Ein Hauch von Schmerz: Erotischer Roman (German Edition)
umsetzen, sondern sie laufend anpassen, je nachdem, wie Carly reagiert. Sie wird dich bremsen, wenn du zu weit gehst, dich anfeuern, wenn du nicht weit genug gehst. Dominanz ist immer interaktiv. Wie kommt es, dass du noch keine Erfahrungen auf diesem Gebiet sammeln konntest?«
»Das liegt daran, dass meine Ideale so widersprüchlich sind. Ich möchte eine Frau, die einen starken Willen hat, die widerspenstig und eigensinnig ist. Gleichzeitig wünsche ich mir, sie zu unterwerfen und zu beherrschen, aber ohne ihre Stärke zu zerstören.«
Kendall wollte daraufhin wissen, welche SM -Praktiken Jonas bereits ausprobiert hatte, und die Antwort war beschämend kurz gewesen. Keine. Es war bisher alles nur in seinem Kopf passiert.
Als Jonas jetzt hinter den Paravent ging, um sich vorzubereiten, wurde ihm klar, worauf er sich da eingelassen hatte. Er traf mit seinem Mangel an Erfahrung auf Carly, um mit ihr gemeinsam Neuland zu betreten, vorausgesetzt, er schaffte es, sie auf dieses Terrain mitzunehmen.
Sharon puderte Carlys Gesicht. Jonas sah sie im Spiegel an. Sie besaß Charisma und Natürlichkeit. Er hatte sie im Café in der Unterhaltung mit ihrer Freundin auf viele Arten lachen und lächeln sehen. Und jedes Mal, wenn sie ihn angesehen hatte, war ihm das Herz aufgegangen. Er konnte sein Glück kaum fassen, dass sie bereit war, sich auf sein Spiel einzulassen, von dem sie noch nicht einmal genau wusste, worum es ging.
Ob er sie dazu bringen konnte, ihn anzuflehen, sie zu fesseln? Er hatte eine Idee, aber konnte er beim Probeshooting schon so weit gehen?
Er lächelte sie im Spiegel an und sah, dass sie ähnlich unsicher war wie er. Es war seine Aufgabe, ihr Sicherheit zu vermitteln. Also straffte er die Schultern und zog seinen Pullover über den Kopf. Er entledigte sich seiner Schuhe und Strümpfe. »Soll ich mich selbst pudern, oder machst du das?«, fragte er Sharon.
»Ich bin gleich mit Carly fertig, dann bist du dran«, antwortete sie.
Jonas betrachtete sein Spiegelbild, dann hob er die Arme und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, die der Pullover beim Drüberziehen statisch aufgeladen hatte. Dabei fing er Carlys Blick auf und verharrte mitten in der Bewegung. Warum sah sie ihn so eindringlich an? Er prüfte noch einmal sein Aussehen. Alles okay, soweit er das beurteilen konnte. Er ließ die Arme sinken.
Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, die Aktion abzublasen, mit Carly in ein Pub zu gehen, mit ihr zu flirten und sie zu verführen. Dann schaute er ins Studio rüber, sah auf dem Billardtisch die Peitsche liegen und wusste wieder genau, was er wollte.
• • •
Schade, dass er sich nicht noch einmal durch die Haare fuhr. Carly wusste jetzt schon, dass sie nach diesem Anblick süchtig werden würde: die straffen Unterseiten seiner Oberarme, die Stelle, wo sie in seine Achselhöhlen übergingen. Sie wollte an ihm schnuppern, die feinen Haare in den Mund nehmen, seinen Geruch inhalieren, ihn … oh bitte, das reichte! Erst sprang sie auf Sharons weibliche Reize an, und jetzt auf Jonas’ Achselhöhlen. Fehlte nur noch, dass sie begann, Kendalls Finger am Auslöser der Kamera anzubeten.
Als Sharon befand, dass Carly kamerafein war und anschließend Jonas abpuderte, ging Carly ins Studio rüber und atmete tief durch. Sie musste wieder einen klaren Kopf bekommen, sonst würde sie sich zu Dingen hinreißen lassen, die sie später bereute.
Kendall schraubte an einem Stativ herum. »Bereit? Brauchst du noch etwas, Carly? Und sag einfach Steve zu mir.«
»Ich brauche nichts, danke.« Sie fand, dass sie professionell klang, doch Steve Kendall schien wirklich hervorragend in Gesichtern lesen zu können, denn er trat auf sie zu und sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
»Ich möchte nicht deine Schauspielkünste sehen. Ich will die echte Person.«
Sie nickte nur.
Auf dem schwarzen Hintergrundkarton stand ein antiker Holzstuhl mit gepolstertem Sitz. Etwas zum Festhalten, sehr gut, dachte Carly. Doch dann kam Jonas hinter dem Paravent hervor, ging zielstrebig zu dem Stuhl, setzte sich rittlings hin und verschränkte die Arme auf der Lehne.
»Ich hätte auch gern ein Requisit«, sagte Carly.
»Kriegst du.« Sharon setzte sich an den Laptop. »Ein akustisches Requisit.« Sie drückte ein paar Tasten, und durch Lautsprecher unter der Decke erscholl: »I’m sexy and I know it.«
Carly lachte. »James Blunt wäre mir lieber.«
Sharon wechselte zu ruhigerer Musik.
Carly sah zu Jonas.
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