Ein Ort zum sterben
von Edith verpflegt, seit ein paar Jahren schon. Und als er unvermutet hereinkam, sah er sie an der Wand herumwischen.«
»Hat Martin denn einen Schlüssel zu Ediths Wohnung?«
»Sie schließt nie ab. Vielleicht könnten Sie mal mit ihr darüber reden. Ich bemühe mich schon seit Jahren, ihr klarzumachen, wie gefährlich das ist. Selbst in das bestgesicherte Apartmenthaus kann mal ein Fremder eindringen.«
»Demnach könnte es also doch Vandalismus gewesen sein.«
»Die Schrift an der Wand meinen Sie? Nein, die Worte hat eindeutig Edith geschrieben, sie hat nur hinterher keine Erinnerung mehr daran.«
»Demnach ist so was schon öfter vorgekommen?«
»Ja, aber es liegt lange zurück.« Und steht hier nicht zur Debatte, ergänzte Charles für sich, als er Henriettas abweisende Miene sah. Merkwürdig, das Ganze …
»Was stand denn diesmal an der Wand?«
»Ich weiß es nicht, Martin rückt nicht damit heraus. Sie kennen ihn ja. Wenn er drei Worte an einem Tag sagt, ist das für ihn schon viel. Diesmal waren es Tod, hier und bald. Ob er Angst vor Herbert habe, wollte ich noch wissen. Da hat er genickt und sich damit ein Wort gespart. Martin ist sehr labil. Und zugegebenermaßen macht es auch mich etwas nervös, wenn ich mir vorstelle, daß Herbert mit einer Kanone herumläuft.«
Unversehens stand Mallory mit zwei Kaffeebechern vor ihnen.
»Ich kann mich ja mal darum kümmern«, sagte sie.
Charles wehrte ab. »Nein, laß mich das machen. Ein Gespräch mit dir hält Herberts armes Hasenherz bestimmt nicht aus.«
Henrietta trank einen Schluck und lächelte Mallory dankbar zu. »Ich glaube nicht, daß es gut wäre, Herbert direkt darauf anzusprechen. Er steht kurz vor einer Explosion, die Lunte brennt schon. Mit seiner Frau lebt er in Scheidung, die Verhandlungen verlaufen offenbar sehr unerfreulich, und Ende September verliert er auch noch seinen Job. Wenn jetzt noch die geringste Kleinigkeit dazukommt, dreht er durch.«
Charles sah Mallory an, die ein skeptisches Gesicht zog. »Alles klar?« fragte er.
»Ja. Der Typ ist total daneben.«
Kurz und knackig. Henrietta und Charles wechselten einen belustigten Blick.
Das Telefon läutete. Charles stand auf, aber Mallory kam ihm zuvor. Ihr Tempo – oder vielmehr die Art, wie sie ohne erkennbare Eile von einer Stelle verschwand, um scheinbar unvermittelt an einer anderen wieder aufzutauchen – war beängstigend.
Sie griff zum Hörer seines schönen altmodischen Apparats. Das heißt – ein richtig altmodischer Apparat war es nicht mehr. Einigermaßen entsetzt hatte er festgestellt, daß sie die Innereien ausgetauscht und einen Anrufbeantworter angeschlossen hatte. Immerhin hatte sie soviel Anstand besessen, das Monstrum in einem Schreibtischfach zu verstecken, wo er es eher zufällig entdeckt hatte.
»Hier Mallory und Butler … Hallo, Riker. Moment.« Sie zog die Schublade auf, wo das Lichtzeichen des Anrufbeantworters munter blinkte. Falls sie sich ärgerte, ließ sie es sich nicht anmerken. Sie ging in ihr Büro und machte die Tür hinter sich zu.
Er wandte sich wieder an Henrietta. »Soll ich mal mit Edith sprechen?«
»Nein«, sagte sie rasch und sehr nachdrücklich.
»Wo hast du denn den ganzen Tag gesteckt, Mallory? Ich hab’s mindestens hundertmal bei dir probiert.«
»Viermal. Charles schaut nie nach unserem Anrufbeantworter.«
»Ich hab was für dich«, sagte Riker. »Gaynor und Cathery haben jeweils ein Alibi für zwei der Morde, gemeinsam aber keins für alle drei.«
»Ein Komplott? Davon halte ich nicht viel.«
»Nein, hör doch mal. Cathery hat ein Alibi für den Mord an seiner Großmutter und Gaynor eins für den an seiner Tante –«
»Den Film hab ich auch gesehen, Riker, aber damit kommen wir hier nicht weiter. Hätte Markowitz geglaubt, daß er es mit zwei Verdächtigen zu tun hat, hätte er sich nie ganz allein an die Verfolgung gemacht.«
»Dazu könnte ich dir was sagen, nur wird dir das nicht schmecken.«
»Spuck’s aus.«
»Coffey meint, daß der Mörder Markowitz in eine Falle gelockt hat. Daß Markowitz völlig unvorbereitet war.«
»Genial! Genau wie Coffeys Theorie, daß Pearl Whitman entführt worden ist, dabei hätte ihm auch ein halbwegs aufgeweckter Schimpanse sagen können, daß sie sich mit dem Täter verabredet hatte.«
»Reg dich ab! Ich bin doch auf deiner Seite.«
»Was Neues zu den BDA-Terminen in Markowitz’ Kalender?«
»Nein, und von dieser Rille ist Coffey auch wieder weg. Ich würde der Sache ja
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