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Ein wildes Herz

Ein wildes Herz

Titel: Ein wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goolrick
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leisteten.
    »Dazu bräuchten wir ein Spielfeld. Und das gibt es nicht, Miss Allie, Miss Allie«, sagte er und schaute zwischen den beiden eifrigen Gesichtern hin und her, weil er nicht wusste, an wen er sich wenden sollte, da sie einander doch so ähnlich sahen.
    »Nun, darüber haben wir bereits nachgedacht. Es gibt da ein Feld …«
    »… hinter unserem Haus. Flach wie ein Brett.«
    »Und unser Vetter Little Walton Mercer hat sich bereit erklärt, es zu planieren, Spielfeldlinien zu ziehen und sogar eine kleine Tribüne zu bauen, wenn Sie mit von der Partie sind.«
    »Ach, bitte, sagen Sie ja, Mister Beale. Die Jungs …«

    »… und die Mädchen brauchen es, sie sollen einen Platz haben, wo sie hingehen, etwas tun können.«
    »… etwas tun können, Mister Beale, und Vetter Little Walton kann es in drei Tagen hinkriegen. Sagen Sie ja, Mister Beale.«
    »Bitte, Mister Beale.«
    »Natürlich, meine Damen. Es wäre mir ein Vergnügen.«
    »Wunderbar! Abgemacht!« Miss Allie schüttelte ihm fest die Hand, und eine wahre Explosion von klimperndem Goldzeug kitzelte ihn am Handgelenk. »Wir setzen eine Ankündigung in die Zeitung, und Sie werden sehen, das kommt an.«
    »Toll, dass die Jungs endlich ihren Spaß haben können… und die Mädchen.«
    »Na ja, wir denken schon den ganzen Winter darüber nach. Es muss etwas geschehen. Diese Stadt ist so verschlafen wie eine zu weiche Matratze. Braucht ein bisschen Belebung.«
    »Und es wird direkt in unserem Garten sein. Danke, Mister Beale, vielen Dank noch mal. Ich werde in meinem Alter noch zum Baseballstar, Elinor, stell dir das mal vor.« Sie schaute ihre Schwester an.
    »Und ich auch, Ansolette.«
    »Nun, wir werden sehen, meine Damen. Wir werden sehen. Und jetzt muss ich nach Hause, etwas essen. Noch einen schönen Tag, meine Damen.«
    Er war schon am Gehen, als eine der beiden  – Ansolette? Elinor?  – ihn noch einmal anhielt, indem sie rief: »Mister Beale?«
    Er drehte sich um. »Ja?«
    »Ist denn alles in Ordnung? Alles in Ordnung mit Ihnen?«

    Er spürte, wie ihm die Schamesröte ins Gesicht stieg. Er fühlte sich so, als würde er für ein Verbrechen festgenommen, das begangen zu haben er sich gar nicht erinnern konnte. Bloß dass er sich in diesem Fall an jede Einzelheit erinnerte. Alles in ihm verspürte den Wunsch, den alten Damen die Wahrheit zu sagen, wenigstens so, wie er sie verstand. Es ist alles in Ordnung, wollte er sagen, und auch wieder nicht. Doch manche Dinge sagt man nicht. Manche Dinge schleppt man einfach mit sich herum.
    Das Wunder ihres Körpers, wollte er sagen, die Art, wie sie mich ansieht, manchmal, nur manchmal, aber dann schon. Zwischen den Zwillingen und da, wo er stand, stand Sylvan; er konnte sie sehen, eine wohlgeformte junge Frau in einem gelben Kleid aus dem Film, und sie lächelte auf die Art und Weise, bei der ihm immer das Herz in der Brust platzte, jedes einzelne Mal. Regelrecht platzte.
    »Gut«, sagte er. »Alles klar. Klar wie Kloßbrühe«, und in seinem Lächeln und seinem Achselzucken lag die ganze Richtigkeit des Universums und nichts von seiner Falschheit.
    »Nun, wir denken an Sie, Mister Beale.«
    »Wir denken oft an Sie, und manchmal reden wir auch über Sie.«
    »Nichts Schlimmes, hoffe ich.«
    Das war ernst gemeint. Und wurde ebenso ernst beantwortet. »Nein, Mister Beale. Überhaupt nicht.«
    »Im Gegenteil. Ganz im Gegenteil.«
    »Wir haben nur die besten Gefühle für Sie.«
    »Jeder hat die.«
    »Jeder in der Stadt.«
    Und so machte Charlie mit dem Küheschlachten weiter, aber er machte sich nicht mehr die Mühe zu warten, bis die
Tiere ganz ruhig waren und ihr Schicksal hinnahmen, obwohl er wusste, dass es sie in Panik versetzte, wenn er sie zu schnell tötete, und dass man ihre Angst später im Fleisch schmeckte; er schlachtete Kühe schnell, er tranchierte das Fleisch, unterrichtete Baseball, und dann liebte er Sylvan Glass, oder er hoffte, es war Liebe, und das war sein Leben, sein ganzes Leben. Und der Junge. Den Jungen liebte und brauchte er, denn nichts davon funktionierte ohne ihn, seinen eingebildeten Sohn.
    Charlie war wie die Zigarette, die bei fünfzig Meilen in der Stunde auf den Asphalt traf, waghalsig bis auf die eine Sache, bei der er mehr als vorsichtig sein musste, und das war er, schweigsam und überaus vorsichtig. Niemals sagte er ihren Namen in der Öffentlichkeit, nicht ein einziges Mal. Er wollte niemandem schaden. Im Grunde konnte er keiner Fliege etwas zuleide tun. Und

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