Ein gutes Herz (German Edition)
Donner auf dem Teller, aber auf Cohens Schultern ruhten sowohl die Geiselnahme in der Schule als auch die Stopera-Sache. Also los, sie würden die Lasten teilen.
Sie gaben sich nicht mehr die Hand. Das hatten sie in den vergangenen achtzehn Stunden schon zur Genüge getan.
»Ha, Job.«
» PH «, erwiderte Cohen.
Cohen stellte seine Wasserflasche auf den Tisch. Dann zog er ein Blechdöschen und eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche. Ohne um Zustimmung zu bitten, zündete er sich eine Zigarette an. Das Blechdöschen diente als Aschenbecher. Das war neu. Job und Zigaretten.
»Und, PH , hast du einen Plan, wie wir die Sache angehen?«, fragte Cohen.
»Ja.«
»Hast du das von Wilders gehört? Von der Pressekonferenz? Angeblich will er sich bei der Schule oder beim Flugzeug melden.«
»Ja, das habe ich auch gehört«, antwortete Donner.
»Der macht sich damit unzerstörbar. Unangreifbar. Wenn er es überlebt.«
»Vielleicht«, sagte Donner.
»Weißt du was, PH ? Es ist mir scheißegal. Ich will nur, dass das alles aufhört. Es reicht. Wenn Wilders unbedingt den Helden raushängen will, soll er doch. Die Kinder müssen freikommen, heute noch. Der Druck auf die Stadt ist unbeschreiblich. Alles liegt brach. Alle hocken zu Hause und warten ab, was passiert. Und keiner weiß, ob es dabei bleibt. Haben sie noch etwas in petto, oder war’s das? Soll Wilders doch sein großes Kapitel in den zukünftigen Geschichtsbüchern bekommen. I don’t care. Hauptsache, die Kinder kommen frei.«
»Wir probieren erst noch etwas anderes. Wir haben einen Plan, der verhindert, dass es so weit kommt.«
»Egal, was für ein Plan das ist, PH . Hauptsache, er funktioniert. Und das einzig Entscheidende ist die Freiheit der Kinder. Ihre Sicherheit.«
»Wir schicken Ouaziz rein. Zusammen mit deinem Mann. «
»Das ist doch auch schon beim Flugzeug nicht geglückt. Warum sollte es jetzt gelingen?«
»Der Sohn von Ouaziz war nicht an Bord des Flugzeugs. Er ist in der Schule. Er wird seinen Vater nicht abweisen. Das Flugzeug war ein Fall für sich. Da haben wir uns geirrt. Zum Glück ohne Folgen. Obwohl die Freilassung Boujeris eine ernste Sache ist. Vater und Sohn Ouaziz könnten die Lösung herbeiführen. Mit Hilfe von deinem Mann. «
Cohen bat: »Könntest du ihn bitte anders nennen, PH ? Dieses dein Mann macht mich ganz krank. Dringt das nach draußen?«
»Ist nicht beabsichtigt.«
Cohen drückte seine Kippe aus und zündete sich gleich eine neue Zigarette an. Donner schaute stumm zu. Er würde gleich anschließend einen Ventilator aufstellen lassen.
»Weißt du was?«, sagte Cohen, während er den Rauch der neuen Zigarette tief inhalierte und beim Sprechen Rauchwölkchen ausatmete. »Das kümmert mich eigentlich alles nicht mehr. Bei meinen Dienstjahren kann ich mich getrost zur Ruhe setzen. Ich verziehe mich in eine Hütte in der Toskana. Oder in das Haus von Cees Nooteboom auf Mallorca. Dann erfahren sie eben von mir und Max Kohn. Die können mir doch alle den Buckel runterrutschen.«
Van der Ven steckte den Kopf zur Tür herein und deutete mit dem Finger hinter sich. Donner nickte und fragte Cohen, während van der Ven auf weitere Instruktionen wartete: »Möchtest du ihn treffen? Er ist hier. Du musst nicht, Job. Du kannst gehen, ohne ihm zu begegnen.«
Cohen sah ihn irritiert und entrüstet an und sagte: »Ist das irgendeine Scheißfinte oder was?«
»Nein, nein. Was hätte ich davon? Aber du bist Teil des Krisenteams, und auch du musst dein Okay für die Aktion geben.«
»Du hast mein Einverständnis. Ich will ihn nicht sehen.«
Nach dieser Antwort erwartete Donner, dass Cohen sich gleich erheben und gehen würde, doch er blieb sitzen und rauchte mit einer Inbrunst, als wäre die Zigarette sein Rettungsanker.
»Etwas über Marijke erfahren?«, fragte Cohen. »Sie haben doch noch jemanden gefunden, oder?«
»Ja. Die Leiche wird identifiziert. So weit möglich. Mitten in der Tiefgarage gefunden. Neben dem Transporter, einem Ford Transit, von dem die Explosion ausging. Direkt daneben. Schwer zu identifizieren, hieß es. Neben der Leiche wurden ein paar Gegenstände gefunden. Alles verkohlt. Eine Tasche mit Inhalt. Die Temperaturen dort müssen entsetzlich gewesen sein. Wie die Sonne.«
Cohen sagte nichts. Dann stand er abrupt auf, raffte seine Sachen zusammen und verließ, nachdem der wartende van der Ven ihm die Tür weiter geöffnet hatte, grußlos den Raum.
Donner blieb allein zurück. In Gedanken bei dem, was da
Weitere Kostenlose Bücher