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Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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Womöglich war es sogar noch schlimmer, als sie befürchtet hatte. »Sie sind bei Charles? Hervorragend. Der wird Augen machen.«
    Leigh atmete tief durch und zwang sich zum Weitersprechen. »Ja?« Es klang mehr nach einem Kieksen als nach einem Wort.
    »Ich hoffe, Sie sitzen. Und jetzt halten Sie sich fest. Ich kann es selbst kaum glauben.«
    »Henry«, sagte sie leise. »Bitte.«
    »Ich hab gerade mit Jesse Chapman telefoniert …«
    Gott sei Dank , dachte Leigh, und ihr Klammergriff um das Handy lockerte sich ein wenig. Er will mir bloß sagen, dass sich Jesse für einen Verlag entschieden hat. Sie war so erleichtert, dass sie sich kaum noch dafür interessierte, ob seine Wahl auf Brook Harris gefallen war.
    »… und er möchte, dass wir seinen nächsten Roman herausbringen.«
    »Henry, das ist ja wunderbar! Ich bin total begeistert. Und ich verspreche Ihnen, dass ich mich noch einmal persönlich bei ihm entschuldigen werde, wenn ich ihn das nächste Mal...«
    Er fiel ihr ins Wort. »Ich war noch nicht fertig, Leigh. Er will, dass wir ihn herausbringen, aber nur unter einer Bedingung: dass Sie ihn lektorieren.«
    Bevor Leigh »Das ist wohl ein Scherz« sagen konnte, redete Henry schon weiter.
    »Und das ist kein Scherz.«
    Leigh schluckte, aber es fühlte sich an, als ob sie Watte im Mund hätte. Die Mischung aus Angst, Erleichterung und Aufregung war zu viel für sie. »Henry, ich bitte Sie.«

    »Sie glauben mir nicht? Haben Sie nicht zugehört? Die Nummer eins der New-York-Times -Bestsellerliste, der Pulitzerpreisträger, der Verschwindikus vom Dienst, hat gebeten - nein, er hat verlangt -, dass Sie, Leigh Eisner, seine Lektorin sein sollen.«
    »Nein.«
    »Nun reißen Sie sich mal am Riemen. Ich weiß nicht, wie ich es sonst noch ausdrücken soll. Er will Sie , jemand anderer kommt für ihn nicht in Frage. Er hat gesagt, nach seinem großen Durchbruch hätte ihm kein Mensch mehr reinen Wein eingeschenkt. Alle hätten ihm nur noch Honig ums Maul geschmiert und ihm geschmeichelt, wie genial er sei, aber von keinem, weder von seinem Lektor noch von seinem Verleger, noch von seinem Agenten, hätte er seitdem ein einziges ehrliches Wort zu hören bekommen. Anscheinend hat es ihm imponiert, dass Sie kein Blatt vor den Mund genommen haben. Wie hat er es so schön ausgedrückt? ›Die Kleine hat null Toleranz für Gesülze. Genau wie ich. Ich will mit ihr zusammenarbeiten. ‹«
    »Null Toleranz für Gesülze? Henry, mein Job besteht doch nur daraus, dass ich den Autoren das sage, was sie hören wollen. Und nicht nur mein Job. Mein ganzes Leben. Sicher, es passiert schon mal, dass ich in ein Fettnäpfchen trete, aber …«
    »Höre ich da Fettnäpfchen?«
    »Okay, das war leicht untertrieben. Fettnapf . Manchmal kann ich mich eben einfach nicht beherrschen. Aber ich glaube nicht, dass ich auf Knopfdruck ehrlich sein kann. So etwas rutscht mir immer dann raus, wenn ich am wenigsten damit rechne.«
    »Das weiß ich, aber unser Freund Jesse weiß es nicht. Und er wird es auch nicht erfahren.« Er hielt inne. »Leigh, Sie sollen wissen, dass ich mindestens genauso verblüfft war wie Sie. Aber hören Sie jetzt bitte gut zu. Sie haben das Zeug dazu. Ich hätte niemals eingewilligt, wenn ich nicht überzeugt wäre, dass Sie
das hinkriegen. Und zwar bravourös. Und ich brauche Ihnen ja sicher nicht zu sagen, wie wichtig diese Aufgabe für Ihre Karriere wäre. Lassen Sie es sich übers Wochenende durch den Kopf gehen. Und am Montagmorgen kommen Sie in mein Büro. Okay? Ich habe vollstes Vertrauen zu Ihnen, Leigh. Es wird laufen wie am Schnürchen.«
    Die anderen unterhielten sich gerade darüber, ob es wohl noch sinnvoll wäre, eine Verlobungsfeier auszurichten, als sich Leigh wieder an den Tisch setzte und mit leiser Stimme verkündete, dass sie Jesse Chapman lektorieren würde.
    »Ach, hat er ein neues Buch geschrieben?«, fragte ihre Mutter, während sie sich Kaffee nachschenkte. »Wie schön. Wurde aber auch langsam Zeit.«
    Russell verstand ein bisschen besser, was dieser Auftrag für sie bedeutete, aber eben auch nur ein bisschen. Er unterstützte sie immer nach Kräften, erzählte Freunden und Kollegen voller Stolz von ihrer Arbeit und wusste natürlich auch, dass sie Jesse Chapman damals in Henrys Büro auf die Zehen getreten war, doch er konnte nun mal mit anspruchsvoller Literatur nicht besonders viel anfangen.
    Aber es spielte ohnehin keine große Rolle, denn der einzige Mensch am Tisch, der die Bedeutung ihrer

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