Ein Mann für eine Nacht (German Edition)
miserabel.
„Vielleicht wenn ich es ein bisschen früher ...“
Oh dieser Scheißkerl! „Was machst du denn heute Abend?“ Verdammt, sie klang schon wie ihre Mutter.
„Ach, eine Kollegin hat Karten für irgendwas im Gaiety Theater ... eine Komödie, frag mich nicht, wie sie heißt.“
„Kannst du nicht absagen?“
„Nein.“
„Dann ist sie wohl was ziemlich Besonderes.“ Anna wusste, dass sie gegen ihre Absicht gehässig klang. Sie war todunglücklich. Und im Schockzustand. Mark hatte sie gerade abgewiesen. Es tat sehr weh. Darüber würde sie nicht hinwegkommen. Niemals. Bis zu ihrem Todestag würde sie sich davon nicht erholen.
„Sie ist eine nette Frau. Sieht auch nett aus. Jedenfalls habe ich gesagt, dass ich komme, und das halte ich auch.“
„Und bist du nur mit ihr befreundet? Wie mit mir?“
„Im Moment ja ... aber nach heute Abend, wer weiß? Du kennst mich, Anna. Ich finde es schwierig, mit attraktiven Frauen nur befreundet zu bleiben.“
Anna starrte ihn an, zu schockiert, um irgendetwas zu sagen. Wusste er, was er gerade zu ihr gesagt hatte? Seit zehn verdammten Jahren war sie mit ihm befreundet. Er hielt sie wohl für eine abscheuliche alte Schreckschraube!
„Musst du los?“, fragte er, als sie aufstand.
„Ich muss mich jetzt leider auf die Socken machen.“ Cool bleiben, ermahnte sie sich, als sie sorgsam ihren Mantel zuknöpfte. Irgendwie kommst du über diese Abfuhr hinweg, wie auch bei Darren, Steve, Emmet, Rich und all den anderen. Du kommst darüber hinweg. Keine Ahnung wie, aber es wird gehen.
„Ach, schade. Wir sind gar nicht richtig zum Reden gekommen.“ Er stand auf. „Also, viel Spaß heute Abend.“
„Ja“, sagte Anna, aufgelöst. Das war ein Alptraum. Ein wirklicher Alptraum.
„Und vergiss mich nicht. Lass uns in Kontakt bleiben, Anna, du bist für mich wirklich eine richtig gute Freundin.“
„Und du, Mark“, sagte sie, nahm ihre Handtasche und sah ihm geradewegs ins Auge, „bist ein verfluchter Mistkerl.“
„Ich glaub es nicht.“ Claire schnappte nach Luft. „Dass du das gesagt hast.“
„Habe ich aber“, sagte Anna mit erstickter Stimme am Münztelefon beim Friseur. „Ich war total von der Rolle.“
„Ich glaub es nicht, dass du das gesagt hast.“
„Hör jetzt mal auf, dich zu wiederholen. Es geht ja nicht nur darum, was ich gesagt habe. Er hat schließlich auch was gesagt, oder etwa nicht?
„Was genau hat er gesagt?“
„Mehr oder weniger, dass er mich nicht anrühren würde, selbst wenn ich die letzte Frau auf der Welt wäre.“
„Bist du sicher, dass du ihn nicht missverstanden hast? Vielleicht wollte er dir was heimzahlen. Schließlich hast du ihn andauernd abgewimmelt und gesagt, du hättest keine Zeit.“
„Das ist etwas ganz anderes, Claire, etwas ganz anderes. Ich melde mich später noch mal, sie rufen mich gerade zum Haare waschen.“
„Und du kommst trotzdem ganz bestimmt zum Klassentreffen?“
„Natürlich. Du kennst mich – nicht zu erschüttern.“ Eine einsame heiße Träne rollte Anna die Wange hinunter, als sie den Hörer auflegte.
Sie wollte keine drastischen Veränderungen. Nicht die Haare absäbeln lassen oder solche Sachen. Frauen machten das immer, wenn sie plötzlich sitzen gelassen wurden. Aber Anna nicht. Sie würde stark sein und sich für einige dezente Highlights und eine Fönfrisur entscheiden. Schließlich war es schlimm genug, alleine aufzukreuzen, sie musste nicht auch noch aussehen, als wäre sie einem Rasenmäher in die Quere gekommen.
„Hast du heute Abend was Schönes vor?“, fragte Mandy, die superdürre Friseuse mit den leuchtend pinken Haaren.
„Ja“, murmelte Anna. Bei dem Lärm, den der Fön machte, war sie nicht gerade erpicht darauf, ihre Pläne auszubreiten.
„Mit deinem Typen, ja?“
„Nein, nur mit den Mädels.“
Anna hatte keine Lust sich zu unterhalten. Sie war niedergeschlagen. Sie brachte ja nicht einmal eine armselige Verabredung zustande. Selbst Mark, der nichts dabei fand, sich mit halb Dublin zu verabreden, wollte nicht mit ihr gesehen werden. Sie versuchte keine Notiz davon zu nehmen, als Mandy ihr fast die Haare ausriss und ihr zweimal beinahe die Kopfhaut verbrannte.
„Wunderbar“, sagte sie, als ihr Haar fertig war.
„Eine schöne Feier!“ Mandy steckte ihr Trinkgeld in die Gesäßtasche der hautengen Jeans. „Treib’s nicht zu irre!“
Keine Angst, dachte Anna. Irre am heutigen Abend war nur, dass sie allein ging. Sie hatte drei Monate
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