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Eine Frau mit Geheimnis

Eine Frau mit Geheimnis

Titel: Eine Frau mit Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND
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hätten die Seekrankheit überwunden.“
    Wieder einmal spürte sie, wie heiße Röte in ihre Wangen stieg.
    „Nun wurden Sie eines Besseren belehrt“, fügte er hinzu.
    Krampfhaft schluckte sie. Ihr ganzer Körper prickelte immer noch, und sie fürchtete, er würde es bemerken. Sah sie so erhitzt aus, wie sie sich fühlte? Sie griff wieder nach der Reling und versuchte die Schultern zu straffen. Um Gottes willen, sie war ein Husarenoffizier, keine schwache Frau! Entschlossen kontrollierte sie ihre Glieder. „Danke, Calder“, sagte sie schließlich in erstaunlich ruhigem Ton.
    „Jetzt wird uns nichts mehr zustoßen. Die Schießerei ist beendet. Soviel ich weiß, wird unter Deck ein kleiner Umtrunk stattfinden, und es gibt ein kaltes Buffet.“
    Allein schon beim Gedanken an eine Mahlzeit spürte Alex, wie sich ihr Magen umdrehte.
    „Aber das wird man Ihnen sicher ersparen, Alexej Iwanowitsch.“ Freundlich legte er eine Hand auf ihre Schulter, und ihre Verwirrung wuchs.
    Stöhnend rang sie nach Fassung. Es dauerte ziemlich lange, bis ihr Zittern verebbte. Inzwischen hatte Dominic seine Hand entfernt, geduldig stand er neben ihr und wartete, bis sie sich beruhigte.
    Sie wagte nicht ihn anzuschauen. Stattdessen presste sie beide Hände auf ihren Magen und murmelte: „Verzeihen Sie mir, Calder. Sobald Sie das Buffet erwähnten, ließ die Wirkung Ihres Ingwergetränks nach.“ Taumelnd ging sie über das Deck. Nach einigen Schritten blieb sie stehen. Mit einer Hand hielt sie sich an der Reling fest, die andere drückte sie auf ihren Magen, starrte auf den Horizont und betete stumm, der Allmächtige möge sie retten.
    Immerhin durfte sie hoffen, Dominic würde ihr sonderbares Verhalten auf die Seekrankheit zurückführen.
    Eigenartig. Sehr eigenartig. Dominic beobachtete Alexandrow aufmerksam. Ohne jeden Zweifel, ein bewundernswerter junger Mann. Aber warum benahm er sich so sonderbar? Lag es wirklich nur an der Seekrankheit? Darunter hatte er auf der Fahrt nach Dover auch gelitten. In letzter Zeit war er anscheinend besser damit umgegangen.
    Als die Flotte aus Portsmouth ausgelaufen war, hatte er den starken Seegang gut überstanden. Und vorhin hatte er aus einem eher geringfügigen Anlass das Gleichgewicht verloren. Zudem hatte der Hinweis auf eine Mahlzeit eine extreme Reaktion hervorgerufen.
    Er war ein bisschen grün im Gesicht geworden. Das verstand Dominic. Aber warum dieses heftige Zittern, als er Alexandrows Schulter berührte? Großer Gott, was mochte die Schwierigkeiten des Jungen verursachen? Über Dominics Rücken rann ein Schauer. Er begann wieder an Deck umherzuwandern, hielt sich aber von Alexandrow fern. Von Anfang hatte er sich zu dem Russen hingezogen gefühlt und ihn wie einen Freund behandelt, beinahe wie einen jüngeren Bruder. War das unklug gewesen? Eins stand jedenfalls fest – Alexandrow mied die Gesellschaft von Frauen. Steckte mehr dahinter als bloße Schüchternheit? Inständig hoffte Dominic, es wäre nicht so. Das würde er zutiefst bedauern.
    Wie auch immer, er musste die Vermutung ernst nehmen und entsprechend handeln. Das würde ihn bedrücken. Doch er war an Kummer gewöhnt. In den nächsten beiden Tagen, bevor der Zar England verlässt, muss ich mich in Acht nehmen, ging es Dominic durch den Kopf. Gewiss, er würde Alexandrow auch weiterhin höflich begegnen, aber seine Gesellschaft meiden, so gut es ging. Und er durfte ihn nie mehr berühren.
    Dominic warf einen Blick über die Schulter und sah den jungen Russen an der Reling stehen – in einer verräterischen Pose. Eher Zerknirschung als ein gequälter Magen.
    Warum habe ich die Zeichen nicht schon früher bemerkt? Wie albern! Von jetzt an musste er sich, dem Jungen zuliebe, äußerst vorsichtig benehmen.
    Nun gesellte sich Captain Wood zu ihm und wies mit dem Kinn in Alexandrows Richtung. „Armer Kerl! Aber ich fürchte, wir haben keine Zeit, ihm zu helfen. Bald werden der Prinzregent und der König von Preußen an Bord kommen.“ Er zeigte auf die Royal Sovereign hinüber, die sich der Im pregnable in schnellem Tempo näherte. „Übrigens, Calder, ich werde doch nicht geküsst, wenn der Zar uns verlässt?“
    „Wie kommen Sie darauf?“
    „Jemand hat mir erzählt, der Zar hätte vor der Abreise aus London alle Männer umarmt und mit Küssen beehrt.“
    „Ja, das stimmt. Aber das waren nur Russen. Anscheinend gehört das zu ihren Sitten. Da Sie Engländer sind, wird Seine Majestät Sie sicher verschonen.“
    „Dem

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