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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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seine derzeitige Beschäftigung, wirklich rein gar nichts, hatte Früchte getragen.
    Niemand – noch nicht einmal ein General – hatte bestätigen können, dass Marcus Worth überhaupt in der Armee gedient hatte!
    Vielleicht war sie zu raffiniert vorgegangen.
    Denn er war ganz bestimmt in der Armee gewesen. Ja, da war sie sich sicher. Denn sie erinnerte sich, dass er im Frühjahr bei einer Gala, die der Prinzregent veranstaltet hatte, seinen roten Mantel getragen hatte. Sämtliche Offiziere in London waren eingeladen gewesen, und alle hatten Uniform getragen.
    Und er war dort gewesen. Sie wusste es. Wenn es eins gab, woran Phillippa niemals zweifelte, so war es ihr Gedächtnis.
    Außerdem hatte er an der Parade teilgenommen. Nicht in Uniform, aber er hatte zugeschaut. Also musste er eine gewisse Liebe für das Militär in sich tragen.
    Da ihre heimlichen Erkundigungen zu nichts geführt hatten, war sie gezwungen, sich auf direkte Fragen zu verlassen. Was dadurch vereinfacht wurde, dass sie Mr. Worth direkt gegenübersaß.
    Aber erheblich dadurch eingeschränkt wurde, dass sie am Ende des Tisches in nächster Nähe von Lady Worth saß.
    Die, wie sich herausstellte, verrückt war.
    Der Abend begann folgendermaßen: Nachdem alle Gäste eingetroffen und begrüßt worden waren, begab man sich in das Speisezimmer. Leider war Phillippa nicht Mr. Worth zugeteilt worden; als Mitglied der Familie begleitete er die Tante von irgendjemandem. Daher war sie gezwungen, mit dem Onkel zweiten Grades von irgendjemandem zu plaudern, der einen Sohn im heiratsfähigen Alter hatte. Das war das einzige Thema, das der Mann anzuschneiden wusste, was er auch mehrfach tat.
    Kaum war der erste Gang serviert worden, dachte Phillippa, dass sie nun ohne Schwierigkeiten mit der Befragung anfangen konnte. Leider lag sie falsch.
    »Mr. Worth«, begann sie mit einem Löffel Schildkrötensuppe im Mund, »es freut mich, Sie heute Abend hier zu sehen.«
    Er schaute auf. Falls er erschrocken war, ließ er sich nichts anmerken. »Und ich erst, Mrs. Benning. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie mit meiner Schwägerin bekannt sind.«
    »Oh, ich bin mit vielen Leuten bekannt, Mr. Worth«, erwiderte Phillippa, »aber ich … «
    »Mir fallen ein paar Leute ein, mit denen Sie nicht bekannt sind, Mrs. Benning«, warf Lady Worth ein, »sie heißen Jackie, Jeffy, Michael, Rosie, Malcolm, Roger, Frederick, Lisel und oh, der liebe kleine Benjamin … «
    Lady Worth klärte sie auf, als Phillippa ihr einen fragenden Blick zuwarf. »Es sind Waisen, Mrs. Benning. Schüler an der Schule, die ich finanziell unterstütze.«
    Ein rascher Blick auf ihre Gesellschafterin trug Phillippa nicht mehr als hochgezogene Brauen ein. Hab ich’s dir nicht gleich gesagt?, schienen sie ausdrücken zu wollen.
    »Es gibt Dutzende und Aberdutzende weiterer Kinder«, fuhr Lady Worth unbeeindruckt von Phillippas geplagter Miene fort, »und jeden Tag neue Kinder in Not. Kinder mit hellem Köpfchen, talentierte Kinder, deren Unglück – das sie nicht verschuldet haben – sie jeglicher Möglichkeiten in unserer grausamen Welt beraubt hat.«
    Sie hielt inne, um Atem zu schöpfen, und weil sie offenbar eine Reaktion auf ihr leidenschaftliches Plädoyer erwartete, entschied Phillippa sich für ein unverbindliches »Welch köstliche Suppe, Lady Worth« und konzentrierte ihre Aufmerksamkeit weiterhin darauf, die Suppe bedächtig auszulöffeln.
    Phillippa war es gewohnt, dass die Leute ihr an den Geldbeutel wollten. Schon seit ihrer Geburt war sie eine der reichsten Erbinnen Londons gewesen. Mit sieben Jahren war sie beinahe einem Mann zur Beute geworden, der geschworen hatte, mit ihrem Taschengeld die Welpenpopulation von Surrey vor dem schmerzhaften Tod eines strengen Winters zu retten. Aber sogar er hatte seine aggressive Werbung auf einen späteren Zeitpunkt in ihrer Unterhaltung verschoben.
    Phillippa war entschlossen, ihre eigene Befragung weiterzuverfolgen, und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf Mr. Worth. »Ich frage mich, ob Ihre Arbeit Sie an der Teilnahme hindert«, sagte sie.
    Diesmal war er erschrocken. Auf halbem Wege zum Mund blieb sein Löffel stehen.
    »Ich will nur sagen, dass Sie nicht oft in der Gesellschaft zu sehen sind. Das heißt, bis vor Kurzem.«
    Ein trockenes Lächeln schlich sich in seine Mundwinkel. »Nein, die Arbeit hindert mich nicht. Die Büros in Whitehall schließen vor der Dinnerzeit. Genau wie überall woanders auch.«
    »Dann liegt es … woran genau,

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