Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hippie-Traum

Ein Hippie-Traum

Titel: Ein Hippie-Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Young
Vom Netzwerk:
»es zu schaffen«. Mir schien das alles eher unkompliziert zu sein, und wohl deshalb hing ich so entspannt mit den Rockets in ihrem Haus im Laurel Canyon ab. Es war verdammt cool, wenn alle in einem großen Kreis saßen und Songs zusammen oder solo spielten. Unsere Sprache war die Musik. Wir ließen die Gitarre herumgehen wie die amerikanischen Ureinwohner die Pfeife. Es war wirklich unsere Sprache der Liebe, unser gemeinsames Interesse, unsere Zusammengehörigkeit, ganzund gar wir. Und dieses Gefühlt teilten wir damals auch mit unserem Publikum. Wir fühlten uns zusammengehörig.
    Die Rockets hatten damals einen großen Freundeskreis, zu dem auch Robin Lane gehörte, eine Sängerin/Songwriterin. Soweit ich weiß, war sie Dannys Freundin. Ich wusste so gut wie nichts über ihre Geschichte mit Danny and the Memories, aber ich merkte, dass diese Leute schon seit ewigen Zeiten miteinander befreundet sein mussten. Wenn ich drüben bei ihnen mit Danny, Billy, Ralphie, Robin und ihren Freunden jammte, fühlte ich mich immer ungezwungen. In der Buffalo-Springfield-Szene herrschte ein ziemlicher Druck. Aber hier gab es keine großen Erwartungen. Nur Träume.
    Ein paar Wochen, bevor sich Danny, Billy, Ralphie und ich – die künftige Ur-Besetzung von Crazy Horse – in meinem Wohnzimmer in Topanga trafen, hatte ich mich mit Grippe zu Hause in meinem Bett verkrochen. Susan brachte mir Suppe und allerlei gesunde Sachen, aber ich fühlte mich weiterhin beschissen. Die Hälfte der Zeit fantasierte ich herum und hatte einen merkwürdigen metallischen Geschmack im Mund. Es war merkwürdig. Auf dem Höhepunkt der Krankheit fühlte ich mich auf seltsame Art high.
    Ganz nah an meinem Bett stand ein Gitarrenkoffer – für die meisten Frauen, mit denen ich eine Beziehung hatte, wahrscheinlich zu nah. Ich nahm die Gitarre heraus und fing an zu spielen; sie war auf D-modal gestimmt, das heißt, beide E-Saiten waren runter auf D gestimmt, was ich sehr mochte. Der Sound wurde dadurch etwas leiernder, fast wie bei einer Sitar, aber nur fast. Ich spielte eine Weile herum und komponierte »Cinnamon Girl«. Am Text feilte ich noch, aber alle Änderungen passierten direkt vor Ort, bis der Song fertig war.
    Dann gab ich der Gitarre die normale Stimmung zurück und spielte weiter. Zu dieser Zeit lief ein Song in e-Moll im Radio, den ich sehr mochte – »Sunny« oder irgend so was. Ich weiß noch, dass ich ihn in dem Drugstore an der Ecke Fairfax und Sunset hörte, wo ich ein Mittel gegen die Grippe kaufen wollte. Der Song entwickelte sich zu einer Endlosschleife in meinem Kopf, wie so manche Sachen, wenn ich krank bin und herumfantasiere. Also fing ich an, ihn auf der Gitarre zu spielen, dann änderte ich die Akkorde ein bisschen – und schon wurde »Down by the River« daraus. Ich fühlte mich immer noch krank, aber gleichzeitig glücklich und high. Es war ein einmaliges Gefühl. Ich hatte zwei brandneue Songs! Völlig anders als die Songs auf dem letzten Album!
    Dann machte ich mit a-Moll weiter, eine meiner Lieblingstonarten. Ich konnte nur gewinnen. Ich hatte eine Glückssträhne. An diesem Nachmittag floss mir die Musik wie selbstverständlich zu, und es dauerte nicht lange, da hatte ich »Cowgirl in the Sand« komponiert. Das war ziemlich einmalig, drei Songs in einem Rutsch, und ich bin ziemlich sicher, dass mein rauschhafter Zustand eine Menge damit zu tun hatte.

    Originaltext von »Cinnamon Girl«, 1969.
    Da waren wir also, Billy, Ralphie, Danny und ich, in meinem Wohnzimmer im Topanga-Haus. Es war alles so mühelos, so kinderleicht. Wir spielten so gut zusammen. Einfachen, bodenständigen Rock ’n’ Roll. Es gibt ein cooles Foto von uns allen in diesem Wohnzimmer, um einen großen Stuhl gruppiert, den Briggs und ich in einem Antiquitätenladen in Echo Park gefunden und nach Topanga gebracht hatten. Das Einzige, was an dem Bild stört, ist der Anzug, den ich beschlossen hatte zu tragen. Es ist der Anzug, in dem ich Susan geheiratet habe. Der wäre besser auf dem Bügel geblieben.
    Wie auch immer, ich weiß noch, was ich zu den Jungs sagte, als wir »Cinnamon Girl« spielten und ich ihnen die instrumentale modale Eingangssequenz beschrieb: »Es ist wie bei den Ägyptern, die gigantische Steinblöcke auf Rollen hoch auf die Pyramide rollen. Das ist riesig, das ist ergreifend. Unaufhaltsam. Denkt an die Ägypter!« Bald darauf waren wir mit Briggs bei Heider im Studio und nahmen diese Songs auf. Es war gewaltig. Diese Musik hatte

Weitere Kostenlose Bücher