Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Japanerin in Florenz

Eine Japanerin in Florenz

Titel: Eine Japanerin in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
Vom Netzwerk:
Anklage fallenläßt.«
    »Dann sollte er am 23. in den Club gehen.«
    »Warum?«
    »Nardi singt. Es ist eine besondere Veranstaltung. Die Nacht vor San Giovanni. Monica hat vor hinzugehen, und Constanza auch. Das wird ein böses Ende nehmen.«
    »O mein Gott.«
    Wie hieß noch der junge Mann von gegenüber im ersten Stock? Beppe? Peppe? Pippo! Ja, das war sein Name. Wenigstens ein kleines Erfolgserlebnis an diesem Tag, an dem ihm alle Felle wegzuschwimmen drohten. Jedesmal, wenn er glaubte, er hätte etwas Greifbares in der Hand, löste es sich gleich darauf in nichts auf. Angefangen mit der Frau, die ihre Handtasche an dem Teich vergessen hatte. Und dann die Boutique, aus der der teure Pulli stammte. Er hätte darauf bestehen sollen, jemand hinzuschicken, der ihre Buchhaltung durchsah und die Kreditkartenzahlungen überprüfte, ganz egal, ob die Frau im Bau- und Messechaos versank oder nicht. Schließlich ermittelte er in einem Mordfall! Man konnte niemanden zwingen, anderen zu helfen. Die arme Frau war schließlich keine Verdächtige, was hätte er denn machen sollen? Einen Haftbefehl beantragen? Nein, nein, so was tat nicht gut. Die Leute mußten helfen wollen, sonst … Sie hatte sehr betroffen gewirkt.
    Und was war mit dem zweiten, verschwundenen Schuh? Er hatte zwei Männer danach suchen lassen, besonders in diesem Waldstück hinter der Mauer, wohin sie das Wasser abgeleitet hatten, denn in dem kleinen, formell angelegten Garten ließ sich nicht viel verstecken. Sie hatten nichts gefunden. Und er hatte auch nicht im Wasser gelegen. Wer würde hier im Boboli herumspazieren und den Schuh eines Mordopfers mit sich herumtragen? Ein Hund hätte mit dem Schuh vielleicht davonlaufen können, aber Hunde waren in dieser Anlage nicht erlaubt.
    Und gestern? Dafür gab es keine Entschuldigung: Da hätte er Issino befragen müssen, bevor er mit Peruzzi sprach. Seinem Gefühl zu folgen war ein gutgemeinter Rat, dennoch mußte alles so gemacht werden, wie es sich gehörte. Und es gehörte sich nicht, daß er zwei mögliche Verdächtige … nein! Ja! Er durfte zwei Verdächtigen nicht die Gelegenheit geben, sich abzusprechen und sich auf eine Version der Geschichte zu einigen. Man mußte sie trennen, bis beide ihre eigene Geschichte erzählt hatten. Gefühl hin oder her, das hätte er tun müssen …
    Das Fenster, vor dem der Maresciallo stand, war ein kleines, französisches Fenster, ohne Balkon davor, aber mit einem niedrigen Geländer, damit niemand auf die schmale, gepflasterte Straße stürzte. Clementina hatte dort gestanden, so gut wie nackt, lautstark Pippos Frau gegenüber angeschrien und die Menge unten in der Straße beschimpft. Was für eine Szene!
    Er ließ die Gedanken zurück zu jenem stickigen Augusttag wandern, wohl wissend, daß er damit nur diese Sache von gestern verdrängte, die ihm keine Ruhe lassen würde.
    Wenn er doch nur gegangen wäre, nachdem er mit Peruzzi gesprochen hatte, dann hätte er Zeit gehabt, über alles nachzudenken, seine Gedanken zu ordnen. Doch in seinem Ärger hatte er alles verdorben. Lapo hatte versprochen, nichts zu sagen, und schwor selbst später noch, er hätte nichts gesagt, obwohl dies ganz offensichtlich nicht stimmte.
    »Mein Gott, Maresciallo. Was ich verspreche, halte ich, und zwar ausnahmslos. Du liebe Güte, wenn ich gequatscht hätte – eine solche Geschichte wäre doch sofort als Schlagzeile auf dem Titelblatt der Nazione erschienen. Glauben Sie wirklich, ich hätte es riskiert, bei Peruzzi einen weiteren Herzanfall auszulösen?«
    »Verstehe. Ich will Sie ja auch gar nicht beschuldigen, aber er hat es gewußt.«
    »Wenn er wußte, daß sie tot ist, so hat er das nicht von mir.«
    »Würden Sie mir jetzt bitte für eine Minute zuhören? Ich behaupte doch nur, daß er mich erwartet hat und wußte, weshalb ich gekommen war. Das hat er mir eindeutig zu verstehen gegeben!«
    »Natürlich hat er das gewußt. Dazu brauchte es ja wohl keinen sonderlich scharfen Verstand. Er hatte seit Tagen nichts von ihr gehört.«
    »Na gut, belassen wir es dabei. Aber wo wir schon beim Thema sind, warum erzählen Sie mir nicht jetzt und auf der Stelle, was zwischen Peruzzi und dem japanischen Mädchen gelaufen ist? Kommen Sie schon. Damit machen Sie Ihre Indiskretion wieder wett. Das sind Sie mir schuldig.«
    »Ich habe nichts verraten. Ich habe nur gesagt, daß Sie ihn besuchen kämen und daß er vorsichtig sein soll. Und das war ja wohl in Ordnung, oder? Ich kenne Sie nun schon so

Weitere Kostenlose Bücher