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Ein Herz bricht selten allein

Ein Herz bricht selten allein

Titel: Ein Herz bricht selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gitta von Cetto
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selbständige Wesen, Männer mit eigenen Gesetzen, die
keine Rücksicht auf sentimentale und eifersüchtige Mütter nehmen. »Ich habe ein
winziges Kämmerchen mit einem schmalen Bett, und dann mein Zimmer mit einem
Doppelbett«, sagte Anna.
    »Gut, also einer schläft mit
ihr im Doppelbett, du oder ich. Sie hat keine ansteckende Krankheiten, soviel
ich weiß.« Ein zweiter Schatten löste sich aus dem Dunkel. Gott, gib mir Kraft,
betete Anna, laß mich gastfreundlich und großzügig erscheinen.
    Der Schatten bewegte sich auf
Anna zu, und er roch zum Glück nach guter Seife. Anna atmete erleichtert auf.
    »Ich habe sie auf dem Schiff
aufgegabelt, ganz zufällig«, erläuterte Poldi. »Sie möchte bei dir gern ein
Zuhause finden.«
    Anna versteifte sich. Sie wußte
nicht, ob und wohin sie die Hand in der Dunkelheit ausstrecken sollte. »Guten
Abend«, sagte sie vage in die Richtung des Schattens und bemühte sich um einen
freundlichen Ton. Sie fühlte eine Hand in der ihren, einen kraftvollen Griff,
den sie gern hatte.
    »Na, wie steht’s mit der Stimme
des Blutes? Die funktioniert nicht ganz, was?« sagte das unsichtbare Wesen.
    »Bettina!«
    Anna war außer sich vor Glück.
Sie schleppte ihre beiden großen Kinder wie eine kostbare Beute ins Haus und
verschloß die Tür hinter ihnen, damit sie ihr nicht mehr entkamen. Sie fand mit
der Taschenlampe die Streichhölzer und zündete die Kerzen an.
    »Zwei Fliegen mit einem Schlag,
Überraschung, was?« sagte Poldi. Er ließ sich auf Annas Bett fallen und
streckte die Beine weit von sich. Die khakifarbenen Hosen starrten vor Dreck.
    Sie kommen morgen zusammen mit
dem Hemd in den Waschzuber, überlegte Anna. Es soll Söhne geben, die ihrer
Mutter anstatt Sorgen und schmutziger Wäsche einen seidenen Schal und
Erfolgsbotschaften mitbringen. Ihre Erziehungsbemühungen waren danebengegangen.
Sie mußte allerhand falsch gemacht haben.
    Bettina hatte es sich auf Annas
Bett ebenfalls bequem gemacht. Sie sah übermüdet aus, unglücklich, sehr
verloren.
    »Wie wäre es, wenn ich euch Spiegeleier
auf Speck und Paprikaschoten machte? Ich habe auch Salami im Haus, Schafskäse
und schwarze Oliven.«
    »Prima Idee«, meinte Poldi.
    Die Gesichter verschwammen
hinter Zigarettenrauch. Poldi blies Kringel und sah ihnen nach. Sein Gesicht
war glücklich wie das eines kleinen Jungen, der seinem Luftballon nachblickt.
Anna schlug die Eier in die Pfanne. Sie fühlte sich von den Kindern beobachtet.
Bettina und Poldi waren Verschworene. Ich muß sie mir einzeln vornehmen, zuerst
Bettina und später Poldi, überlegte sie. Ich lasse sie sich ausquatschen und
werde sie gut füttern, dann werde ich allmählich wieder auf dem laufenden sein.
    »Du kannst uns doch brauchen,
Mama? Sonst können wir nämlich auch wieder gehen«, warf Poldi lässig hin.
    »Natürlich kann ich euch brauchen.
Jederzeit. Das wißt ihr doch.«
    »Deine Freude war nämlich sehr
gemäßigt«, erklärte Bettina.
    »Ich freue mich in Raten.
Mutterfreuden wollen gut eingeteilt sein«, meinte Anna weise.
    »Du treibst dich ganz schön
herum. Wo kommst du denn so spät her?«
    »Frank ist da. Wir haben in
Fetovaia Langusten gegessen.«
    »Frank? Dein Franzi?« Poldi
wurde lebhaft. Er wußte, daß Frank einmal Annas große Liebe gewesen war. »Das
ist ja romantisch! Ein heimliches Stelldichein auf Elba. Fast wie bei Napoleon
mit der Walewska.«
    »Nicht ganz so. Frank ist mit
seiner Frau und einer seiner beiden Töchter hier.«
    »Na, da habt ihr ja gar nichts
voneinander.« Er rappelte sich hoch und guckte nach, ob die Eier bald fertig
wären. »M-m, das riecht fein. Und so viele«, sagte er bewegt und umarmte Anna.
»Du bist wirklich prächtig. Ich bin froh, mal wieder bei Muttern zu sein. Ich
hatte schon Angst, es gäbe Stunk, wenn du mich mit dem Bart siehst und den
langen Haaren. Es gibt nämlich Mütter, die sich wegen solcher Lappalien
wahnsinnig auf regen.«
    Anna wagte nicht, ihn
anzusehen, um sich nicht zu verraten. Er hatte sie auf den Thron der weit über
dem Durchschnitt stehenden Mütter gesetzt. Sollte sie sich selbst entthronen,
indem sie ihm sagte, daß sie seinen Aufzug indiskutabel, unappetitlich und
ziemlich blöd fand?
    Poldi balancierte mit der
Pfanne zum Tisch. »Komm schnell, Bettina, sonst ist nichts mehr da.«
    Bettina schnellte hoch. Als
erstes nahm sie einen Schluck Wein. »Du erkundigst dich gar nicht, wo Jean
geblieben ist«, sagte sie, als sie das Glas absetzte. Sie wollte den
unvermeidlichen

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