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Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Titel: Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simona Ahrnstedt
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Monsieur» , war das Letzte, was Beatrice hörte, bevor sich die Tür hinter ihnen schloss, Seth sie in seine Arme zog und ihr mitten auf der Straße einen heißen Kuss gab.

    Am nächsten Abend eilte Beatrice durch den Flur des vierten Stocks im luxuriösen Hôtel Meurice. Vorsichtig betastete sie das Päckchen in der Tasche ihres Samtmantels, der sich hinter ihr bauschte. Sie fand Seths Tür, drückte die Klinke und betrat den kleinen Flur. Abgesehen von einem leisen Plätschern war es ganz still in der Suite. Der Teppich, der noch dicker war als der auf dem Korridor, dämpfte ihre Schritte, sodass sie das Zimmer geräuschlos durchqueren konnte.
    Seth saß mit dem Rücken zu ihr in einer tiefen Messingwanne. Die schweren Vorhänge waren zugezogen, und seine Haut glänzte wie Bronze im Licht der Petroleumlampen. Er legte eine Hand auf den Rand der Wanne und trommelte mit den Fingern darauf. «Na, Madame la Comtesse, sind Sie gekommen, um mir den Rücken zu schrubben?», fragte er nonchalant, ohne sich umzudrehen.
    «Ach. Woher wusstest du, dass ich es bin?», fragte sie und trat näher.
    Seth warf einen Blick über die Schulter. Er lächelte über ihre empörte Miene, bevor er sich mit einem Platschen zurücklehnte. «Du bist eine geräuschvolle Frau», antwortete er. «Außerdem bin ich nicht so leicht zu überraschen, wie du zu glauben scheinst.» Er deutete mit einem Nicken auf eine Kanne und einen Schwamm, die auf einem Tablett neben der Badewanne standen. «Willst du mir nicht helfen? Ich schätze, dass du alle meine Diener weggeschickt hast, nicht wahr?»
    «Und ich dachte, du hättest überhaupt nichts bemerkt.»
    «Ich sollte Ruben feuern, weil er sich dazu hat überreden lassen. Unerhört, dass mein Diener jemand anders als mir gehorcht.»
    «Er hat sich wirklich sehr gesträubt», gab Beatrice zu. «Ich musste ihm versprechen, dass du nicht böse wirst und dass ich dir kein Messer in den Rücken rammen werde.» Sie trat neben die Wanne und nahm eine grüne Flasche vom Tablett. Neugierig schnupperte sie an dem parfümierten Inhalt. Es roch rein und männlich. Es roch nach Seth. «Aber du freust dich doch, dass ich hier bin, oder?», fragte sie und goss sich ein paar Tropfen der duftenden Seife in die Handfläche.
    «Das kommt ganz darauf an, ob du mich jetzt wäschst oder nicht.»
    Sie rieb die Handflächen aneinander, bis es schäumte. «Wenn du dich zurücklehnst, werde ich versuchen, dich dafür zu entschädigen, dass du deine Diener entbehren musst», sagte sie und begann ihm den Schaum ins nasse Haar zu massieren. Wohlig seufzend ließ er sich zurücksinken und schloss die Augen. Schweigend massierte sie ihn und spürte, wie er sich unter ihren Fingern entspannte. Sie tauchte die Finger ins Wasser, zog sie aber rasch wieder zurück. «Aber das ist ja eiskalt», rief sie.
    «Ich musste mich abkühlen», sagte Seth.
    Sie kicherte und strich ihm übers Haar.
    «Was ist?», murmelte er träge.
    «Nichts», flüsterte sie und griff nach der Kanne. Das Wasser darin war so warm, dass es dampfte. Langsam goss sie ihm den Inhalt über den Kopf, und Seifenschaum und Wasser liefen ihm über die Brust. Sie goss den letzten Rest über seine Haare, ließ die Finger hindurchgleiten und genoss es, wie er unter ihrer Fürsorge beinahe zu schnurren begann. Wie ein großer Tiger, dachte sie. Zärtlich beugte sie sich zu ihm herunter und schmiegte sich an seine Wange, und Seth hob einen nassen Arm, um sie zu sich herabzuziehen. Da klopfte es an der Tür, und Beatrice richtete sich rasch auf. «Entrez, s’il vous plaît» , rief sie fröhlich, und Seth runzelte die Stirn.
    «Wer …?», begann er, doch da ging auch schon die Tür auf, und ein Hotelkellner betrat die Suite.
    «Bonjour, Madame. Bonjour, Monsieur», rief er und rollte einen Servierwagen herein, auf dem ein beschlagener Kübel stand, der mit einem Leinentuch abgedeckt war. Er zuckte nicht mit der Wimper, als er den Mann in der Badewanne sah, sondern stellte ungerührt zwei Champagnergläser auf das Tischchen. Beatrice ging unterdessen langsam auf eine Chaiselongue zu, die mitten im Zimmer stand. Sie gab sich alle Mühe, unbekümmert zu wirken, doch sie spürte Seths Blick im Rücken brennen, und das machte sie nervös. Während der Kellner den Drahtverschluss an der Champagnerflasche öffnete, ließ Beatrice langsam ihr Cape zu Boden gleiten. Der schwere Samt rutschte auf den Teppich, und sie streifte ihre Pantoffeln von den Füßen. Dann ließ sie sich halb

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