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Ein gutes Herz (German Edition)

Ein gutes Herz (German Edition)

Titel: Ein gutes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon de Winter
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Sonja.
    »Ouaziz. Kicham Ouaziz. Kichie nenne ich ihn.«
    »Ich bin ihm mal begegnet.«
    »Kann schon sein. Aber ich wollte die beiden Welten getrennt halten. Du solltest nicht von der anderen Welt angetastet werden.«
    »Er hat für dich gemordet.«
    »Man hatte auf mich geschossen«, sagte Kohn.
    »Das war eine fatale Nacht, im Nachhinein betrachtet. Ich hatte Nachtdienst in der Notaufnahme.«
    »Jede Sekunde dieser Nacht hat sich mir fest eingeprägt.«
    »Ouaziz ist ein Mörder.«
    »Ja.«
    »In deinen Diensten.«
    »Ich arbeitete mit ihm zusammen. Er war nicht in meinen Diensten.«
    »Eine feige Antwort.«
    »Ich sage, was Fakt ist.«
    »Hat er auch meinen Vater ermordet?«
    Seit mehr als zehn Jahren wusste Kohn, dass sie ihm diese Frage stellen würde. Das war unvermeidlich. Er hatte alle möglichen Antworten erwogen. Aber nie die Wahrheit. Jetzt lief er nicht mehr vor ihr weg.
    »Ich fürchte, ja«, sagte er.
    Sie stöhnte auf, die Stirn an die Scheibe gelehnt, die Arme um sich geschlungen, als friere sie.
    Kohn sagte: »Ich wusste nichts davon. Er wollte mich nach jener Nacht beschützen. Die Gefahr eliminieren. Was ich weiß… habe ich später erfahren. Bei den Verhören. Nie von ihm selbst. Er wollte mir nichts davon anvertrauen. Er kam zwei Serben auf die Spur. Wollte sie unschädlich machen…«
    »Was für ein Ausdruck…«
    »Er kam auch ihrem Auftraggeber auf die Spur.«
    Sie war jetzt still, rührte sich nicht. Er schaute auf ihr Haar, das sie hochgesteckt hatte, mit der Sonnenbrille als Diadem, und sah ein Stück von ihrem Hals. Nichts war so verletzlich. Er liebte sie. Mit einer Bedingungslosigkeit, die aus tiefstem Herzen kam. So empfand er es.
    »Mein Vater…?«, flüsterte sie.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er.
    »Hast du Geschäfte mit ihm gemacht?«
    »Ein einziges Mal. Immobilien.«
    »Ein Interessenkonflikt?«
    »Nichts Besonderes. Ein Interessenkonflikt, ja. Wie ich ihn häufiger hatte.«
    »Ich habe später Geschichten gehört…« Sie verstummte wieder. »Geschichten, dass er Geld von Leuten aus der Unterwelt anlegte. Leuten wie dir. Geldwäsche mittels Immobilien.«
    »Ich weiß es nicht, Sonja.«
    »Red nicht drum herum! Nimm mich ernst! War er der Makler der Unterwelt? Ja oder nein?«
    »Ja.«
    Sie blickte weiterhin auf den Fluss hinaus, drehte ihm hartnäckig den Rücken zu. Oder hatte sie die Augen geschlossen? Sie stand etwa drei Meter von ihm entfernt. Er stützte sich auf einen der Sessel. Es klopfte an der Tür.
    »Entschuldige«, sagte er.
    Ein Angestellter rollte einen Wagen mit seinem Frühstück herein. Kohn bestätigte den Empfang und schob den Wagen ins Zimmer.
    »Ich habe Kaffee. Möchtest du einen?«
    »Ja, gerne«, sagte sie leise.
    Er schenkte Kaffee für sie beide ein und stellte Platten mit Lachs und Rührei und Konfitüre auf den Esstisch. Ohne ihn anzusehen, löste sie sich vom Fenster und setzte sich an den Tisch. Er schob die Kaffeetasse zu ihr hinüber.
    »Es ist warme Milch da«, sagte er.
    Sie griff zu der Kanne und goss sich schäumende Milch in die Tasse. Ihn ansehen konnte sie nicht.
    »Mein Vater war also auch ein Schurke. Genau wie du. Ich war ja ganz schön konsequent.«
    Er log: »Ein Schurke war dein Vater für mich nie.«
    »Du hast mit ihm an einem Tisch gesessen. Dem Vater deiner Frau, denn das war ich damals mehr oder weniger. Und dann hast du ihn rücksichtslos umbringen lassen. Eine geschäftliche Transaktion. So war es doch, oder?«
    »Wenn ich von dem Vorhaben gewusst hätte, wäre es nie passiert. Aber Kichie… Er wollte mich da raushalten. Er wollte mich nicht belasten. Er ist jemand, der für einen anderen durchs Feuer geht. Für mich. Eine Freundschaft, wie es sie selten gibt. Archaisch. Südländisch. Vielleicht sogar semitisch. Da sein, um mich zu beschützen.«
    »Weißt du, Max… Ich möchte nicht in Begriffen denken, die zu deiner Welt gehören. Ich habe Medizin studiert. Ich betrachte mich als eine ordentliche Staatsbürgerin. Ich bin keine Frau, die wilde, gewalttätige Männer sexy findet. Ich hatte mir ein bescheidenes Leben ausgemalt. Ein Haus mit Garten und darin spielende Kinder und ein Hund, der sich faul im Gras räkelt. Einen Mann, der wie ich akademisch gebildet ist oder auf jeden Fall einen anständigen Beruf hat, den er genauso gerne ausübt wie ich den meinen. So war ich. So eine Wunschvorstellung hatte ich. Und ich hatte so einen Mann. Den habe ich deinetwegen aufgegeben. Dich hasse ich. Und vielleicht… Vielleicht

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