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Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition)

Titel: Ein verzauberter Sommer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Hall
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schien sie ein wenig zu schrumpfen, bis sie sich nur noch wie Sodbrennen anfühlte und sie schon glaubte, ein paar Rennies könnten damit fertig werden. Aber bei anderen Gelegenheiten wuchs sie und rollte herum, als wolle sie Moos ansetzen oder Schwung sammeln. In solchen Momenten konnte Ginny kaum noch sprechen oder atmen. Dann bekam sie regelrecht Angst.
    Sie hatte ihrer Mutter nicht von der Kugel erzählt. Sie hatte keine Lust, zum Arzt geschleppt zu werden, um über Perioden, Sex oder etwas ähnlich Peinliches zu reden. Ihre Mutter würde vermuten, dass sie Bulimie hatte, auf Droge war (zwei der Lieblingsthemen ihrer Mutter) oder einfach verrückt war. Man würde sie untersuchen, ihr vielleicht Glückspillen verschreiben. Nein, sie wagte nicht, etwas zu sagen. Wenn sie die Kugel verdrängte und so tat, als wäre sie nicht da, würde sie vielleicht weggehen.
    »Bist du schon mal da gewesen?«, fragte Ben. »Im The Church? «
    »Nööö. Ist mir ein bisschen zu prollig.« Becca war immer noch siebzehn. Mit ihrem gefälschten Schülerausweis würde sie nicht in einen Club kommen, der von einem Freund ihres Dads geleitet wurde. Und es waren wirklich nur lauter Prolls da. Jungs in Kapuzenshirts und übergewichtige tätowierte Mädchen in Minitops, aus denen überall weißes Fleisch hervorquoll. Keine Klasse, kein Stil. Sehr, sehr traurig.
    »Yeah.« Ben schnipselte weiter. »Da hast du recht.«
    Das fühlt sich gut an, dachte Ginny bei sich. Nett.
    Sie wäre Ben gerne einmal beim Ausgehen begegnet. Tatsächlich hing sie sogar regelmäßig Fantasien darüber nach. Darin trug sie ihr enges schwarzes Minikleid mit dem breiten Reißverschluss vorn, der vom Ausschnitt bis zum Saum reichte und perfekt zu ihren roten Stilettos passte. Ihre Mutter hatte dieses Kleid als »witzig« bezeichnet und zweifelnd dreingeschaut. Zweifellos hatte sie sich vorgestellt, wie viele Männer an diesem Abend versuchen würden, den Reißverschluss zu öffnen. In Ginnys Fantasie staunte Ben über ihre Verwandlung von der schlaksigen Schülerin zur rassigen, weltgewandten Schönheit. Du bist so toll, murmelte er, während er sich vorbeugte, um ihr ins Ohr zu atmen. So heiß … Ach ja, und in ihrer Fantasie war er nicht schwul.
    Aber Ginny konnte nicht so oft ausgehen, wie sie wollte, weil sie fürs College lernen musste und ihre Mum in Bezug auf die Frage, an welchen Abenden sie ausgehen durfte und an welchen sie zu Hause bleiben musste, eine recht altmodische Einstellung vertrat.
    Sie rutschte ein bisschen in ihrem Sessel herum. Ihre Beine waren heute Nachmittag nackt. Sie waren das Beste an ihr. Daher hatten sie und Becca sich für hoch ausgeschnittene Jeans-Shorts entschieden, und sie wollte nicht, dass ihr etwas Peinliches passierte, wie zum Beispiel an dem schwarzen Leder festzukleben. Sie hatte ihre Beine eine Stunde lang rasiert, bis sich die Haut wund anfühlte, daher war sie ziemlich zuversichtlich, dass keine Stoppeln zu sehen waren. Ihre Achselhöhlen allerdings fühlten sich verdächtig feucht an. Sie musste auf alle Fälle daran denken, die Hände nicht höher als bis zur Taille zu heben.
    »Und? Was hast du sonst noch so gemacht?«, fragte sie, auch wenn er ein hoffnungsloser Fall war.
    »Party, schätze ich«, antwortete er. »Ich hab letzte Woche mit meiner Freundin Schluss gemacht, und mein Kumpel Harley hat aus dem Anlass eine Riesenparty geschmissen.«
    »Wie bitte?« Sie hatte wohl nicht richtig gehört. Freundin … ? Ginny klammerte sich an die Armlehnen.
    Er wiederholte seinen Satz.
    »Cool.« Innerlich kreischte Ginny geradezu. Er hatte eine Freundin gehabt. Er war nicht schwul, wenigstens momentan nicht. Es sei denn, er gestand es sich nicht ein. Das war jedenfalls eine großartige Nachricht. Sie konnte es kaum erwarten, Becca davon zu erzählen. »Gib mir fünf«, murmelte sie.
    »Bitte?« Er beschäftigte sich konzentriert mit dem Haar in der Nähe ihres Ohrs. Hoffentlich waren ihre Ohren sauber.
    »Nichts.« Sie versuchte, ihn nicht anzustarren, aber etwas musste man ja ansehen, wenn man die Haare geschnitten bekam, und allzu viel Auswahl hatte sie nicht. Spiegel. Haarprodukte. Ihr eigenes Gesicht. Ben war bei Weitem die beste Aussicht. »Tut mir leid wegen deiner Freundin«, setzte sie hinzu.
    »Mir nicht.« Er grinste sie an.
    Ginny zog den Bauch ein. Die Kugel lag immer noch auf der Lauer. Aber wenigstens war sie geschrumpft. Und wenn man ihrer Mutter glauben wollte, hatte sie Nonnas »schwarze sizilianische

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