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Eine Handvoll Worte

Titel: Eine Handvoll Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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ja? Ich hatte nicht den Eindruck, dass ich zu eurer Unterhaltung etwas beizutragen hatte.«
    »Ja. Gut. Kein schlechter Abend, alles in allem.« Er lehnte sich zurück und nickte.
    »Stimmt«, erwiderte sie leise. »Ganz und gar kein schlechter Abend.«

Tut mir leid, aber ich muss mit dir Schluss machen. Mach dir keine Vorwürfe, es ist nicht deine Schuld. Dave hat gesagt, er würde es gern mal probieren, wenn das in Ordnung ist. Bitte, sei nicht sauer, weil ich dich dann noch immer treffen müsste.
    Mann an Frau, per SMS

14
    D ein Hotel, mittags. J.
    Anthony starrte auf den einzeiligen Brief.
    »Heute Morgen persönlich abgegeben.« Cheryl, die Redaktionssekretärin, stand vor ihm, einen Bleistift zwischen Zeige- und Mittelfinger. Ihr kurzes, erstaunlich blondes Haar war so dicht, dass er sich schon fragte, ob sie eine Perücke trug. »Ich wusste nicht, ob ich dich anrufen sollte, aber Don sagte, du würdest vorbeikommen.«
    »Ja. Danke.« Er faltete die Notiz sorgfältig zusammen und steckte sie in die Tasche.
    »Süß.«
    »Wer – ich?«
    »Deine neue Freundin.«
    »Sehr witzig.«
    »Das mein ich ernst. Ich dachte, die sieht viel zu nobel für dich aus.« Sie saß auf seiner Schreibtischkante und schaute ihn durch unwahrscheinlich schwarze Wimpern an.
    »Sie ist viel zu nobel für mich. Und sie ist nicht meine Freundin.«
    »Oh, ja, ich hab’s vergessen. Du hast eine von denen in New York. Die hier ist verheiratet, stimmt’s?«
    »Sie ist eine alte Freundin.«
    »Hah! Ich habe auch solche alten Freunde. Willst du mit ihr nach Afrika durchbrennen?«
    »Mir ist nicht bekannt, dass ich nach Afrika gehe.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Finger hinter dem Kopf. »Und du bist äußerst naseweis.«
    »Das hier ist eine Zeitung, falls du es noch nicht bemerkt haben solltest. Neugier gehört zu unserem Geschäft.«
    Er hatte kaum geschlafen, seine Sinne reagierten überempfindlich. Um drei Uhr hatte er es aufgegeben, sich stattdessen in die Hotelbar gesetzt, Kaffeetassen in den Händen gehalten, war ihre Unterhaltung noch einmal durchgegangen und hatte versucht, dem Gesagten einen Sinn abzugewinnen. Gegen Morgen hatte er das Bedürfnis unterdrückt, ein Taxi zum Karree zu nehmen, vor ihrem Haus zu sitzen in dem freudigen Wissen, dass sie drinnen war, nur wenige Meter entfernt.
    Ich war unterwegs zu dir.
    Cheryl beobachtete ihn noch immer. Er trommelte mit den Fingern auf dem Schreibtisch. »Ja«, sagte er. »Na ja, meiner Meinung nach interessieren sich alle viel zu sehr für die Affären der anderen.«
    »Demnach ist es eine Affäre. Du weißt, die Redaktionsassistentin hat eine Wette laufen.«
    »Cheryl …«
    »Na ja, zu dieser Morgenzeit ist nicht viel zu kopieren. Und was steht in dem Brief? Wo triffst du sie? Irgendwo, wo es nett ist? Bezahlt sie alles, in Anbetracht der Tatsache, dass sie offensichtlich betucht ist?«
    »Gute Güte!«
    »Jedenfalls hat sie keine große Übung, was Affären anbelangt. Sag ihr, das nächste Mal, wenn sie einen Liebesbrief hinterlässt, sollte sie vorher ihren Ehering abziehen.«
    Anthony seufzte. »Du, junge Dame, bist als Sekretärin nutzlos.«
    Sie senkte die Stimme und sprach im Flüsterton weiter. »Wenn du mir sagst, wie sie heißt, werde ich den Wettgewinn mit dir teilen. Es ist eine beträchtliche Summe.«
    »Schick mich nach Afrika, um Himmels willen. Die Verhörabteilung der kongolesischen Armee ist nichts gegen dich.«
    Sie lachte heiser und ging wieder an ihre Schreibmaschine.
    Er faltete die Notiz auf. Allein der Anblick dieser schnörkeligen Schrift beförderte ihn zurück nach Frankreich, Notizen, die in einer idyllischen Woche vor unzähligen Jahren unter seiner Tür durchgeschoben wurden. Im Grunde seines Herzens hatte er gewusst, dass sie sich mit ihm in Verbindung setzen würde. Er fuhr zusammen, als er merkte, dass Don hereingekommen war.
    »Tony. Der Redakteur möchte mit dir sprechen. Oben.«
    »Jetzt?«
    »Nein. Dienstag in drei Wochen. Ja, jetzt. Er möchte mit dir über deine Zukunft reden. Und, nein, du stehst nicht auf der Abschussliste, traurigerweise. Ich glaube, er will dir auf den Zahn fühlen, ob er dich wieder nach Afrika schicken soll oder nicht.« Don knuffte Anthonys Schulter. »Hallo? Schwerhörig? Du musst den Eindruck erwecken, als wüsstest du, was du tust.«
    Anthony hörte ihn kaum. Es war schon Viertel nach sieben. Der Redakteur war kein Mann, der gern etwas in Eile erledigte, und es konnte durchaus sein,

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