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Eine Japanerin in Florenz

Eine Japanerin in Florenz

Titel: Eine Japanerin in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Akiko, Sie haben nicht gewußt, daß Akiko auftauchen würde, aber sie tauchte auf, aus dem Nichts. Konzentrieren Sie sich einfach darauf, gesund zu bleiben, und überlassen Sie mir die Sorge um Esposito. Kommen Sie, wir gehen nach oben in die Werkstatt. Dort müssen Sie mir alles über die anderen Freunde und Bekannten von Akiko erzählen, insbesondere über die, die nicht in Florenz leben, die sie an diesem Tag vielleicht nur besuchen wollten. Als ich das letzte Mal hier war, haben Sie einen Freund in Rom erwähnt. Lapo hat auch von ihm gesprochen und gesagt, daß er das von Ihnen hat. Was wissen Sie über diesen Freund?«
    »Sie kannte ihn aus der Zeit, als sie noch Kunstgeschichte studierte. Ich weiß nicht, wie er heißt. Ich weiß gar nichts von ihm.«
    »Sie standen aber noch immer in Verbindung?«
    »Ja. Erst vor kurzem ist sie ihn besuchen gefahren.«
    »Dann wird er in ihrem Adreßbuch stehen. Sehen Sie, ich stempele Esposito nicht einfach zum Schuldigen, obwohl …«
    »Ich habe ihn nur dieses eine Mal gesehen, aber eines weiß ich genau. Er hat sie geliebt. Er wollte dieses Kind. Er hätte sich um sie gekümmert.«
    »Wir müssen ihn erst einmal finden. Dann können wir weitersehen. Diesen Freund in Rom auch. Vielleicht war er es ja.«
    »Oder es war ein Unfall, wie ich schon sagte.«
    Der Maresciallo hätte es vorgezogen, das nicht weiter zu kommentieren, zumindest nicht in diesem Augenblick, aber er mußte Peruzzi diese trügerische Hoffnung nehmen.
    »Das glaube ich nicht, Peruzzi. Wir haben den anderen Schuh gefunden.«
    »Wenn das hier alles vorbei ist, könnte ich dann vielleicht …«, begann Peruzzi, als der Maresciallo sich schließlich von ihm verabschiedete. »Ich hätte gerne diese Schuhe. Ich bin wirklich nicht sentimental, ganz und gar nicht. Aber ich glaube, Issino würde sie gerne haben wollen. Ja. Verstehen Sie, er könnte eine Menge von ihnen lernen, ich meine, sie war noch nicht einmal ein Jahr hier, als sie sie gemacht hat. Nicht, daß Sie jetzt glauben, ich …«
    »Nein, nein, ganz und gar nicht. Es kann noch eine Weile dauern, aber ich werde sie Ihnen persönlich bringen.«
    Sein Fahrer hatte den Wagen schon gestartet. Blaue Abgaswolken waberten im Regen. Als er sich ins Auto setzte, alles naß machte, was er berührte, begann das Funkgerät zu quäken.
    »Maresciallo? Können Sie direkt ins Hauptquartier kommen?«
    »Was ist passiert?«
    »Das haben sie nicht gesagt. Nur, daß Sie dorthin kommen sollen und daß es dringend ist.«
    »Ist Lorenzini dort?«
    »Er ist in Ihrem Büro.«
    »Richten Sie ihm bitte aus, daß er mich auf dem Handy anrufen soll.«
    Als es klingelte, hielt er das Gesicht abgewandt und sprach leise ins Telefon.
    »Was ist passiert?«
    »Sie haben ihn gefunden.«
    »Wo?«
    »In Rom. Sie werden hinfahren müssen. Alles Weitere werden Sie im Hauptquartier erfahren. Aber wappnen Sie sich: Es sind keine guten Neuigkeiten.«
    8
    Er fühlte sich müde, so müde, daß ihm trotz des steilen Anstiegs die Augen zufielen. Und obwohl er sich weiter nach oben kämpfte, spürte er, wie sein Kopf wieder und wieder nach vorn fiel. Er versuchte, die Schläfe fest gegen die rauhe Kopfstütze seines Sitzes zu drücken, aber er konnte nichts dagegen tun, daß ihm der Kiefer immer wieder runterfiel und der Mund offenstand. Er hoffte nur, daß er nicht auch noch schnarchte. Teresa sagte, daß er in Zügen schnarchte. Er rutschte mit der Schulter ein wenig weiter, bis er den Eindruck hatte, den Kopf sicher positioniert zu haben, und machte sich dann wieder auf den ermüdenden Weg den Kiespfad hinauf. Beppe, der Gärtner, hielt mit ihm auf gleicher Höhe mit, aber bei diesem Tempo würden sie das japanische Mädchen niemals einholen. Sie war viel weiter oben und ging noch schneller als zuvor. Es war bereits so dunkel, daß er sie kaum noch erkennen konnte.
    »Sie sollten die Sonnenbrille absetzen.«
    Die Stimme des Gärtners, aber auch ihn konnte er jetzt nicht mehr richtig sehen. Er probierte es ohne Sonnenbrille, doch das machte überhaupt keinen Unterschied, und die Anstrengung, die es ihn kostete, in der Dunkelheit überhaupt noch etwas zu erkennen, ermüdete ihn nur noch mehr.
    »Wie weit ist es noch?«
    Beppe antwortete nicht. Wenn nicht die dunklen Gläser der Sonnenbrille schuld daran waren, daß er kaum etwas erkennen konnte, woran lag es dann? Die Hauptbeleuchtung im Waggon war ausgeschaltet, weil alle schliefen, aber das war nicht die Erklärung, denn im Boboli konnte es

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