Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
sagte sie ausweichend. »Wollen wir uns jetzt die Bibliothek ansehen?«
»Der Anwalt hat seinerzeit jemanden geschickt, der alles unter die Lupe genommen hat«, erklärte Henry, als sie einen mit Bücherregalen gesäumten Raum betraten, eine offensichtlich maßgefertigte Bibliothek. »Aber der Mann hat zugegeben, dass er sich mit alten Büchern nicht besonders gut auskannte. Er hat nach irgendetwas gesucht, das offenkundig eine Erstausgabe war, hat jedoch nichts Derartiges gefunden. Er hat den Gesamtwert der Bücher auf fünfhundert Pfund geschätzt und ist dann nach Hause gefahren. Ich glaube, er war zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich müde.«
»Bedeuten die Bücher Ihnen sehr viel? Würden Sie sie vermissen, wenn Sie sie verkauften?«
»Nein, eigentlich nicht. Das Haus ist zwar schon seit längerem im Besitz der Familie, aber ich habe es nicht von meinen Eltern geerbt, sondern von einem Onkel. Das klingt ein wenig unwahrscheinlich, ich weiß, doch es ist die Wahrheit.«
»Oh, ich glaube Ihnen. Ich selbst habe auch nur wegen eines Onkels mit dem Auktionshaus zu tun.«
»Das haben Sie mir noch nie erzählt.«
»Nein?« Flora wollte sich nicht vom Thema ablenken lassen. »Hier stehen eine Menge Bücher. Selbst wenn keine besonders kostbaren Bände darunter sind, dürfte sich doch bei den vielen Büchern ein hübsches Sümmchen zusammenläppern, meinen Sie nicht auch?«
Er zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Sie sind die Auktionatorin in Ausbildung.«
»Wenn Sie das Haus renovieren wollen, müssten Sie sie sich ohnehin vom Hals schaffen. Es sei denn, Sie würden sie irgendwo einlagern. Das könnte ziemlich teuer werden.«
»Das würde ich sicher nicht wollen. Ich sage Ihnen was, wenn Sie Ihren Vetter oder wen auch immer dazu bewegen können, hierherzukommen und sich das Ganze einmal anzusehen, und wenn er dann meint, es würde sich für mich lohnen, die Bücher versteigern zu lassen, dann darf Ihr Chor meine Orangerie benutzen.«
»Ich verstehe.«
»Aber ich möchte als Gegenleistung, dass das Auktionshaus mit der Provision heruntergeht. Ich kenne mich aus mit Auktionshäusern, die nehmen Geld vom Käufer, Geld vom Verkäufer und kassieren obendrein noch eine Gebühr.«
»Ich glaube nicht, dass Ihnen ganz klar ist, wie viele Kosten eine Auktion verursacht«, begann Flora.
»Nein, das ist mir nicht klar. Doch Sie bitten mich um eine Gefälligkeit. Können Sie mir im Gegenzug einen Handel anbieten?«
Flora dachte kurz nach. »Nein. Nicht, ohne Rücksprache zu nehmen. Außerdem kann ich nicht beurteilen, ob wir hier irgendetwas finden, das auch nur einen roten Heller wert wäre.«
»Ich will die Bücher loswerden.«
»Wir könnten eine Haushaltsauflösung arrangieren, das wäre nicht weiter schwierig, aber wenn Sie wollen, dass einer unserer Sachverständigen« - Henry konnte nicht wissen, dass sich die Experten im Büro nicht gerade gegenseitig auf den Füßen standen - »herkommt und eine Schätzung vornimmt, dann werden wir jeden Penny der Gebühren brauchen, die wir möglicherweise damit verdienen.«
»In diesem Fall bin ich mir nicht sicher, Flora. Diesen Auftrag könnte ich jedem Auktionshaus geben. Als Gegenleistung für eine Gefälligkeit möchte ich schon etwas mehr sehen.«
»Mir war nicht bewusst, dass es hier um einen Austausch von Gefälligkeiten geht. Ich dachte, Gefälligkeiten wären etwas, das einem die Leute aus reiner Herzensgüte erweisen.«
»Nicht alle Leute«, antwortete er mit einem Grinsen, das seine Worte Lügen strafte. »Mir ist die Herzensgüte restlos ausgegangen.«
»Nun, das ist wirklich schade. Aber egal. Der Chor kann sein Konzert ohne weiteres in unserer Halle in der Stadt geben.« Sie klimperte genau ein einziges Mal mit den Wimpern, dann sah sie auf ihre Armbanduhr, ohne jedoch wirklich wahrzunehmen, wie spät es war. »Ich mache mich dann mal besser wieder auf den Weg. Vielen Dank, dass Sie mir Ihre Zeit geopfert haben. Es tut mir leid, dass ich so viel davon verschwendet habe.«
»Moment mal! Gehen Sie doch nicht beleidigt weg! Es gibt immer noch einen gewissen Spielraum für Verhandlungen.«
Genau das hatte Flora gehofft. »Oh?«
»Gehen Sie mit mir essen?«
Es machte ihr Spaß, mit Henry zu flirten. Genau wie sie schien er eine natürliche Begabung dafür zu haben - er flirtete so selbstverständlich, wie er atmete -, und dieser Umstand sagte ihr, dass er ihr gegenüber keine wirklich ernsten Absichten verfolgte. Ihre ganze Beziehung war so wunderbar
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