Ein Jahr - eine Chance
ausgeflippt und er verstand ihre Aufregung überhaupt nicht. Danach hatte er sich in das Büro verzogen und ließ immer wieder die letzten Monate gedanklich an sich vorbeiziehen.
Nach dem Vorfall mit Angelina hatte sich Madeleine sehr von ihm zurückgezogen. Sie waren sehr locker miteinander umgegangen und sie war eine geradezu fantastische Begleitung für ihn gewesen. Mit ihrem Charme hatte sie sowohl Männer als auch Frauen auf eine ganz besondere Art um den kleinen Finger gewickelt. Sie schloss sogar Freundschaften mit hochkarätigen Ehefrauen, deren Nutzen er durchaus merkte. Sie war schon unglaublich.
Als es auf Weihnachten zuging, überraschte sie ihn immer wieder aufs Neue. Sie dekorierte die Räumlichkeiten ein wenig, backte Plätzchen und bereitete Weihnachtsteller für die Familie vor. Sie erklärte ihm, dass das bei ihr zu Hause so üblich sei. Sie backte fast tonnenweise Plätzchen und verteilte diese einen Tag vor Weihnachten auf hübsche Weihnachtsteller, verpackte sie noch sehr schön und überreichte sie an Heiligabend ihren Lieben. Für ihn hatte sie auch einen Teller dagelassen und sogar für seinen Bruder und seine Familie einen besonders großen, sowie zwei kleinere für seine Eltern und seine kleine Schwester.
Ein leichter Schmerz durchzog seine Brust, als er an Weihnachten dachte. Sie hatte ihm gefehlt! Seine Familie hatte immer wieder nach ihr gefragt und sich so für ihn gefreut. Gerne hätten sie sie kennengelernt und Torben Crawford war sich sicher, dass sie Madeleine sofort ins Herz geschlossen hätten. Vielleicht war es so besser gewesen. Weihnachten war ja auch so eine ganz besonders emotionsgeladene Zeit.
Später hatte Madeleine dann nach und nach seine Familie bei verschiedenen Anlässen kennengelernt und es war genauso, wie Torben Crawford es sich gedacht hatte, seine Familie flog förmlich auf Madeleine.
Warum war es nur heute Morgen so eskaliert? Nur wegen dieser drei blöden Tage? Warum musste sie auch unbedingt jetzt eine Auszeit haben? Und wovon? Von ihm? Schwer seufzte er auf. Sie sahen sich ohnehin viel zu selten. Die letzten Wochen hatte sie ihn noch nicht einmal mehr begleitet, wenn er ein oder zwei Wochen in die anderen Hotels fuhr. Sie kam dann zu den Veranstaltungen nachgeflogen und reiste oft schon früher wieder ab. Jedes Mal merkte er, wie sehr sie ihm fehlte, und umso froher war er dann wegen der Distanz. Irgendwann war das Jahr um und Madeleine würde gehen!
Wieder spürte er einen Schmerz in der Brust. Ärgerlich warf er seinen Stift auf den Schreibtisch und sah auf den Bildschirm, wo er sich ein Bild von ihr als Hintergrund gespeichert hatte.
Was hatte sie heute Morgen nur? So aufgewühlt hatte er sie noch nie erlebt. Ihre Blicke waren traurig und machten einen hilflosen Eindruck, das wollte er nicht, aber sie gab ihm auch eine Streitvorlage nach der nächsten.
So warf sie ihm vor, egoistisch zu sein.
„Wieso bin ich egoistisch? Weil ich meine Millionen nicht auf der Straße verteile?“, hatte er sie angeknurrt, nachdem sie ihm das vorgeworfen hatte, wobei er gar nicht mehr wusste, wie sie auf das Thema gekommen waren.
„Das ist typisch für dich. Du denkst immer nur an das Geld!“, warf sie ihm mit einem bösen Blick zu.
„Worum geht es dir genau?“
„Um die Leute, die um dich sind.“
„Ich glaube kaum, dass sich irgendjemand beschweren kann. Jeder verdient bei mir sehr gut.“
„Geld, das ist alles, woran du denkst. Was ist mit Freundschaft?“
„Ich verstehe dich nicht!“
Und damit hatte er noch nicht einmal gelogen. Er verstand sie wirklich nicht.
Daraufhin hatte sie ihm einen zehnminütigen Vortrag zum Thema Freundschaft gehalten, und dass er seine Freunde nur ausnutzen würde. Gut verdienen hin oder her. Wenn er ein echter Freund wäre, hätte er seinen besten Freunde Frank und Charly längst die Möglichkeit gegeben, bei ihm als Teilhaber einzusteigen. Danach warf sie ihm wieder Egoismus vor, und dass er immer nur an sich denken würde und sie jetzt diese drei Tage für sich brauche!
Wütend und vermutlich enttäuscht war sie daraufhin in ihr Zimmer gegangen und hatte sich eingesperrt, woraufhin Torben Crawford sich in sein Arbeitszimmer verzogen hatte.
Das Schlimme war, dass, je mehr er darüber nachgrübelte, er feststellen musste, dass sie recht hatte. Warum hatte er nie daran gedacht, Frank und Charly auf seine Ebene zu holen? Möglichkeiten hätte er genug gehabt. Aber was ja nicht war, konnte ja noch werden!
Es klopfte,
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