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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Balans erzürnten Blick auffing, fügte er eilig hinzu: »Sie hat sich große Sorgen um dein Wohlergehen gemacht und ist erst gegangen, nachdem Cecily und ich ihr versprochen habe, an deinem Bett Wache zu halten.«
    Balan reckte sich auf dem eingestürzten Bett. Dass sie um sein Wohlergehen besorgt war, stimmte ihn milde. Und auch, dass sie die beiden dazu angehalten hatte, an seinem Bett zu wachen. Das bewies mehr Zuneigung und Besorgnis, als wenn sie lediglich einen der beiden darum ersucht hätte. Er wünschte sich, sie wäre bei ihm, um ihm ein Mittel gegen die Schmerzen zu verabreichen. Seine bessere Hälfte hatte nämlich recht, sein Schädel drohte zu zerbersten.
    »Erinnerst du dich denn noch, was mit dir geschehen ist?«, wollte Osgoode unvermittelt wissen. »Wie kam es, dass du in den Fluss gefallen bist und dir den Kopf gestoßen hast?«
    »Ich bin weder in den Fluss gefallen noch habe ich mir den Kopf gestoßen«, verkündete sein Cousin grimmig. »Irgendjemand schlich sich von hinten an mich heran, traf mich mit einem Gegenstand am Kopf, und ich taumelte in den Fluss … Vielleicht haben sie mich auch hineingestoßen. Auf jeden Fall war es kein Unfall.«
    Osgoode lehnte sich auf dem Bettrand zurück, seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Sie teilten sich zu dritt die strohgefüllte Matratze am Boden. Balan lag in der Mitte auf dem Rücken, die Zofe und Osgoode saßen links und rechts von ihm. Da es in dem Gelass weder Stühle noch Schemel gab, mussten sie mit den Bettkanten vorliebnehmen.
    »Ich glaube nicht, dass Murie …«, hob er an.
    »Osgoode!«, fuhr Balan ihm ins Wort und bereute es sogleich. Erneut seinen dröhnenden Kopf umklammernd, brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: »Du hast mir gerade berichtet, dass mich meine Ehefrau, entblößt bis auf die Haut, den ganzen Weg zum Schloss gezogen hat, um mir das Leben zu retten. Wage ja nicht zu behaupten, diese Frau hätte zuerst versucht, mich umzubringen, um mich dann retten zu wollen. Wenn du das tust, steige ich – Brummschädel hin oder her – aus diesem Bett und schlage dich zusammen.«
    »Nein, nein«, wiegelte Osgoode ab. »Es war lediglich so ein Gedanke.«
    Balan wollte den Kopf schütteln, als der Schmerz erneut von ihm Besitz ergriff. Er wand sich auf der strohgefüllten Matratze und knurrte: »Bei allen Heiligen, wo ist meine Gemahlin?«
    »Ganz recht, ich habe dafür Sorge getragen, dass Cecily und Osgoode gemeinsam am Bett meines Gemahls wachen. Was ist denn so bedeutend, dass ihr mich von ihm wegholen müsst, wenn er mich am dringendsten braucht?«, fragte Murie. Sie musterte die Gruppe, die sich draußen vor dem Wehrgang um sie geschart hatte. Alle waren dort: Gatty, deren Sohn und die beiden Töchter, Juliana, Clement, Thibault und sämtliche Soldaten, soweit sie das einzuschätzen vermochte. Murie mutmaßte, dass sie diesen Ort gewählt hatten, damit das Schloss nicht unbewacht bliebe und dennoch alle an der Zusammenkunft teilnehmen konnten. Dieser Umstand schürte ihre Neugier. Verwundert registrierte Murie, dass keiner auf ihre Frage antwortete. Stattdessen wichen alle ihrem Blick aus und traten unbehaglich von einem Fuß auf den anderen.
    Murie wusste um den Grund für ihre Pein. Sie alle hatten sie so nackt gesehen, wie der liebe Gott sie erschaffen hatte, und das stimmte sie verlegen in Muries Beisein. Allerdings wunderte die junge Lady Gaynor, warum die Schlossbewohner sich derart aufführten, zumal sie diejenige war, die vor Scham am liebsten im Erdboden versunken wäre. So seltsam es scheinen mochte, das Unbehagen der Umstehenden minderte ihr eigenes, und so war Murie die Einzige, die nicht errötete.
    »Anselm?«, fragte sie nach einem kurzen Moment. Da der Angesprochene mit der Verwaltung von Gaynor betraut war, wann immer Balan auf Reisen weilte, schien er ihr der natürliche Ansprechpartner zu sein.
    Der Hauptmann zögerte, seine Augen hasteten zu ihr und gleich wieder auf seine Stiefelspitzen, als wäre sie noch immer nackt und nicht in ein sauberes Gewand aus blass ockerfarbenem Stoff gehüllt. Sie wollte gerade erneut ansprechen, als er antwortete.
    »Mit Verlaub, wir haben nachgedacht, Mylady«, hob er an. »Die einzigen Reisenden auf der Strecke zwischen Windsor und Reynard waren Lord und Lady Reynard, nebst ihren Wachleuten, Bediensteten, Eure Zofe Cecily und Osgoode.«
    »Ganz recht«, murmelte Murie, sich dessen gewiss, worauf das hinauslief. Dieser Umstand war ihr ebenfalls nicht verborgen

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