Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Katze hinter den Kulissen

Titel: Eine Katze hinter den Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Adamson
Vom Netzwerk:
tun
würde, damit du mit mir Händchen hältst.«
    Ich blickte ihn lange an und viele Gedanken über
den verrückten Basillio schössen mir durch den Kopf.
Natürlich machte ich mir auch Sorgen um ihn. Wieder einmal war ich
erstaunt, als mir bewußt wurde, daß er und ich einmal ein
Liebespaar gewesen waren. O ja, ich hatte ihm noch einiges zu sagen -
und zwar bald. Aber nicht jetzt.
    8
    Lucia saß auf ihrem riesigen Sofa, als Basillio
und ich ihre Wohnung betraten. Obwohl sie nur kurze Zeit im
Gefängnis gewesen war, konnte man ihr die traumatische Erfahrung
doch deutlich ansehen. Ihre Haut war straff über das Gesicht
gespannt und kalkweiß. Sie bewegte ihre Hände ruhelos im
Schoß, als ob ihre Finger auf der Suche nach einer
tänzerischen Geste seien.
    Auf der anderen Seite des großen Raumes
saß eine Fremde: eine hübsche kleine schwarze Frau mittleren
Alters. Sie las in einer französischen Zeitung.
    Ich machte Lucia und Tony miteinander bekannt.
Daß sie keine Anstalten machte, uns die Frau vorzustellen,
bestätigte meine Annahme, daß es sich um eine
Krankenschwester handeln mußte. Wahrscheinlich hatte die Familie
Maury sie engagiert, damit sie nach diesen erschütternden
Erlebnissen ein Auge auf Lucia hatte.
    »Man sieht es deiner Freundin wirklich an,
daß sie einen Haufen Probleme hat«, flüsterte Tony mir
zu, als ich mich gerade neben Lucia auf das Sofa setzen wollte.
    Ich glaube nicht, daß Lucia mitbekommen hatte,
was Tony gesagt hatte, aber sie war ganz offensichtlich nicht erfreut
über seine Anwesenheit. Er blieb stehen, wippte auf den Fersen hin
und her und lächelte. Er trug ein einfaches Sweatshirt und eine
schwarze Hose von der Art, wie auch Busfahrer sie tragen. Immer mehr
Menschen schienen sich in diesen Tagen in Tonys Gegenwart unbehaglich
zu fühlen, und zwar weniger wegen seiner Kleidung als wegen seines
Grinsens, das meistens völlig unangebracht war.
    Lucia griff nach meinem Arm, und ich wäre beinahe zusammengezuckt - ihre Hand war kalt wie Eis.
    »Ja, so ist es gut, Alice«, sagte sie.
»Komm her und setz dich neben mich, wie Splat es immer getan hat.
Ich kann den alten Kerl förmlich vor mir sehen, wie er hier sitzt
und sich putzt.«
    Ich nickte. »Lucia, hat Frank Brodsky dir von unserem Gespräch erzählt?«
    »Ja. Ich bin dir so dankbar für deine
Hilfe, Alice.« Plötzlich wurde ihre Stimme schrill.
»Du mußt mir helfen, Alice! Diese Pistole gehört nicht
mir! Ich habe keine Ahnung, wie sie da hingekommen ist, das
schwöre ich! Sie gehört mir nicht!«
    »Hör mir mal zu, meine Liebe«, sagte
ich bestimmt. »Mich brauchst du davon nicht zu überzeugen.
Aber ich muß jetzt jemanden finden, der weiß, wo und wie
Dobrynin seine letzten Jahre verbracht hat. Nachdem er ... ausgestiegen
ist, wenn man das so nennen kann. Nachdem er einfach alles
hingeschmissen hat.«
    »Er ist wahrscheinlich obdachlos geworden.«
    »Das weiß ich. Aber vielleicht hat er mit
irgendeinem seiner ehemaligen Bekannten manchmal noch Kontakt gehabt,
auch wenn er den größten Teil seiner Zeit unter dem West
Side Highway verbracht hat.«
    »Du hast ja keine Ahnung, Alice, in was
für einem Zustand er war. Es war unmöglich, vernünftig
mit ihm zu reden. Er war völlig durchgedreht. «
    Ich schwieg einen Augenblick. »Woher
weißt du denn, daß man nicht ›vernünftig mit
ihm reden‹ konnte? Wenn du keinen Kontakt mehr zu ihm hattest,
woher weißt du dann, daß er durchgedreht war?«
    »Ich weiß es halt!« stieß sie
mit der Kraft der Verzweiflung hervor, so daß die schwarze Frau
drüben schon aufstehen wollte.
    »Lucia«, sagte ich langsam, »du
hast gesagt, daß du Dobrynin nach dem Ende eurer Affäre
nicht wiedergesehen hast. Ist das die Wahrheit oder nicht?«
    Lucia wich meinem Blick aus. »Nein«, sagte sie verbittert, »ich habe ihn danach noch einmal gesehen.«
    »Nachdem er von der Bildfläche verschwunden war?«
    Sie nickte und hatte offenbar Schwierigkeiten, ihre
Fassung zu bewahren. Tony, der während unserer Unterhaltung
langsam näher gekommen war, trat jetzt wieder einen Schritt
zurück, als ob er Lucia Luft lassen wollte.
    »Er hat hier einen furchtbaren Aufstand
gemacht«, fuhr sie fort. »Es war wirklich schrecklich. Er
kam ins Haus und verlangte mich zu sprechen. Der Portier hat versucht,
vernünftig mit ihm zu reden, aber am Ende hat er ihn rausgeworfen.
Es war wirklich ein dummer Zufall, aber ich kam gerade von der Arbeit
nach Hause, als er noch unten in der Lobby war.«
    »Warum war er

Weitere Kostenlose Bücher