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Eine Japanerin in Florenz

Eine Japanerin in Florenz

Titel: Eine Japanerin in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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gräßliche Frau!
    »Was treibt sie denn den lieben langen Tag?« In der warmen Küche brannte Licht. Teresa schnitt ihrem Mann noch eine Scheibe Brot ab und setzte sich zu ihm, um ihm Gesellschaft zu leisten. Sie schien fasziniert. »Wenn sie eine Putzfrau hat, die jeden Tag kommt und auch noch kocht, und eine Mutter, die ihr sämtliche Botengänge abnimmt und die Kinder für sie herumfährt? Geht sie arbeiten?«
    »Ich habe nicht daran gedacht … Aber nein, ich kann mir nicht vorstellen, daß irgend jemand solch eine Frau einstellen würde. Außerdem sind da ja noch der Friseur und die Nachmittage im Boboli. Nein, nein.«
    »Am meisten verblüfft mich, daß es ihr gar nichts ausmacht, als Lügnerin dazustehen. Du weißt schon, als du ihr das mit dem Gärtner und der Leiche und so weiter gesagt hast.«
    »Hmm, ich glaube nicht, daß sie sich Gedanken darüber macht, was andere von ihr halten. Dennoch versucht sie, etwas zu verbergen.«
    Dieses Glitzern in ihren Augen, das tiefe Erröten, das selbst die dicke Make-up-Schicht nicht überdecken konnte.
    »Vielleicht trifft sie sich mit einem Mann. Du hast selbst gesagt, daß du dir keinen anderen Grund vorstellen kannst, in diesen Teil der Anlage zu gehen.«
    »Es geschehen viele Dinge auf dieser Welt, die ich mir nicht vorstellen kann. Zum Beispiel kann ich mir ganz und gar nicht vorstellen, wie ihr Mann es Tag für Tag mit ihr aushält. Der könnte bestimmt ein wenig Ablenkung und Entspannung brauchen.«
    »Auch gut. Dann ist sie ihm ja vielleicht auf die Schliche gekommen. Andererseits – nicht viele Männer haben Zeit, sich nachmittags in einem Park zu amüsieren. Was macht er beruflich?«
    »Keine Ahnung. Ich muß mich erkundigen.« Frauen waren viel besser, wenn es darum ging, im Leben anderer Menschen herumzustochern und herauszufinden, was hinter der Fassade vor sich ging. Wie kam es nur, daß die meisten Kriminalbeamten Männer waren, die Probleme damit hatten, die eigenen Socken zu finden?
    »Kann ich noch etwas Brot haben?«
    »Du hast deine Portion für heute bereits gegessen. Ich schneide dir noch eine halbe Scheibe ab.«
    Immerhin, er war kein Beamter der Kriminalpolizei, und wenn sich herausstellte, daß dies ein komplizierter Fall war, müßte der Capitano um entsprechende Unterstützung bitten und einen Kripobeamten aus dem Hauptquartier in Borgognissanti anfordern. Allerdings hatte er das noch nie getan. Der Capitano war ein guter Mann, gewissenhaft, aber irgendwie hatte er es sich in den Kopf gesetzt, daß der Maresciallo mit allem fertig werden konnte. Von der Seite konnte er mit keiner Unterstützung rechnen. Aber das mit den Frauen stimmte. Wenn Teresa dieser Familie einen Besuch abgestattet hätte, sie hätte alles gewußt, auch was dem kleinen Mädchen fehlte und wie man ihr helfen könnte. Und sie hätte sofort erkannt, was die Frau zu verbergen hatte. Frauen waren einfach viel sensibler. Aber das bedeutete auf der anderen Seite, daß sie sich freiwillig wohl kaum mit einem Mord beschäftigen würden.
    Meist waren sie die Opfer, insofern hatten sie schon mit Mördern zu tun.
    Diese gräßliche Frau mit dem grünen Lidschatten allerdings hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als sie die Leiche entdeckte, und hat das Problem kurzerhand an den Gärtner weitergereicht, der vor Schreck beinahe in Ohnmacht gefallen war.
    Man konnte also nicht generell behaupten … Er schob das Rätsel beiseite, nahm noch einen Schluck Wein und vertilgte das letzte Stückchen Frittata. Es war köstlich.
    »Möchtest du noch ein bißchen?«
    »Ein wenig. Gerade heute hatte ich so richtig Lust auf Frittata. Und die mit Zwiebeln mag ich am liebsten.«
    »Das weiß ich doch.« Sie lächelte leicht verwirrt.
    »Da fällt mir gerade ein – was ist denn mit Totò los? Ich werde nicht zulassen, daß er nicht vernünftig ißt.«
    »Nicht vernünftig ißt? Diese Frau hat dir offenbar den letzten Nerv geraubt. Mach dir keine Gedanken. Totò hat beschlossen, Vegetarier zu sein. Wahrscheinlich wird sich das mit der Zeit wieder geben, aber sprich ihn um Gottes willen nicht darauf an.«
    »Ich?«
    »Je mehr Aufmerksamkeit wir der ganzen Sache schenken, um so heftiger wird er vor lauter Stolz daran festhalten. Du weißt doch, wie er ist.«
    »Hmm.« Vor lauter Stolz? Wie konnte jemand einem florentinischen Beefsteak widerstehen, vor allem, wenn es mit knusprigen Pommes frites ser viert wurde? Unmöglich. Oder Hasenkeule mit frischen Kräutern, Oliven und einem Schuß

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