn. Wir dachten, der Junge sei in dem gekaperten Flugzeug. Aber das ist er nicht. Ouaziz war dort, um zu helfen, auf Bitten eines Ministers namens Donner. Wir haben gehofft, dass er an Bord gelangen und für Sallie, seinen Sohn, eine Sonderbehandlung erwirken könnte. Aber er kam nicht an Bord. Eine Nacht umsonst gewartet.«
»War er dabei, als Boujeri an Bord gebracht wurde?«
»Nein. Und ich war hier im Zimmer, vor dem Fernseher.«
Kichie hatte sich etwas ausgedacht, ein verzweifeltes, irrsinniges Vorhaben. Wenn er an Bord war, würde er mit Sallie die Kleidung tauschen, einschließlich der kugelsicheren Weste. Die Jungen würden sich ergeben, aber nur unter der Bedingung, dass sie ihre Sturmhauben aufbehalten durften; weil sie nicht wollten, dass ihre Gesichter im Fernsehen zu sehen sein würden, so sollte ihre Begründung lauten – Fernsehkameras brachten das Flugzeug vom Dach eines der Terminals aus mittels Teleobjektiven durchgehend ins Bild. Dann würde Kichie Sallies Platz einnehmen, und Sallie bekäme die Chance zu entkommen. Aber es wurde nichts daraus, denn sie ließen ihn nicht an Bord. Es gab kein einziges Druckmittel. Mit den Matrosen an Bord bekamen die Entführer alles, was sie wollten. Eine Flugroute über Europa wurde ausgetüftelt und verhandelt. Kohn sah hier, in seinem Zimmer, im Fernsehen, wie der Mörder von Theo van Gogh ein Victory-Zeichen machte. Um halb sieben startete die Maschine. Um sieben ging Kohn schlafen.
»Wie heißt dieser Freund?«, fragte
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