Ein Mann für eine Nacht (German Edition)
vergeblich nach dem richtigen Mann für die Party-Nacht gesucht. Die zwei Stunden beim Friseur hatten ihr erstaunlich gut getan, obwohl sie immer noch erschüttert war, wenn sie an die Unterhaltung mit Mark dachte. Man stelle sich das vor! Jahrelang hatte sie gedacht, er wäre so charmant. Und alles, was er jemals für sie empfunden hatte, war Mitleid.
Die nächste Station war das Sonnenstudio. Sie schoss durch die offene Tür in der Hoffnung, dass keiner ihrer Bekannten sie gesehen hatte.
„Hallo, Anna“, strahlte die schokoladenbraune, weißhaarige Empfangsdame. „Setz dich erst mal. Gleich müsste eine Kabine freiwerden.“
Anna setzte sich neben einen jungen Mann, der wie ein Boyband-Typ aussah. Es schien ihm überhaupt nicht peinlich zu sein, in einem Sonnenstudio zu sitzen. Wie konnte man nur so großspurig sein. Plötzlich schwang eine Tür auf, und ein junges Mädchen, rote Haare und rotes Gesicht, kam schüchtern heraus. Meine Güte, sie war überhaupt nicht braun, dachte Anna mitfühlend. Was für eine Geldverschwendung.
Ein Lied pfeifend und die Hände in den Taschen seiner Cargohose schlenderte der Boyband-Bengel in die Kabine. Anna starrte ihm fasziniert hinterher. Hoffentlich beeilte sich die Person in der anderen Kabine. Mach schon! Wie lange dauerte das Anziehen denn.
Die Tür ging wieder auf. Anna erhob sich automatisch. Das wurde verdammt noch mal auch Zeit. Sie stieß beinahe mit dem blässlichen Mann zusammen, der gerade herauskam.
„Entschuldigung“, murmelte er, ohne aufzusehen.
„Rich? So eine Überraschung!“
„Anna.“ Er sah aus wie ein verschrecktes Kaninchen.
„Rich, schön dich zu sehen.“ Sie strahlte ihn an. „Klasse Farbe.“
„Äh, danke. Schön, dass wir uns mal treffen, Anna.“
„Finde ich auch.“
Am meisten gefiel ihr, wie verdammt unangenehm ihm das Ganze war.
„Ich würde ja gern ein bisschen mit dir quatschen, Anna, aber ich muss schnell zum Vorsprechen.“
„Sie suchen einen dunklen Typ, stimmt’s?“
„Hm ... stimmt.“
„Okay, tschüss dann. Und kann man gratulieren?“
„Warum?
„Ach, tu nicht so.“ Anna lächelte, als sie sein Unbehagen sah.
„Dir und Sandra.“
„Oh ja. Und ist das für dich OK?“
„Alles gut. Also, bis bald.“ Sie verschwand in die Kabine und machte die Tür fest zu. „Und ist das für dich OK?“, äffte Anna ihn nach, als sie sich auszog. Der hatte Nerven! Was bildeten sich die Kerle bloß immer ein? Zum Glück war sie ihn los, dachte sie, als sie sich zum Entspannen in die Wärme legte. War er nicht pleite? Tja, anscheinend nicht zu abgebrannt für die gewohnten Sonnenstudio Sitzungen. Männer waren die reinste Zeitverschwendung. Gerade als sie richtig zur Ruhe kam, schaltete sich die Sonnenbank aus. Mist. Sie hatte es genossen, dort zu liegen und sich über Richs verdutzte Miene zu amüsieren. Wenigstens hatte sie das ein bisschen von Mark abgelenkt. Sie zog sich schnell wieder an und hoffte, dass die Sonnenbank ihre Haare nicht total ruiniert hatte.
Sie schlenderte die Grafton Street hinauf und genoss den Trubel. Wie Dublin sich in den letzten paar Jahren verändert hatte. Anscheinend war es jetzt ein hippes Pflaster in Europa. Leute aller Nationalitäten kamen übers Wochenende zum Party machen. Party, Party, Party.
Aber sie gingen nicht zu Victorias Party. Da gingen nur Idioten hin. Anna sah auf die Uhr. Sie musste in drei Stunden dort sein. Herrje, herrje!
Zurück in ihrem Zimmer zwängte Anna sich in ihr eng anliegendes schwarzes Kleid, zog den Bauch ein, drehte sich zur Seite und betrachtete sich kritisch im langen Spiegel. Sah sie passabel aus? Würden die Leute Anna Allstone wiedererkennen? Oder würden sie sie bemitleiden: nach all den Jahren immer noch single? Arme alte Anna. Stell dir vor, sie hat sich Chancen bei Mark Landon ausgerechnet. Nicht zu fassen.
Sie setzte sich auf ihr Bett und stützte den Kopf in die Hände. Das konnte sie nicht. Einfach unmöglich. Anna Allstone war die schlechteste Schauspielerin der Welt. Sie würde bestimmt aus der Rolle fallen. Was sollte sie bloß machen?
Natürlich musste sie nicht hingehen. Niemand setzte ihr die Pistole auf die Brust. Sie war ein freier Mensch.
Es war egal, ob sie dort auftauchte oder nicht. Sie war unbedeutend. Niemand würde sich darum scheren, wenn Anna Allstone sich nicht blicken ließ.
Bleib doch zu Hause, wenn du möchtest, sagte sie zu sich! Geh ins Bett, und morgen früh, wenn du aufwachst, ist alles vorbei.
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