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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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nicht sehen, doch jeder wird sehen können, in welchem Zustand
ich
bin.«
    Sie warf ihm einen ernsten Blick zu. »Gut. Es gefällt mir, wenn du keine Geheimnisse hast.«
    Er rückte etwas von ihr ab, um sie grimmig anzusehen. »Es gefällt dir, mich unter deiner Fuchtel zu haben, meinst du wohl. Aber wenn du denkst, du könntest meine … äh … Begierde ausnutzen, um mich zu manipulieren, Minerva, dann irrst du dich.«
    »Glaub mir«, erwidert sie und schnippte mit den Fingern, »wenn ich es wollte, könnte ich es mit Leichtigkeit tun!«
    »Das denkst du, ja?«
    »Ich
weiß
es.« Sie hatte nicht umsonst beobachtet, wie ihre Schwägerinnen mit ihren Brüdern umgingen. Giles fand Gefallen an ihrem Körper. Und daraus würde sie Nutzen ziehen, wenn es sein musste.
    »Ich war seit Jahren nicht mehr so empfänglich für die Reize einer Frau«, sagte er gedehnt. »Ich will dich sehr, doch ich lasse meine Begierde nicht die Oberhand über meinen Verstand gewinnen. Diesen Fehler habe ich ein Mal gemacht, und es wird mir nie wieder passieren.«
    Sie sah ihn neugierig an. »Wann hast du diesen Fehler gemacht? Oder gehört das auch zu den Dingen aus deiner Vergangenheit, die du mir nicht sagen willst?«
    Inzwischen hatten sie London erreicht. Die Straßen waren von den Schritten und Rufen der Arbeiter erfüllt, die sich auf dem Heimweg befanden, doch in der Kutsche war es totenstill geworden. Giles schob Minerva von seinem Schoß und wandte sich ihr zu, um ihr ins Gesicht sehen zu können. »Willst du wirklich wissen, was ich mit einer anderen Frau gemacht habe?«
    Sie zögerte. Aber wenn es ihr half, sein Wesen zu ergründen … »Ja.«
    »Also gut. Du wirst wahrscheinlich ohnehin irgendwann davon erfahren.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Wie gut kennst du Charlotte, die Frau meines Bruders? Die frühere Mrs Harris?«
    Ihr stockte das Blut in den Adern. »Ich bin ihr einige Male begegnet, und heute Mittag bei unserer Feier habe ich sie natürlich auch gesehen. Ich weiß, dass sie die Lehranstalt für junge Damen in Richmond gegründet hat, die im Volksmund ›Erbinnenschule‹ genannt wird.« Bislang hatte Minerva diese Frau immer bewundert, nicht nur wegen ihres scharfen Verstandes und ihrer Herzensgüte, sondern auch wegen der Beharrlichkeit, mit der sie ihre Schule aus dem Nichts aufgebaut hatte.
    »Was die meisten Leute nicht wissen, ist, dass sie und mein Bruder vor fast zwanzig Jahren schon einmal kurz davorstanden zu heiraten. Es war im Sommer des Jahres, in dem deine Eltern gestorben sind. Ich war damals achtzehn, und sie war mit ihrer Familie bei uns zu Besuch. David und sie verstanden sich sehr gut, bis ich etwas Dummes getan habe, das sie auseinandergebracht hat.«
    »Hast du etwa mit ihr …«
    »Nein!«, sagte er rasch. »Das hätte mir mein Bruder wohl nicht verziehen. Aber wie du weißt, sehen er und ich uns recht ähnlich. David hatte mir seinen Hausmantel gegeben, doch davon wusste Charlotte nichts. Der Mantel hatte ein auffälliges Muster, und sie hatte nur David ihn tragen sehen.«
    Giles schaute aus dem Fenster. »Wir hatten ein Dienstmädchen, das … seine Gunst sehr großzügig verteilte. Molly hatte sich bereits die meisten Diener vorgenommen und beschlossen, dass ich ihre nächste Eroberung sein sollte. Sie bat mich darum, mich spätabends mit ihr auf der Terrasse zu treffen. Ich bin ihrer Bitte nachgekommen, und später … habe ich ihr beigewohnt.« Ein Muskel zuckte in seine Wange. »Das schockiert dich wahrscheinlich.«
    »Nein«, log sie. Ihre Brüder waren Halunken – oder waren es zumindest gewesen –, und ihr Vater war der schlimmste Wüstling aller Zeiten gewesen, doch ihres Wissens hatte sich keiner von ihnen mit einem der Dienstmädchen eingelassen, nicht einmal Oliver in seiner wildesten Phase, als er allein in seiner Junggesellenbude gehaust hatte. Nur die Schlimmsten der Schlimmen vergriffen sich an Dienerinnen.
    Andererseits … »Du warst jung«, räumte sie sanft ein. »Männer begehen in ihrer Jugend nun einmal Dummheiten.«
    »Nett von dir, dass du versuchst, es zu entschuldigen, aber wir wissen beide, dass es absolut unsittlich war. Das war allerdings noch nicht das Schlimmste.« Er atmete tief durch. »Charlotte hat uns gesehen und gedacht, ich wäre David.«
    »Ach herrje!«
    »Genau. Aus komplizierten Gründen, auf die ich jetzt nicht eingehen will, hat Charlotte David nicht darauf angesprochen. Sie hat die Beziehung einfach beendet, auf reichlich dramatische

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