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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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warten?«
    »Selbstverständlich, Sir. Sobald ich Seine Lordschaft sehe, sage ich ihm, dass Sie hier sind und es dringend ist.«
    »Danke.«
    Es dauerte fünfundzwanzig Minuten, bis Pendock den breiten Korridor heruntergestapft kam und Rathbone erkannte. Er wirkte mürrisch und überhaupt nicht entzückt über eine Begegnung, von der er sich nichts Erfreuliches versprach.
    »Worum geht es?«, knurrte er, sobald sie sich in seinem Büro befanden und die Tür zugefallen war. »Ich kann Ihnen keinen weiteren Spielraum gewähren, Rathbone. Sie haben die Milde des Gerichts bis aufs Letzte ausgeschöpft. Es tut mir leid. Diesmal sind Sie auf der Verliererstraße. Finden Sie sich damit ab, Mann! Ziehen Sie es nicht endlos in die Länge. Damit tun Sie niemandem einen Gefallen, uns nicht und nicht einmal ihr.«
    Rathbone setzte sich demonstrativ auf den Stuhl, ein Signal, dass er sich nicht so leicht abspeisen lassen würde. Er bemerkte das irritierte Flackern in Pendocks Gesicht.
    »Mylord, es ist erst vorbei, wenn alle Aussagen gehört worden sind und die Geschworenen ein Urteil gesprochen haben.« Er holte tief Luft. »Umständehalber«, fuhr er fort, »und absolut gegen meinen Willen habe ich kürzlich eine außergewöhnliche Sammlung von Fotografien geerbt, die ich jetzt an einem sicheren Ort, entfernt von meinem Haus, aufbewahre.« Das würde bald genug der Wahrheit entsprechen.
    »Menschenskind, Rathbone! Was Sie geerbt haben, ist mir egal!«, rief Pendock ungläubig. »Was, zum Kuckuck, ist los mit Ihnen? Sind Sie krank?«
    Rathbone griff in seine Fracktasche und zog die Bögen mit der Fotografie dazwischen heraus. Wenn er sie erst einmal Pendock gezeigt hatte, hätte er, wie Caesar den Fluss Rubikon, unwiderruflich eine Grenze überschritten und – in einer weiteren Parallele zu dem römischen Feldherrn – seinem eigenen Volk den Krieg erklärt.
    Pendock machte Anstalten, sich zu erheben, was einem Rauswurf gleichkommen würde.
    Kühl entfernte Rathbone das oberste Blatt und legte das Foto auf den Schreibtisch.
    Pendock warf einen Blick darauf. Vielleicht erkannte er es nicht sogleich. Sein Gesicht füllte sich mit Abscheu. »Allmächtiger, Mann! Das ist obszön.« Er hob die Augen. »Wie, um alles auf der Welt, kommen Sie darauf, dass ich mir einen solchen Schweinekram anschauen will?«
    »Bis gestern wäre ich nie darauf gekommen«, erwiderte Rathbone mit bebender Stimme, obwohl er sich alle Mühe gab, sich zu beherrschen. »Aber kürzlich habe ich das Gesicht desselben jungen Mannes in dem Bild dort drüben gesehen.« Er nickte hinüber zu der silbern eingerahmten Fotografie auf dem Schreibtisch.
    Pendock folgte seinem Blick und errötete jäh. Er packte Rathbones Fotografie und hielt sie neben seine, um sie miteinander zu vergleichen. Mit einem Schlag wich alle Farbe aus seinem Gesicht, und er wurde so fahl wie die kalte Asche im Kamin. Er taumelte zurück und plumpste auf seinen Stuhl.
    Rathbone konnte sich nicht erinnern, sich je so erbärmlich gefühlt zu haben. Nicht einmal der Moment, als er Ballinger im Gefängnis mit der Wahrheit konfrontiert hatte, reichte daran heran. Auch nicht der Augenblick wenige Tage später, als er seinen Schwiegervater ermordet in seiner Zelle entdeckt hatte, noch der Tag, als ihn Margaret verlassen hatte. Er hatte wirklich eine reiche Auswahl.
    Pendock hob den Kopf und starrte ihn mit der gleichen Verachtung an, mit der er die Fotografie gemustert hatte, als er noch nicht gewusst hatte, wen sie darstellte.
    »Ich werde mich weigern, Dinah Lambourn für nicht schuldig zu erklären!«, erklärte er langsam, seine Stimme ein Krächzen aus einer ausgetrockneten Kehle. »Ich werde Ihnen jeden Betrag zahlen, den Sie verlangen, aber das Gesetz werde ich nicht verhöhnen!«
    »Verdammt noch mal!« Rathbone wäre fast aufgesprungen. »Ich will Ihr erbärmliches Geld nicht! Und ich bin auf kein diktiertes Urteil aus. So etwas habe ich mein ganzes Leben lang noch nie angestrebt und habe es auch jetzt nicht vor. Ich will nur, dass Sie den Prozess unparteiisch führen. Ich will, dass Sie meinen Zeugen die Aussage gestatten, damit die Geschworenen sich ihr eigenes Urteil darüber bilden können. Danach händige ich Ihnen das Original dieser Fotografie und sämtliche Abzüge aus, und Sie können damit machen, was Sie wollen. Ob Sie mit Ihrem Sohn darüber sprechen oder nicht, liegt ganz bei Ihnen. Gott möge Ihnen helfen.« Er beugte sich über den Schreibtisch. »Sie waren bereit, mir Geld

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