Ein Schlappohr fällt vom Himmel / Der Bankmanager und der Obdachlose: Zwei zum Preis von einem (German Edition)
verstehend. »Hendrik, ich bitte dich, komm endlich zu dir. Du wirst so lange du lebst nicht mehr Auto fahren dürfen.«
»Ich nicht aber du. Hier im Schrank müssten sich der Autoschlüssel und meine Brieftasche befinden. Nehme an, dass du auch noch jetzt weißt wie man mit einem Wagen umzugehen hat. So etwas verlernt man nämlich nie.«
»Ich soll Auto fahren? Das kann doch nicht dein Ernst sein. Hendrik ich bin ein obdachloser Säufer, einer dessen Gehirn vom vielen Trinken schon geschädigt ist.« Ludger war über Hendriks Ansinnen fassungslos.
»Bitte Ludger unterlass diesen Schwachsinn. Du und ich wissen doch ganz genau, dass das was du soeben vom Besten gegeben hast, nicht der Wahrheit entspricht. Das bisschen Alkohol was du hin und wieder getrunken hat, reicht mit Sicherheit nicht um Gehirnzellen zu zerstören. Auf jeden Fall«, fuhr Hendrik sehr bestimmt fort, »wirst du dich um den Wagen kümmern. Und ihn woanders parken.« Ludger versprach ihm zwar um ihn bloß nicht aufzuregen, alles das was er wünschte zu tun, aber ob er es auch tatsächlich machen würde, war eine völlig andere Sache.
Doch sehr schwach geworden, erhob sich Hendrik nun von seinem Krankenbett um die Lade seines Nachtisches zu öffnen. Mit einem kleinen Lächeln nahm er seinen Geldbeutel heraus und öffnete ihn.
»Hiermit Bruder«, kam es feierlich über Hendriks Lippen, »vertraue ich dir den Schlüssel zu meiner persönlichen Freiheit an. Sobald du ein anständiges Zimmer gefunden hast, begibst du dich mit diesem kleinen Schlüssel, zu den Schließfächern am Hauptbahnhof. In einem dieser Fächer wirst du eine dunkle Sporttasche finden. Nimm sie so unauffällig wie nur möglich an dich und sieh zu, dass du sie auf schnellstem Weg in Sicherheit bringst.«
»Und was befindet sich so wichtiges in dieser Tasche?«, fragte Ludger behutsam.
»Jede Menge Banknoten. Du wirst es eventuell nicht glauben, aber ich war nie der nach Außen scheinende rechtschaffene, ehrliche Bürger. Ich habe sehr viel Geld unterschlagen und keiner von diesen hochtrabenden Trotteln hat es je bemerkt. Nur gut, dass Sandra nichts davon weiß, nicht, dass sie noch auf den Gedanken käme, ihren Anteil von mir erpressen zu wollen.« Das war ja unglaublich, welche haarsträubende Geschichte Hendrik ihm aufzutischen versuchte. So wie es aussah lebte er mittlerweile schon in seiner eigenen Welt. Dennoch, so als ob er unter Zwang stände, nahm er trotz seiner Zweifel den Schlüssel an sich …
Hendrik drängte ihn nun, aber nicht ohne ihm vorher noch einige Geldscheine in die Hand zu drücken, regelrecht zum Gehen, damit er sich noch heute nach einer geeigneten Unterkunft umsehen konnte, und natürlich auch nach seinem Wagen Ausschau hielt. Ludger musste ihm in die Hand hinein versprechen, sobald er fündig geworden wäre, sich danach unverzüglich zum Hauptbahnhof zu begeben …
Vollkommen konfus machte sich Ludger auf den Heimweg, da er das was Hendrik ihm anvertraut hatte zuerst verdauen musste. Sollte es tatsächlich der Wahrheit entsprechen, dass Hendrik Geld unterschlagen hatte, dann dürfte er nicht stillschweigend darüber hinwegsehen. Aber würde er es jemals übers Herz bringen seinen todkranken Bruder bei der Justiz anzuschwärzen? Ludger wusste auch ohne groß nachzudenken, dass es niemals dazukommen würde. Schließlich war Hendrik durch seine Krankheit schon mehr als bestraft …
In einer nicht unbedingt komfortabel zu nennenden Pension mietete sich Ludger noch am gleichen Abend ein. Nachdem er seine Habseligkeiten nach dort gebracht hatte, die absolut mehr als nur schäbig waren, machte er sich auf die Suche nach Hendriks schwarzem BMW.
Nach dem er den Wagen, wider Erwarten doch aufgespürt hatte, stand Ludger zuerst ratlos daneben. Nur zu gerne würde er ja diesen rasanten Wagen fahren, ob ihm das aber unfallfrei gelingen würde, war er sich nicht so sicher. Immerhin war er schon viele Jahre nicht mehr hinterm Steuer gesessen. Okay Hendrik zuliebe würde er einen Versuch wagen, da es hier, in einer der Seitenstraßen kein allzu großes Verkehrsaufkommen gäbe …
Nur kurze Zeit später gab Ludger schon auf. Er besaß nun mal absolut keine Fahrpraxis mehr. Sobald es ihm möglich wäre, würde er ein paar Fahrstunden nehmen, natürlich nur, wenn auch Hendrik damit einverstanden wäre …
Ein paar Minuten später stand er schon an einer Straßenbahnhaltstelle, dort wartet er auf die Bahn, die ihn bis zum Hauptbahnhof bringen würde
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