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Eine Japanerin in Florenz

Eine Japanerin in Florenz

Titel: Eine Japanerin in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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mochten – meinten, sie hätte großen Wert auf gute Kleidung gelegt.«
    »Sie hat Geschmack, einen sehr guten Geschmack.«
    »Ja, aber gute Kleidung ist teuer, und ich glaube nicht, daß sie viel Geld hatte. Da frage ich mich natürlich, wer ihr die bezahlt hat.«
    »Sie kauft sie sich selbst. Ihre Familie ist nicht arm – das hat er ihnen doch bestimmt schon alles erzählt –, aber sie würde ihre Familie nie um irgend etwas bitten, niemals.«
    Offensichtlich hatte Lapo alles brühwarm weitererzählt, was der Maresciallo ihm unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraut hatte, bis auf die Tatsache, daß sie tot war – und das hatte Lapo wahrscheinlich nur für sich behalten, weil er sich Sorgen wegen seines schwachen Herzens machte. Verflixt und zugenäht! Damit hatte er nicht gerechnet.
    Peruzzi stieß einen schwachen Seufzer aus und stellte den Schuh auf den Teppichboden.
    »Ich dachte, das Baby würde alles in Ordnung bringen, wirklich. Ich hätte viel für sie tun können. Wir hatten schon Pläne gemacht. Hat er ihnen davon erzählt?«
    »Daß sie eines Tages das Geschäft hier übernehmen sollte? Ja.«
    »Wer hätte so etwas ahnen können, als sie an diesem sonnigen Morgen losging. Sie wirkte so lebendig.«
    In dem Moment, da er ihren Schuh freigegeben hatte, hatte er auch dessen Besitzerin gehen lassen, hatte akzeptiert, daß sie nicht mehr da war, hatte zum ersten Mal von ihr in der Vergangenheit gesprochen.
    »Ich hätte so viel für sie tun können, sie hatte es verdient. Sie hatte Talent und Persönlichkeit. Es war eine Ehre, sie unterrichten zu dürfen. Verstehen Sie das?«
    »Aber ja, keine Frage. Jeder, der solch ein Wissen und Können erworben hat, will es weitergeben, das ist ja wohl die natürlichste Sache der Welt. Und ich nehme an, daß die Talente und Wünsche Ihres Sohnes in eine andere Richtung gehen.«
    Peruzzis Gesicht leuchtete auf vor Stolz, ganz wie Lapo es ihm am Tag zuvor beschrieben hatte. Es war kein richtiges Lächeln, aber die Augen des Schuhmachers strahlten. »Mein Sohn ist auf die Universität gegangen und hat Betriebswirtschaft studiert. Er ist Steuerberater.«
    »Und, wie man so hört, ein sehr erfolgreicher sogar.«
    »Er macht sich wirklich gut.« Gott sei Dank sah Peruzzi inzwischen deutlich besser aus. Die blauen Schatten um die Lippen waren verblaßt. Sein Sohn war natürlich wichtiger. Er würde das hier überstehen. Fast sah er schon wieder ganz normal aus. »Ich brauche kein einziges Steuerformular mehr auszufüllen oder mir deswegen Gedanken zu machen. Ich habe den Himmel auf Erden. Und er ist so gut zu mir, besonders seit seine Mutter gestorben ist.«
    »Sie haben wirklich Glück. Ich kann diesen Papierkrieg auch nicht ausstehen. Hören Sie zu, Peruzzi.« Der Schuhmacher sah jetzt so viel besser aus, daß der Maresciallo beschloß, das Risiko einzugehen und ihn mit der Wahrheit zu konfrontieren. »Ich habe Sie von der Arbeit abgehalten, und es tut mir leid, daß ich Ihnen so schlechte Nachrichten überbringen mußte, aber ich brauche Ihre Hilfe. Ich bin mir ziemlich sicher, daß ihr Tod … daß es kein Unfall war. Ich muß herausfinden, was passiert ist, und vorher muß ich ihre Identität zweifelsfrei feststellen. Deswegen brauche ich die Adresse ihrer Wohnung und die ihrer Eltern.«
    Peruzzi sah ihn an, konzentrierte den stechenden Blick ganz auf das Gesicht des Maresciallo, offensichtlich wieder ganz der alte.
    »Kein Unfall? Daher weht also der Wind! Da haben Sie sich keine einfache Aufgabe angelacht. Ich habe nur eines dazu zu sagen: Nichts bringt sie wieder zurück. Ich habe keine Ahnung, warum alles so enden mußte, aber nichts kann sie wieder zurückbringen. Wenn irgendwelche Journalisten anfangen, hier herumzuschnüffeln, werden sie das sehr schnell bereuen. Ich für meinen Teil werde denen kein Wort sagen.«
    Er erhob sich und ging hinüber in die Ecke eines Raumes. Auf einem Schreibtisch, der mit Empfangsquittungen und Notizzetteln übersät war, suchte er nach einer Visitenkarte.
    »Das ist die Anschrift ihrer Eltern. – Gucken Sie nicht so verdattert, auf der Rückseite steht sie in normaler Schrift. Ihre Wohnung befindet sich in der Via del Leone, ganz in der Nähe der Piazza, im zweiten Stock. Ich schreib es Ihnen auf.«
    Als er ihm den Notizzettel und die japanische Visitenkarte überreichte, tauchte Issino in der Tür hinter ihm auf. Er trug einen Stapel Schuhschachteln. »Alles in Ordnung …«, begann er, hielt dann aber inne und starrte

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