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Ein Pirat zum Verlieben

Ein Pirat zum Verlieben

Titel: Ein Pirat zum Verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy J. Fetzer
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Wäsche zu waschen? Mussten die Sachen dabei nicht unweigerlich in Fetzen gehen? Und Trockenschleudern? Worin und wie? Er hatte keine Lust, sich zum Narren zu machen, indem er Tess danach fragte.
    Er blieb mit der Hand auf dem Türknauf stehen und lauschte, bevor er die Tür öffnete. Vorsichtig spähte er hinaus, trat dann auf den Gang und machte sich auf den Weg nach oben. Dane war keinem Menschen Rechenschaft schuldig, und noch weniger wurde hier an Bord sein Verhalten in Frage gestellt, aber für Tess, das erkannte er jetzt, würde er alles tun, um zu verhindern, dass sie dem allgemeinen Gespött preisgegeben wurde.
    Er hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen, denn die Crew der Sea Witch verehrte sie. Ohne sich dessen bewusst zu sein, hatte sie ihre verhärteten Herzen erobert, und an Bord war kein Mann, der nicht bereitwillig sein Leben für sie gegeben hätte. Sie hatte ihnen und ihrem Kapitän das Leben gerettet und, was noch mehr zählte, sie hatte ihnen ihr bösartiges Verhalten verziehen.
     
    Tess wurde langsam wach. Ein verträumtes Lächeln spielte um ihre Lippen, als ihre Hand suchend nach dem Kissenstapel tastete. Als sie feststellte, dass der Platz neben ihr kühl und leer war, schlug sie die Augen auf und stützte sich auf einen Ellbogen. Trotz der Enttäuschung darüber, allein zu sein, lächelte Tess, als sie das Laken glatt strich. Die vergangene Nacht war wild und erregend gewesen. Mehr als alles, was sie sich je hätte träumen lassen. Sie errötete, als sie daran dachte, wie schamlos sie die Initiative ergriffen hatte, und ließ sich auf die Kissen zurücksinken. Das kommt davon, wenn man über fünf Jahre im Zölibat lebt, dachte sie. Zu viel aufgestaute sexuelle Energie.
    Plötzlich brach die Realität mit der Wucht eines Fausthiebs in ihre sinnlichen Tagträumereien.
    Captain Blackwell war nicht länger ein Sonderling, sondern absolut authentisch. Ich befinde mich im Jahr 1789, gestand sie sich ein. Der vorangegangene Tag lief noch einmal mit erstaunlicher Klarheit vor ihrem geistigen Auge ab. Der Vorfall an Deck, Mr. Potts’ Bestrafung, der Kampf, das Blut. Ein Schauer überlief sie, als sie sich daran erinnerte, wie nah Dane dem Tod gewesen war. Was hätte ich dann getan? Was tue ich jetzt?, fragte sie sich verzweifelt und mit brennenden Augen. Tess setzte sich auf, schwang die Beine über die Bettkante und rieb sich das Gesicht. Reiß dich zusammen, Renfrew. Jammern hilft dir nicht weiter, Tränen führen zu nichts. Du sitzt hier fest. Stell dich geistig darauf ein. O Gott! Zweihundert Jahre, dachte sie, während sie aufstand und nach ihrem Kimono langte. Sie blieb mit ausgestreckter Hand stehen. Auf einem Sessel lagen sorgsam ausgebreitet ein Rock aus starrem burgunderrotem Taft, eine schwarze Schärpe und eine wundervoll bestickte burgunderrote Seidenbluse, die ein zarter Spitzenbesatz in derselben Farbe zierte. Korsett, Mieder, Strümpfe, Unterröcke, das ganze Drumherum – schon wieder. Und alles in einem satten Weinrot. Tess runzelte die Stirn. Ganz schön viel Kleider gibt’s auf diesem Schiff, dachte sie verstimmt. Verdammter Pirat! Ohne Zweifel plünderte er die Truhen weiblicher Seereisender.
    Gewaschen und angezogen, entschied Tess sich dafür, barfuß zu gehen, und schob die Slipper unters Bett. Nachdem sie das Bett gemacht hatte, zupfte und zog sie an der Decke, bis ihr klar wurde, dass sie anscheinend noch nicht bereit war, nach oben zu gehen. Als sie dasselbe Kissen zum dritten Mal aufgeschüttelt hatte, griff sie nach einer Bürste und setzte sich auf die Fensterbank.
    Hier bin ich, und hier werde ich bleiben, dachte sie, zumindest, bis wieder eine Wand aus dem Nichts auftaucht. Sei vernünftig, Renfrew. Die Chancen, dass so etwas überhaupt passieren konnte, standen eins zu einer Trillion. Und was, wenn doch wieder eine schwarze Wand erschien?, überlegte sie, während sie die Bürste durch ihr Haar zog. Wer konnte sagen, ob sie in ihre eigene Zeit oder eine andere geraten würde? Würde sie in die Zukunft gehen? Und wenn ja, wie weit? In die Sechziger? Die Siebziger? Ins neunzehnte oder zwanzigste Jahrhundert? Was, wenn sie die Wand tatsächlich fand und weiter in die Vergangenheit befördert wurde? Womöglich an einen anderen Ort? Sollte sie das Risiko eingehen, sich in eine noch schlimmere Situation zu begeben?
    Nein, fürs Erste war sie hier, im Jahr 1789 in der Karibik. Sie würde das Beste daraus machen. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen, als ihr Blick auf

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