Ein Mann für eine Nacht (German Edition)
erlauben?“
„Weil ihre Eltern Geld in die Schule gepumpt haben.“
„Ganz schön schlimm.“
„Sie hat mich immer Malice genannt“, sagte Alice.
„Mach dir nichts draus, das ging allen so mit den Namen.“
„Ich bin ja dann nach der fünften für ein Jahr nach Spanien gegangen. Erinnerst du dich? Sie hat überall rumerzählt, dass ich schwanger war.“
„Das gibt’s nicht.“
„Unglaublich, oder?“ Nachdenklich nippte Alice an ihrem Wein. „Inzwischen sollte mir das eigentlich egal sein. Schließlich sind wir erwachsen. Vielleicht ist sie heute gar nicht mehr so schlimm.“
„Doch“, sagte Claire verärgert. „Ich habe sie neulich getroffen. Sie ist immer noch dieselbe alte Kuh.“
„Wir sollten alle ihre alberne Party boykottieren“, sagte Alice plötzlich. „Ich glaube, die anderen sind auch nicht gerade scharf drauf.“
„Daran habe ich auch schon gedacht.“ Claire kicherte. „Aber eigentlich würde ich gern mal das Haus sehen. Ich glaube, das Haus ist fantastisch. Jetzt habe ich mich leider geoutet. Es ist wie bei den Klatschspalten hinten in den irischen Illustrierten. Man macht sich darüber lustig und tut so, als würde es einen überhaupt nicht interessieren, wer was bei irgendeiner albernen Eröffnung getragen hat. Und dann steht man allein im Laden und keiner guckt, und dann will man’s doch wissen.“
„Und meistens sieht man jemanden, den man nicht ausstehen kann“, lachte Alice.
„Ja, und dann denkt man, warum haben sie bloß ein Foto von der gemacht.“
Sie schwiegen einen Moment.
„Wir gehen hin und amüsieren uns“, sagte Claire. Ich habe gerade eine Anzahlung auf ein sündhaft teures Kleid gemacht, also habe ich mich schon irgendwie festgelegt.“
„Schäm dich!“
„Ich hab noch eine Menge anderer hübscher Kleider im Schrank. Vielleicht willst du mal eins anprobieren“, bot Claire vorsichtig an. Nach Alices überstürzter Rückkehr aus den Staaten hatte sie vielleicht finanzielle Schwierigkeiten.
„Danke, Claire, vielleicht komme ich darauf zurück.“
„Komm doch bald wieder“, sagte Claire und stand auf. „Wenn Andrew wach ist. Vielleicht beglückt uns dann ja auch mein Mann mit seiner Anwesenheit.“ Sie verzog das Gesicht.
„Ich sehe ihn sicher auf der Party“, sagte Alice fröhlich. „Nicht vergessen, es ist gar nicht so einfach, einen guten Mann zu finden.“
Dann ging Alice, und das Haus war gespenstisch ruhig. Claire fragte sich, warum Simon nicht zurückgerufen hatte. Vielleicht hatte diese unverschämte Shelley ihm nicht einmal Bescheid gesagt. Claire musste unbedingt mit ihm reden. Er sollte sie in den Arm nehmen und ihr versichern, dass alles in Ordnung war. Sie musste ihm von dem Baby erzählen.
„Simon, wo bist du?“, rief sie verzweifelt.
Kapitel 35
Claire wachte auf, als unten die Haustür geöffnet wurde. Die roten Digitalziffern auf dem Wecker zeigten 23:15. Sie stand auf und schlüpfte in ihre bequemen Hausschuhe. Dann zog sie ihren alten Velours-Morgenmantel an und ging die Treppe runter.
Sie konnte selbst noch nicht ganz glauben, was sie Simon erzählen wollte. Andrew würde in sieben Monaten einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester bekommen!
In der Küche brannte Licht. Der Fernseher war leise gestellt. Simon lag auf dem Sofa, die Augen halb geschlossen. Er sah mitgenommen aus.
Sie fragte sich, was mit ihm los war. Er hatte nicht einmal seinen Schal abgenommen. Vielleicht hatte es einen Einbruch an der Börse gegeben, und Simon empfand das als Niederlage. Claire wusste nicht viel über die Börse, aber sie wusste immerhin, dass es gute und schlechte Tage gab.
Heute musste ein schlechter Tag gewesen sein.
„Hallo.“ Sie stand in der Tür.
„Hallo, Claire.“ Er konnte nur schwach lächeln.
„Hast du Hunger? Im Kühlschrank steht Lasagne. Die kann man ruckzuck aufwärmen.“
„Nein danke.“ Simon schüttelte den Kopf. „Keinen Hunger.“
Er sah sehr erschöpft aus. Sie setzte sich besorgt neben ihn aufs Sofa und nahm seine Hand. Die Hand war eiskalt. Sie nahm sie und rieb sie zwischen ihren Handflächen. „Die Heizdecke ist an. Willst du nach oben gehen? Ich kann dir auch ein Bad einlaufen lassen, wenn du willst.“
„Vielleicht ein Bad.“
„Ich lass das Wasser für dich einlaufen.“
„Ich muss dir was erzählen, Claire“, sagte er matt. Sie war beunruhigt.
Warum sah er sie so merkwürdig an?
„Ich muss dir auch was erzählen“, sagte sie mit zitternder Stimme.
Simon stützte
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