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Ein Mann für eine Nacht (German Edition)

Ein Mann für eine Nacht (German Edition)

Titel: Ein Mann für eine Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Mackle
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dass seine Frau ein Baby erwartete.
    „Danke Shelley, ich rufe noch mal an.“
    Seufzend drückte sie auf Beenden. Das war schon ironisch. Sie erwartete Simons Kind, und er machte mit einer anderen Frau herum. Großartig. Es klingelte Sturm an der Tür. Mist, das war sicher schon Alice. Sie hatte ihren Besuch total vergessen. Na, jetzt war es zu spät, sie wegzuschicken.
    „Du siehst fantastisch aus, Alice“, sagte Claire, als sie die Tür öffnete. „Komm rein.“
    Alice, eine kleine verhuschte Frau mit einer großen Nase und einem offenen Lächeln, trat in den Flur und umarmte Claire. „Schön dich zu sehen“, sagte sie strahlend. „Du hast dich überhaupt nicht verändert.“
    Alice folgte Claire in die Küche und setzte sich auf einen der Hocker. „Das ist toll hier. Du hast richtig Glück.“
    Schon merkwürdig, dachte Claire, jeder musste ihr erst mal sagen, was für ein Glück sie hatte. Aber wenn sie so ein Glück hatte, warum war ihr Mann heute Abend nicht zu Haus? Warum hatte er sie überhaupt nicht zurückgerufen?
    „Wo ist Andrew?“, wollte Alice wissen.
    „Er ist schon im Bett“, antwortete Claire. „Willst du ihn sehen?“
    „Na unbedingt!“
    Auf Zehenspitzen schlichen die beiden Frauen in Andrews Zimmer. Er schlief fest und sah unglaublich süß aus.
    „Ich hätte auch so gern ein Kind“, sagte Alice mit einem Hauch von Trauer in der Stimme.
    In Claire stiegen Schuldgefühle hoch. Kein Wunder, dass Alice sie beneidete. Sie hatte ein schönes, bequemes Zuhause und ein wundervolles, gesundes Kind. Was hatte Alice? Nur eine missglückte Ehe und eine offensichtlich schmerzliche Erfahrung in Amerika. Es würde schwer für sie sein, wieder ganz von vorn anzufangen in einem Irland, das sich in den letzten fünf Jahren drastisch verändert hatte. Claire kam sich plötzlich sehr undankbar vor.
    „Was willst du trinken?“ Claire öffnete den Kühlschrank. „Wie wäre es mit einem schönen Glas Weißwein?“
    „Ja, gerne.“ Alice lächelte.
    Claire schenkte sich auch ein Glas ein. Nur dieses eine für sie. Es würde ihr schwer fallen, mit dem Trinken aufzuhören. Sie hatte sich richtig damit angefreundet.
    „So.“ Sie setzte sich Alice gegenüber. „Was ist denn passiert?“
    „Mein Mann ist mit unserem Nachbarn durchgebrannt ... John.“
    „Wie bitte?“
    „John.“
    „Du meinst ...“
    „Ja, genau das meine ich. Anscheinend war er nicht sicher, ob er schwul ist. Dann hat er mich geheiratet, und es war klar.“
    „Das ist nicht dein Ernst.“
    „Leider doch. Wenigstens müssen keine Kinder darunter leiden. Das ist immerhin ein Segen, finde ich.“
    „Also John und dein ...“
    „Und mein Mann leben jetzt zusammen. Sie sind nach San Francisco gezogen und fangen noch mal neu an.
    „Du Arme.“
    „Ja, so etwas passiert nun mal. Nur dass es einem selbst passiert ...“
    „Glaubt man nicht“, antwortete Claire leise. Sie versuchte sich vorzustellen, dass Simon sie für jemanden wie, sagen wir ... Jake verlassen könnte, aber es gelang ihr nicht. Die Idee war absurd. „Wie haben die Leute hier reagiert?“
    „Ehrlich gesagt, habe ich das kaum jemandem erzählt. Ich wollte es nicht an die große Glocke hängen.“
    „Das verstehe ich.“
    „Wirklich?“
    „Nein“, sagte Claire wahrheitsgemäß. „Eigentlich nicht. Ehrlich gesagt, kann ich wahrscheinlich nicht mal ansatzweise begreifen, was du gerade durchmachst.“
    Frauen wie Alice zu begegnen rückte die eigene Perspektive zurecht. Plötzlich fühlte Claire sich wie ein Monster. Sie stellte zu hohe Ansprüche. Simon hatte sie nicht sitzen lassen, nichts dergleichen. Und sie hatte auch keinen Beweis dafür, dass irgendetwas zwischen ihm und Shelley lief. Nur dieser Kuss. Der Kuss. Den konnte man nicht wegdiskutieren.
    Sie wusste absolut nicht, was sie denken sollte. Sie konnte nicht einfach packen und abhauen. Heute Abend würde sie sich mit Simon zusammensetzen und vernünftig mit ihm reden. Das war’s, was nicht stimmte in ihrer Ehe. Sie sprachen nicht mehr miteinander.
    „Gehst du zu Victorias Party?“ Claire goss Alice ein zweites Glas Wein ein.
    „Diese blöde Party.“ Alice runzelte die Stirn. „Die letzten Wochen habe ich an nichts anderes gedacht. Mir graut richtig davor.“
    „Aber, Alice, du musst ja nicht unbedingt hingehen?“
    „Den Triumph gönne ich ihr auch nicht.“
    „Also konntest du sie auch nicht leiden?“
    „Sie war schrecklich.“ Alice schäumte.
    „Wieso konnte sie sich das eigentlich

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