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Ein Mann für eine Nacht (German Edition)

Ein Mann für eine Nacht (German Edition)

Titel: Ein Mann für eine Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Mackle
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schien es sonnig zu sein. Hier in Dún Laoighaire hing eine dicke schwarze Regenwolke bedrohlich über ihrem Kopf. So war es wohl immer, dachte sie. Wie ironisch. Egal wo du bist, die Sonne scheint immer woanders.
    Da heute Sonntag war, hatten sich trotz des trüben Wetters mehr Menschen als sonst an der Spitze der Seebrücke eingefunden. Claire schob den Buggy ein bisschen zur Seite, damit die Leute vorbeikamen. Ein jüngerer Mann in einer blauen Wachsjacke setzte sich neben sie.
    Eigentlich war es Zeit wieder zu gehen, aber ihre Beine verweigerten den Dienst. Auf langen Fußmärschen streikten sie gerne mal. Andrews Wangen hatten eine gesunde rosa Farbe, und er sabberte auf seinen Häschenmantel. Claire holte aus den Tiefen ihrer Tasche ein Tuch heraus und wischte ihm den Mund ab.
    „Was für ein wunderschönes Baby“, bemerkte der junge Mann, der neben ihr saß.
    „Danke“, sagte Claire, ohne ihn anzuschauen. Es war eine höfliche Bemerkung, und seine Stimme kam ihr sogar irgendwie bekannt vor. Aber wenn sie mit ihrem Kind alleine unterwegs war, sprach sie nicht so ohne w eiteres mit Männern.
    „Wie heißt er denn?“
    „Andrew.“
    Sie hob den Kopf, um sich diesen höflichen Mann anzuschauen, der Andrew so ins Herz geschlossen hatte.
    Gleichzeitig erkannten sie einander.
    „Mein Gott, du bist doch Tom?“, rief sie.
    Er lächelte: „Das stimmt. Und du bist doch Emmas Schwester?“
    „Ja, genau. Du hast ein gutes Gedächtnis. Was machst du hier in Dublin?“
    „Ich wohne jetzt hier. Ich bin schon vor ein paar Jahren von Galway hierher gezogen ... Das ist also dein kleiner Bursche.“ Er streichelte mit dem Handrücken Andrews Wange. „Er sieht genauso aus wie du.“
    „Wirklich?“, fragte Claire entzückt. „Die Leute sagen, dass er meine Augen hat und Simons Nase.“
    „Simon ist dein ...“
    „Ehemann“, vollendete sie den angefangenen Satz.
    „Und geht er nicht gerne spazieren?“
    „Nein“, erwiderte Claire bedrückt. „Nein, gar nicht.“
    Tom wechselte schnell das Thema: „Wie geht es Emma denn so? Ist sie immer noch so unbekümmert wie früher?“
    „Oh ja. Zurzeit macht sie gerade mit ein paar Freunden eine Weltreise. Jetzt müssten sie in Australien sein“, sagte sie und stellte sich dabei sehnsuchtsvoll Emma im Bikini an einem fernen Strand vor.
    „Vor ein paar Jahren war ich auch mal in Australien. Ich wollte gar nicht mehr zurückkommen.“
    Claire bemerkte eine leise Trauer in seiner Stimme. Vielleicht hatte er auf der anderen Seite der Welt eine Liebe zurückgelassen. Sein Gesicht war liebenswürdig mit dunkelbraunen Augen hinter einer ungewöhnlich geformten Brille und einem großzügigen Mund.
    Plötzlich nahm Andrew sein Plüschtier und schleuderte es mit aller Kraft von sich. Entsetzt sah Claire, wie Derek der Dalmatiner die glitschigen Felsen hinunterpurzelte und schließlich in einer Pfütze landete.
    „Das ist unartig, Andrew“, sagte Claire verärgert.
    Andrews Gesicht verzog sich, und er fing an zu heulen. Herrje, bitte nicht. Mach doch jetzt kein Theater, Andrew. Bitte .
    Mitfühlend betrachtete Tom das ganze Drama.
    „Ich hol‘s“, sagte er galant und stand auf.
    „Nein, lass nur. Die Felsen sind glitschig“, warnte Claire ihn. Wegen eines 3-Pfund-Spielzeugs musste man doch nicht sein Leben riskieren.
    Aber er war schon weg. Ein paar Leute schauten zu, wie Tom den Elementen trotzte, um Derek zu holen. Als er das tropfnasse Hündchen von einem Haufen Seetang herunterfischte, klatschte ein Pärchen Beifall.
    T om strahlte, als er Dereks voll gesogenen Körper auswrang. „Das war meine gute Tat für heute.“
    Es war wieder windig geworden, und Claire beschloss zurückzugehen. Sie schlenderten zusammen den Pier hinunter, und Tom schob eine ganze Weile Andrews Buggy, damit Claire etwas Ruhe hatte. Auf dem Parkplatz lud er sie zu einem Eis ein.
    „Warum eigentlich nicht?“, lachte Claire. „Hier hab ich zuletzt als Kind ein Eis gegessen.“
    Sie setzten sich in Claires Fiat und drückten den Schoko-Flake tief in das Softeis hinein.
    „Mir geht es jetzt richtig gut“, sagte Claire. „Ein Spaziergang tut so gut, finde ich.“
    „Das geht mir auch so.“ Tom sah durch die Frontscheibe in den finsteren irischen Himmel. Er war Millionen Meilen weit weg vom Dún Laoighaire Pier, dachte Claire.
    „Ich versuche jeden Samstag und Sonntag herzukommen“, sagte sie leise.
    Er kehrte in die Gegenwart zurück: „Das ist ja lustig. Ich nämlich auch. Aber ich habe

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